“Pickmäijers” – ein Gedicht von Carl van der Linde

Im Jahre 1861wurde Carl van der Linde in Veldhausen geboren. Nach dem Schulbesuch  absolvierte er eine Buchdrucker- und Schriftsetzerlehre im benachbarten Neuenhaus. Es folgten Wanderjahre durch Deutschland und Südeuropa. 1884  fand er eine Anstellung bei einer Zeitung in Hamburg. Nebenbei veröffentlichte er satirische Gedichte Zeitschriften.

1911 kehrte er in die Grafschaft zurück, wo er bis zu seinem Tode (1930) blieb.

Er veröffentlichte zahlreiche denkwürdige Gedichte und Geschichten in plattdeutscher Sprache.

 

Pickmäijers

 

In Holland, wo´t de groten Moaten giff,

De Buur völl Kohne up de Wäide driff,

Dor gaff´t in frog´re Tied nich Lö genog,

Dat Größ te mäijen, wenn et dicht en hoch,

De Hollanders betaalden grote Summen

En löten Mäijers sick ut Dütschland kummen.

 

To de Tied was hier de Verdeenst men knapp,

En vake was gin dröäge Broat in´t Schapp;

Dorüm ok, kwamp de Sommertied heran,

Günk geern noa Holland ieder steew´ge Mann,

Uem met de blanken nederlandschen Güllen

Den lögen Tück sick düchtig wer to füllen.

 

In grote Koppeln löpen´s hen te Foot,

Den linnen Büül up Siet, van Stroah den lichten Hoot,

Dat kläine Piepien kregel in den Beck,

De Swaa up´d Rügge, günk de grote Treck. —

En kwammen´s an, begünnt dor foort dat Mäijen,

Froh günk´t all loß, fönk an de Hahn te kräijen.

 

De Sünne schiende heet ehr wall up´t Liew,

De starke Sweet mök ehr de Bütte stiew. —

Dorüm was altied heel grot dat Pleseer,

Kwamm´n se gesund en sunder Fiebers wer.

Geld in´n Tück, vörby was all dat Quällen,

By Frau´en Kind günk nu et an´t Vertellen.

 

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Wat heff´t sick andert in de lange Tied!

De dütschen Mäijers lopt nich mehr soa wiet,

De groten Moaten seht de Swaa nich mehr,

En Dagwark mäiht wot nu in een Kateer, —

Maschinen hebbt de Welt heel ümmekrempelt,

En Menschen ok sind to Maschinen stempelt.

 

Carl van der Linde

 

Quelle: Der Grafschafter. 6. Jg., Nr. 1 vom Mai 1926.

 

Die Borkumer stellten die Kapitäne… 1

… und die niederländischen Reeder die Schiffe!

Die norddeutschen Heuerleute bildeten die Besatzung!

In diesem Buch sind die Hintergründe erläutert:

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Warum waren so viele Heuerleute (vor allem aus dem Oldenburger Münsterland)

als Walfänger unterwegs?

 

“https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Als-die-Norddeutschen-auf-Walfang-gingen,walfangimnorden101.html

Die Jagd auf den Wal war äußerst lohnend.

Schon in einem Jahr konnte ein Schiff die Kosten für seinen Bau und seine Ausrüstung wieder einfahren.

Kein Wunder, daß ein Wettlauf aller europäischen Nationen in die Fanggebiete einsetzte. Die arktischen Gewässer wurden zu den „Goldminen des Nordens”.

In dieser Zeit konnte man die Wale in Menge und Überfluss in den Baien (Buchten) Jan Mayens und Spitzbergens erbeuten, sie an das Land bugsieren, um sie dort abzuspecken und die Baden herauszuschlagen.

Die „Baienfischerei” war eine Zeit, daß „man nicht allein an den Fisch hinrudern konnte, sondern auch, wenn er geschossen war, vielmals die anderen Fische wegscheuen oder mit dem Riemen auf den Leib schlagen und aus dem Wege jagen mußte, damit man dem festgemachtem Fisch beikommen konnte.

Es war sodann nichts seltsames, dass an einem Ort viele Fische, weil sie einfältig waren, gefangen wurden”.

Teerling, Hans: Aus Borkums Vergangenheit. Geschichtliche, kulturgeschichtliche und volkskundliche Betrachtungen. Berichte und Bilder zur Walfängerzeit, Borkum 1980.

Dieser Bauernsohn will kein Heuerling werden

Er heiratet eine holländische Witwe.los-kaldenbach

Nach Aussagen des niederländischen Fachforschers Jos Kaldenbach ist das viel häufiger geschehen, als man bisher angenommen hat.

Foto: Archiv Robben

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Diese Kopie stammt aus dem Archiv von Lübbert zur Borg aus Menslage – Borg

Von Heilkünstlern und Ärzten

Die Versorgung von Kranken lag damals vornehmlich in der Hand der Familienangehörigen. Gerade die Heuerleute hatten in der Regel nicht das Geld, einen “Medicus”zu bestellen.

Insbesondere vor diesem Hintergrund ist der Aufsatz von Heiko Bockstiegel über die früheren Verhältnisse im Bersenbrücker Land sicherlich von Interesse.

aus: Am heimischen Herd, Nummer 1, 60. Jahrgang, Bersenbrück 2009, Seite 43/44

 

Ein Krankenhaus im heutigen Sinne hat es zu jener Zeit in der Stadt noch nicht gegeben. Immer wieder ist aber von Ärzten die Rede. Im Jahre 1546 wird zum ersten Male in Quakenbrück ein Arzt erwähnt, ein Meister Hinrich, der damals übrigens gerade „gefänglich eingezogen” war. 1560 erwarb dann der Arzt Christoffer Olgeschlager die Bürgerrechte; der 1630 erwähnte Arzt Meister Christoffer ist vermutlich sein Sohn oder Enkel gewesen. 1802 verzeichnete man hier vier Ärzte und einen Chirurgus. Im Einwohnerverzeichnis von 1807 (im Archiv des Stadtmuseums) erscheinen „Doct. de Ruyter” und Dr. Hettling als „medicus” sowie H. Lahrmann als „chirurgus”.

Die früheren „Meister” betätigten sich ursprünglich auch als Apotheker, die “‘Unke und Salben selbst anfertigten.

Zwischen 1830 und 1840 soll es in Quakenbrück einen Mann gegeben haben, der das „kalte Fieber” vertreiben konnte und großen Zuspruch hatte. Die Kranken mussten sich vor Sonnenaufgang mit einem Gefäß Urin an das Haseufer begeben und diesen über den Kopf hinweg in die Hase gießen. Am Haseufer hätte man, so die Saga, oft eine größere Menge vermummter Gestalten mit großen Mänteln, unter denen die Geschirre verborgen waren, sehen können, die ängstlich besorgt waren, bei ihrem „Geschäfte” nicht erkannt zu werden. Der Heilkünstler erkrankte später selber am „kalten Fieber”, ließ sich aber von dem Quakenbrücker Arzt Dr. Eymann behandeln, weil er für seinen Fall nicht an die Wirkung des Mittels glaubte.

Anfang der 1860er Jahre gründeten Bürger beider Kirchengemeinden einen “Verein zur Verbesserung der Krankenpflege”, aus dem sich später das Evangelische Krankenhaus an der Grünen Straße entwickelte. Die Führung hatten die Geistlichen sowie der damalige Arzt, der „Königliche Kreisphysikus”         und „Geheime Sanitäthsrath” Dr. Carl Gabriel de Ruyter (* 25. April 1818 in Quakenbrück). Dieser versprach 1884, sein Möglichstes zu tun, das Verpflegungsgeld im Krankenhaus von 1 Mark auf 90 Pfennig zu ermäßigen. Schon der Vater de Ruyters, dessen Familie aus Holland stammte, Franz Heinrich de Ruyter (1772-1841), hatte in Quakenbrück über ein halbes Jahrhundert hinweg als Arzt und Amtsphysikus gewirkt.

Nach den Lebenserinnerungen seines Verwandten, des Justitiars Dr. Friedrich Wilhelm Andre, war Medizinalrat Dr. Carl Gabriel de Ruyter „ein sehr liebenswürdiger Mensch und tüchtiger Arzt”. Nach dem Medizinstudium in Göttingen und Berlin, seiner Promotion und Ablegung des Staatsexamens wurde de Ruyter am 28. August 1840 in Quakenbrück als Arzt angestellt. 1853 erfolgte seine Ernennung zum Landphysikus, 1864 zum „Geheimen Sanitätsrat” und  schließlich 1875 zum „Königlichen Kreisphysikus”. Der Großherzog von Oldenburg nehmen, ihn als langjährigen Bahnarzt mit dem Ritterkreuz erster Klasse des Oldenburgischen Haus- und Verdienstordens auszuzeichnen.

Wohnhaus und Arztpraxis de Ruyters befanden sich im Haus Kleine Mühlenstraße 9, wo bereits sein Vater tätig gewesen war. Das urtümliche Fachwerkhaus wurde später von der Familie Robert Kleinert bewohnt und 1972 abgebrochen. In jungen Jahren hatte de Ruyter aufgrund der schlechten Wegeverhältnisse die Landpraxis zu Pferde auszuführen und deshalb an der Straßenseite des Hauses einen Pferdestall eingerichtet. Dieser Stall ist später in ein Wohnzimmer umgewandelt worden, jedoch so weit zur Straße vorgeschoben, dass man durch ein Seitenfenster die Straße überblicken konnte. für Quakenbrück typische sogenannte „Utlucht” hatte eine bedeutende Verschmälerung des Bürgersteiges zur Folge, der zuletzt nur noch eine Breite von wenigen Zentimetern hatte.

In einer Petition Quakenbrücker Bürger vom 25. März 1884 heißt es über de Ruyter: „Ehe ein neuer Arzt hierher kommt, sind die Bewohner Quakenbrücks allein auf den Herrn Sanitätsrat Dr. de Ruyter  angewiesen, der Chirurgie und Geburtshilfe nicht ausübt … Herr Sanitätsrat Dr. de Ruyter, aus einer alten, seit vielen Jahren wohlangesehenen Familie eines Arztes stammend und mit vielen Familien in Stadt und Land durch seine lange Thätigkeit sehr bekannt, hat eine große Stadtpraxis und eine nicht unbedeutende Landpraxis … Herr Dr. de Ruyter hat als Kreisphysikus ein Fixum und bezieht aus seinen amtlichen Reisen und den Impfgeldern noch eine nicht unbedeutende Nebeneinnahme. Dazu kommt, dass er auch Arzt für die oldenburg. und rhein. Bahn ist und außerdem das Krankenhaus sowie die Gesellen-Kasse unter sich hat”.

Geheimrat Dr. Carl Gabriel de Ruyter starb am 29. März 1899 und wurde im heute noch bestehenden Familiengrab auf dem evangelischen Friedhof beigesetzt. Der an der Mauer zur Badberger Straße befindliche Grabstein trägt die Aufschrift „Die Liebe höret nimmer auf”. Sein Sohn, der Privatdozent Gustav de Ruyter, wurde dirigierender Arzt des Paul-Gerhardt-Hospitals in Berlin-Kreuzberg. Von ihm stammt das 1917 in zehnter Auflage erschienene „Kompendium der speziellen Chirurgie. Für Studierende u. Ärzte”.

 

Jürgen Hellweg HV Borgholzhausen

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betätigt sich im Heimatverein Borgholzhausen e.V. als Kassenwart und “Archivar”. Derzeit inventarisiert und digitalisiert er dort über 40.000 historische  Fotos des Heimatvereins. Seit vier Jahren ist er Rentner (Jahrgang 1948). Davor war er als Sparkassenbetriebswirt in verantwortlicher Stelle bei der Kreissparkasse Halle (Westf.) tätig.

Herr Hellweg bereichert www.heuerleute.de mit Fotos und Texten aus dem Ravensberger Land.

Sohn zieht mit Mutter ins Backhaus

Herm Bernd Gürdekamp wollte offensichtlich kein Heuermann werden.

Er zieht mit seiner Mutter 1774 in das Backhaus des Hofes,

So hatte er wenigstens ein wenig Eigenständigkeit vor der Hofherrschaft seines älteren Bruders.

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Dieses Backhaus steht heute auf dem Heimathof in Emsbüren.

Vom Heuermann zum Pachtbauer

Freud und Leid auf dem Lande

von Anna Gerke

in: Der heimatliche Herd, Band 32, Bersenbrück 2011, Seite 400

Am 7.10.1921 wurde ich in Grönloh geboren. Meine Eltern, Dietrich Kramer und seine Frau Hermine geb. Kettler, wohnten mit den Eltern meiner Mutter, Hermann Kettler und Catherine geb. Haferkamp, in einem Mietshaus (eindeutig ein Heuerhaus s. u., Anm. des Einstellers) von Otto Brake-Middelkamp. Sie bewirtschafteten etwa 5 Hektar, sie hatten drei bis vier Milchkühe, einige Schweine und Hühner, und der Opa hatte auch Gänse. Sie hatten auch ein Pferd, das war nicht immer so bei den Heuerleuten, meistens wurde es vom Bauern ausgeliehen gegen Geld oder Hilfe.

Mein Bruder Hermann wurde am 7.2.1926 geboren, der ist leider im zweiten Weltkrieg in Russland vermisst. Wir hatten eine schöne Kindheit mit den Nachbarkindern.

Arbeiten beim Bauern

Oft waren wir mit den Großeltern allein, da die Eltern beim Bauern viel Hilfe leisten mussten. Unsere Mutter musste dort auch bei der großen Wäsche helfen und beim Schlachten. Der Vater half beim Ausmisten und beim Kartoffel pflanzen. In der Heuernte, Getreideernte, Kartoffel- und Rübenernte mussten die Eltern beide helfen.

Zum Stoppelrüben ziehen musste auch immer einer helfen. Der Vater hatte noch die Gräben sauber zu machen und die Wege auszubessern, Holz fällen, sägen und spalten. Die großen Bauern hatten meistens zwei Knechte und zwei Mägde. Bei den großen Bauern wurden im Winter meistens drei Schweine und ein Bulle oder Rind geschlachtet. Das musste alles verarbeitet werden, es dauerte meist drei Tage.

Mündlicher Zeitzeugenbericht

Die Bauern hatten es besser

Der Bauer und seine Frau hatten es früher besser, sie brauchten nicht so hart zu arbeiten, hatten viel “Visite” und fuhren “auf Visite” im frisch gewaschenen Kutschwagen mit zwei blank geputzten Pferden davor. Das musste natürlich der kleine Knecht vorbereiten, beim Ausspannen half auch ein Knecht des anderen Hofes, und der musste so lange aufbleiben und wieder einspannen, wenn es nach Hause gehen sollte. Dafür gab es dann eine Reichsmark. Die Magd blieb auch so lange auf und musste das Geschirr abtragen und abwaschen, dafür gab es auch ein kleines „Trinkgeld“.

Schöne Kinderjahre – aber Pflichten

Mein Bruder und ich hatten schöne Kinderjahre. Wir besaßen etliche Spielsachen, ich hatte einen Puppenwagen mit zwei Puppen, eine kleine Puppenstube, einen kleinen Kaufmannsladen und ein kleines Kaffeeservice. Mein Bruder hatte ein Schaukelpferd, einen Handwagen, an dem sein Name stand. Dann hatte er noch kleine Schimmel auf Rädern mit einem Wagen dahinter, eine kleine Eisenbahn, eine Dampfmaschine und einen Stabilbaukasten.

Wir hatten schon früh Pflichten: Holz reinholen, Hühner füttern und Eier su-chen. In den Heuerhäusern war ein offenes Flett, der Herd stand oben auf der Diele, daneben der Viehkessel, so dass der Rauch zur Diele ging. Oben im Haus war ein “Wiemen”, wo Würste, Speck und Schinken geräuchert wurden. Wir mussten auch für den Bauern mit räuchern.

aus persönlichen Berichten