Schafhaltung

In der entwaldeten Mark konnten nur noch besonders genügsame Schafrassen gehalten werden.

2.3

Allerdings kam es durch die Bevölkerungsvermehrung zu einer Überweidung der Marken.

Auf dem unteren Foto kann man im Hintergrund Schafe auf purem Sand sehen. Das Foto könnte auch aus der Sahara stammen.

Wüsten ähnlich

Schweinehaltung

Diese Übersicht zeigt die besondere Bedeutung der Mark auch für die Sauenhaltung

 

 

 

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Schon im Mittelalter war die sog. Eichelmast verbreitet, wie dieses Bild zeigt…

aus: wikimedia commons

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Schweinemast

Diese Übersicht aus dem Altkreis Lingen zeigt die Bedeutung der Mark für die     Schweinemast

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               Nur ein Sauhirt reichte als Aufpasser – ein Heuerling?

Foto: Michels (1956)

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Plaggenstich

 

Der Plaggenstich in der Mark

Plaggenstich fotostich1 Foto: wikimedia commens

Die wenigen Ackerflächen der Bauern und Heuerleute wurden mit Plaggen gedüngt. Diese Sodenstücke stach man aus den Heideflächen in der gemeinsamen Mark mit einer speziellen Hacke.  Einfacher ging das mit einem Plaggenpflug, der von einem Pferd gezogen wurde. In mühevoller Arbeit brachte man dann diesen abgeschälten Heidegrund als Einstreu in die Ställe, wo er  sich mit dem  Viehdung  vermischte.

Anschließend wurde diese schwere Fracht auf den Acker verbracht und dort als dringend nötiger Dünger verteilt. Durch diese Sandumschichtung von den Markengründen auf den Esch wuchsen die Äcker im Laufe der Jahrhunderte teilweise um mehr als einen Meter.

Gerade für die Heuerleute bestand hier ein großes Problem: Der Transport der sehr schweren Plaggen aus den weiter entfernt liegenden Markengründen musste mit einem Ackerwagen geschehen. Mit einer kleinen Schiebkarre, einem Handwagen (Foto Robben) und bloßer Menschenkraft war das nicht zu machen.Handwagen

Also war die Heuerlingsfamilie auf das Gespann des Bauern sowohl beim Herantransport der Plaggen aus der Mark als auch beim Ausbringen des Düngers auf den Acker dringend angewiesen.

Gerade hier zeigte sich wieder, wie abhängig der Heuermann von seinem Bauern war: Das Ausleihen des Pferdegespanns musste mehrfach teuer bezahlt werden. Hier war die Verrechnung von Bauernhof zu Bauernhof und auch von Ort zu Ort verschieden. Mindestens die dreifache Zeit der Inanspruchnahme von Pferd und Wagen musste die Heurlingsfamilie mit eigener körperlicher Arbeit auf dem Hof des Bauern entgelten. Allerdings fiel das Plaggenstechen in die weniger arbeitsintensive Winterzeit und der Zeitdruck wie bei der Ernte war nicht so gegeben, dennoch hat sich mancher Heuerling auch hier eine Unabhängigkeit vom Bauern ersehnt und hat seine Kühe angespannt. Das war aber in der Praxis häufig nicht so einfach, den Kühe sind als Zugtiere weit weniger geeignet als Pferde.

Dennoch reichte diese Düngergabe bei weitem nicht aus, um eine Ernte nach unseren Vorstellungen auf dem Acker zu erzielen.

Man versuchte, immer nur kleine Insel zu entplaggen – wegen der Wehsandgefahr.

Hierüber wird im Unterpunkt Verödung berichtet.

Plaggenhieb vorsichtig

Als dann allerdings dieser Plattenpflug aufkam, wurden die Heideflächen mit System großflächig abgeplaggt.Plaggenpflug
Das Schicksal nahm seinen Lauf….

 

3.7

Foto: Archiv Tecklenburg

Honig durch Bienenstöcke

Honig aus den Markengründen

Das Leben der nordwestdeutschen Landbevölkerung war überwiegend karg – aber süß.

Die Imkerei erzeugte viel Honig!

Da waren die Heuerleute dabei – direkt und indirekt.

Ein Heuermann aus der Grafschaft Bentheim war wirtschaftlich erfolgreich durch den Handel mit Wachs

Der Großvater von Josef Völkers (66 Jahre alt) war bis 1928 bei einem Bauern in Engden in der Grafschaft Bentheim mit seiner Familie in einer Heuerstelle.

Neben seiner gepachteten Landwirtschaft hatte er ein einträgliches Geschäft Kap3-Bild-10-Böckenhoff-Grewing-0039-S.288-Bienenstand-blühenden-Heide-1927aufgebaut: Er war im Herbst mit seinem eigenen Pferdefuhrwerk unterwegs – eigentlich unerschwinglich für Heuerleute –  und kaufte von den Imkern in der Region den ausgepressten Bienenwachs auf. Zuhause kochte er diesen „rohen“ Wachs in seinem Wasch- und Futterkessel auf.

Danach verarbeitete er diese Naturware so, dass sie in passenden Tuchsäcken abtransportiert werden konnte. Diese verkaufte er insbesondere an Kerzenfabriken in der weiteren Umgebung.

Dieser Handel – kombiniert mit der Aufarbeitung des Wachses – brachte ihn finanziell in die Lage, 1928 einen eigenen Hof mit 19 ha in Bramsche bei Lingen zu kaufen.

Damit war er ein besonders geachteter Mann.

Welche reiche Honigernten gab es damals.  Körbe von  einen Zentner und mehr waren keine Seltenheit. Das beste Honig Jahr soll 1895 gewesen sein. Ein Imker erzählte, dass ihm ein Standvolk mit Vorschwarm, Nachschwarm und Heideschwamm 270 Kilogramm Honig einbrachte.

Unter Imkern galt der Spruch: Ein gutes Honigjahr ist besser als ein gutes Roggenjahr. Sehr gute Honigjahre waren die Jahre 1911 und 1914. Da ist es nicht verwunderlich, dass mancher Öhm seinem Bruder dem Bauern a  beachtliche Summen Geldes geben konnte, um die Gebäude auf dem Hof zu verbessern und zu erneuern. An diese ertragreichen Zeiten erinnerten nach dem 2. Weltkrieg die vielen stabilen, doch damals leider schon verwaisten Bienenschauer auf den Bauernhöfen.

Teilung der Marken

 

                                                     Nur für die besitzenden Bauern  – ohne die Heuerleute

 

Als in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Wert der Abraumsalze Kali und Kainit erkannt wurde, Phosphor und Stickstoff als Düngemittel hinzutraten, änderte sich die wirtschaftliche Bedeutung Nordwestdeutschlands sehr stark. Die Erträge der Kulturpflanzen wurden ergiebiger, es konnte deutlich mehr Vieh gehalten werden. So gab es auch erheblich mehr natürlichen Dünger. Darum ging man daran, die besseren Heideflächen zu kultivieren oder aufzuforsten, denn man brauchte ja die vielen Heideflächen nicht mehr zur Einstreu. Das Landschaftsbild änderte sich vollkommen. Damit wurden aber auch für die Imker die Aussichten auf eine gute Honigernte schlechter.

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Manche Marken wurden allerdings schon viel eher geteilt. Hier ein Beispiel dafür aus dem Katasteramt in Lingen:

Markenteilung berge

Für die Heuerleute war diese Aufteilung der großen Markengründe ein Fiasko.

Auf heute übertragen muss man sich das etwa so vorstellen, dass man uns einen gewichtigen Teil unseres Einkommens ganz einfach streichen würde.
So konnten viele Heuerleute danach auch nur noch allenfalls die Hälfte an Nutztieren halten, weil ihnen die Futtergrundlage fehlte.

Das war dann auch ein entscheidender Beweggrund für viele Landlose nach Amerika zu verschwinden.

Fotos: Böckenhoff - Grewing

Markenteilung

        Die Marken wurden vermessen – und unter den Bauern aufgeteilt!

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Als in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Wert der Abraumsalze Kali und Kainit erkannt wurde, Phosphor und Stickstoff als Düngemittel hinzutraten, änderte sich die wirtschaftliche Bedeutung Nordwestdeutschlands sehr stark. Die Erträge der Kulturpflanzen wurden ergiebiger, es konnte deutlich mehr Vieh gehalten werden. So gab es auch erheblich mehr natürlichen Dünger. Darum ging man daran, die besseren Heideflächen zu kultivieren oder aufzuforsten, denn man brauchte ja die vielen Heideflächen nicht mehr zur Einstreu. Das Landschaftsbild änderte sich vollkommen. Damit wurden aber auch für die Imker die Aussichten auf eine gute Honigernte schlechter.Bild1

Frühere Bedeutung der Marken

Heute ist jeder Quadratmeter Grund und Boden fest vermessen und hat seinen genau festgelegten Wert. Aus dieser Erfahrung heraus ist es kaum vorstellbar, dass in früheren Jahrhunderten der größte Teil des Landes sich im Allgemeinbesitz befand. Während die Geschichtswissenschaften sich – zumindest vordergründig betrachtet – mehr mit den Mächtigen und Reichen beschäftigt hat, ist der Forschungstand rund um die Lebensumstände der Landbevölkerung, die bis in das 20. Jahrhundert die Mehrheit stellte, eher schmaler. So ist es insbesondere um die Quellenlage der Markengeschichte bestellt.

Umso erfreulicher ist es nun, dass für den Nordwestdeutschen Raum ein neues Werk zu dieser Thematik auf dem Markt ist von Silvia Dertwinkel mit dem Thema: Geschichte der Marken in Hollich, Sellen und Veltrup von den Anfängen bis zur Auflösung, erschienen in Steinfurt im Jahre 2015.

Diese neueren Erkenntnisse sollen in den folgenden Betrachtungen zur Geschichte der Marken schwerpunktmäßig mit einfließen. So heißt es dazu in der Einführung

Die vielen unterschiedlichen Aspekte, die mit der Markengeschichte verbunden sind, machten die Forschungen zu einer sehr komplexen, aber ungemein facettenreichen Arbeit. Das vorliegende Ergebnis ein erster fundierter Einblick in die Welt der Marken, aber auch ein Blick in das Leben der Vorfahren, das sich doch in wesentlichen Teilen unterscheidet von dem, was man vermutet.

Was sind Marken:
Insgesamt, so stellt Silvia Dertwinkel einleitend fest, ist die Quellenlage zu dieser Thematik nicht nur bei den Steinfurter  Marken dürftig.Heidelandschaft

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Entstehung in die Zeit der ersten Landnahme im elften Jahrhundert fällt. An das um die Höfe gelegene genutzte Ackerland schlossen sich Wald- und Heideflächen als „herrenlose Wildnis“ an, die später als Allemende oder auch als Mark bezeichnet wurden. Angesichts geringer Ernteerträge waren die damaligen Bauern  auf diesen unkultivierten Boden angewiesen. Hier konnten sie ihr Vieh weiden lassen, Torf stechen, Holz schlagen und vor allen Dingen Plaggen stechen. Diese brachte man als Einstreu in die Ställe. Mit den Kot der Tiere gemischt konnten nur so die Ackerflächen ein wenig gedüngt werden.

Die Zeichnung oben (aufgenommen im Kreismuseum in Bersenbrück) zeigt die weite Ausdehnung der Markengründe. Im Vordergrund sind auch schon Sandblößen zu sehen, die dann zu Wehsanden wurden.

Heide luftaufnahme

Diese Luftaufnahme (Archiv Robben) entstand über dem Bombenabwurfplatz Nordhorn Range. Hier sind die früheren Markenverhältnisse in der Weite der  nahezu unberührten Natur noch am ehesten erhalten.

Der enorme Anteil der Marken in Nordwestdeutschland beweist diese Übersicht:

aus: Schwerter, Seite 17

49 Bodennutzund anteil mark