Die Seefahrtschule in Mühlen

Hier sollten Heuerleute auf den Walfang vorbereitet werden.

So richtig erfolgreich war die Einrichtung nicht!

Die erfahrenen Väter brachten ihren Söhnen das Handwerk bei…

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Walfang

Der harpunierte Wal tauchte sofort in die Tiefe, sirrend folgte die Leine. Alle im Boot halfen, die auslaufende Leine klar zu halten. Mit einem nassen Lappen benetzte der Leinenschießer den Bootsrand oder die Rolle, über welche die Leine ablief. Kräftig wurde teerlingweiter gerudert, weil die Leine nicht plötzlich steif werden durfte. Sie würde dann reißen. Lief die erste Leine aus, wurde eine zweite oder gar dritte angeknotet. Wurde die Leine schlaff, war das ein Zeichen, daß der Wal wieder auftauchte. Jetzt wurde gestoppt, und man begann zu streichen, d.h. rückwärts zu rudern. Es ging darum das Tier zu ermüden. Die Jäger wußten das Erfahrung, wo die Beute wieder auftauchen würde. Das Wasser färbte sich dort dunkel, und der Wal durchbrach schnaufend und nach Luft schnappend die Wasseroberfläche. Darauf warteten schon die Männer in den anderen Schaluppen. Es ging darum, durch weitere Harpunen den Wal sicher festzumachen. Das Tier versuchte, sich durch mehrmaliges Tauchen seiner Verfolger zu entziehen. Aber langsam ermatteten seine Kräfte; es mußte immer länger an der Oberfläche bleiben, um sich zu erholen. Im geeigneten Augenblick waren die Jäger zur Stelle. Mit Wurf- und Stoßlanzen rückte man dem Wal zu Leibe, der bald Blut mit Wasser vermischt durch die Blaslöcher blies. Die gewaltige Schwanzflosse schlug das Wasser zu blutigem Schaum; der Todeskampf begann, die  „Doodslagen“ setzten ein. Das Meer fing an zu dünen, und die Schaluppen dümpelten, daß der Harpunier sich setzen mußte.

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Foto: Wikimedia commons

Teerling, Hans: Aus Borkums Vergangenheit. Geschichtliche, kulturgeschichtliche und volkskundliche Betrachtungen. Berichte und Bilder zur Walfängerzeit, Borkum 1980.

Ein Gedicht von A. von Chamisso

Dieses Gedicht aus dem Jahre 1836 von Adalbert von Chamisso könnte auch Die alte Heuerlingsfrau überschrieben sein.

Die alte Waschfrau

Du siehst geschäftig bei dem Linnen
Die Alte dort in weißem Haar,
Die rüstigste der Wäscherinnen
Im sechsundsiebenzigsten Jahr.
So hat sie stets mit sauerm Schweiß
Ihr Brot in Ehr‘ und Zucht gegessen,
Und ausgefüllt mit treuem Fleiß
Den Kreis, den Gott ihr zugemessen.

Sie hat in ihren jungen Tagen
Geliebt, gehofft und sich vermählt;
Sie hat des Weibes Loos getragen,
Die Sorgen haben nicht gefehlt;
Sie hat den kranken Mann gepflegt;
Sie hat drei Kinder ihm geboren;
Sie hat ihn in das Grab gelegt,
Und Glaub‘ und Hoffnung nicht verloren.

Da galt’s die Kinder zu ernähren;
Sie griff es an mit heiterm Muth,
Sie zog sie auf in Zucht und Ehren,
Der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut.
Zu suchen ihren Unterhalt
Entließ sie segnend ihre Lieben,
So stand sie nun allein und alt,
Ihr war ihr heit’rer Muth geblieben.

Sie hat gespart und hat gesonnen
Und Flachs gekauft und Nachts gewacht,
Den Flachs zu feinem Garn gesponnen
Das Garn dem Weber hingebracht;
Der hat’s gewebt zu Leinewand;
Die Scheere brauchte sie, die Nadel,
Und nähte sich mit eig’ner Hand
Ihr Sterbehemde sonder Tadel.adelbert_von_chamisso

Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es,
Verwahrt’s im Schrein am Ehrenplatz;
Es ist ihr Erstes und ihr Letztes,
Ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz.
Sie legt es an, des Herren Wort
Am Sonntag früh sich einzuprägen,
Dann legt sie’s wohlgefällig fort,
Bis sie darin zur Ruh‘ sie legen.

Und ich, an meinem Abend, wollte,
Ich hätte, diesem Weibe gleich,
Erfüllt, was ich erfüllen sollte
In meinen Grenzen und Bereich;
Ich wollt‘, ich hätte so gewußt
Am Kelch des Lebens mich zu laben,
Und könnt‘ am Ende gleiche Lust
An meinem Sterbehemde haben.

Foto: Wikimedia commons

aus: http://www.gedichte.eu/kl/chamisso/gedichte/die-alte-waschfrau.php am 22. 09. 2016

Dokumentation des Heuerlingswesens im HV Dreierwalde

Hier ist eine einmalige Dokumentation auf mehreren Ebenen gelungen

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Eine Arbeitsgruppe Heuerlingswesen des Heimatvereins Dreierwalde hat in monatelanger gemeinsamer Forschungsarbeit diese Sozialisationsform in ihrem Dorf untersucht.

Dabei sind beeindruckende Ergebnisse herausgekommen.

Da ist eine Wandmalerei, die von Bernd Löchte sehr anschaulich mit leicht nachvollziehbaren Symbolen gestaltet wurde. Sofort erkennt man die Standorte der einzelnen Höfe und die Lage der Heuerhäuser dazu.

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Der Arbeitskreis Heuerlingswesen in Dreierwalde:

von links: Gerhard Möller, Bernd Löchte, Bernd Terbeck und Josef Hermes

Im Mittelpunkt: Der Buchordner, in dem die Forschungsergebnisse zum Heuerlingswesens in Dreierwalde abgeheftet sind.

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Fotos: Archiv Robben

 

 

 

Studien von Gerard Steenhuis (NL)

21. September 2016

Als eine ganz besondere Fallstudie zur Situation  der besitzlosen Landbevölkerung gestalten sich offenbar die Recherchen um etliche Nachfolger der emsländischen Moorkolonisten von 1788, die ab 1866 ins benachbarte Holland abwanderten.

Der niederländische foto-steenhuis-2Autor Gerard Steenhuis

hat sich in zwei  Buchveröffentlichungen damit eingehend beschäftigt. Nachfolgend sollen auf dieser Website -erstmalig auf deutsch  – Teile seiner Studien in  Korporation eingestellt werden. Dafür hat er eigens ein kurzes Vorwort formuliert,  das in die damaligen historischen Umstände einführt.

Foto: Archiv Robben

 

 

Eine Kurzbetrachtung zur Entstehung und Entwicklung u. a. von Barger Compascuum

von Gerard Steenhuis

 

Die Niederlanden  hatten im 19. Jahrhundert weder Holz noch Kohle. Durch die industrielle Revolution brauchten sie aber Energie für die Fabriken, die Ziegeleien, aber auch zum Heizen der Häuser und für die Hauswirtschaft vor allem in den großen Städten der Westniederlande insgesamt. Der Teil des Bourtanger Moores im Osten von Emmen bis zur Grenze wurde zuletzt abgetorft.

Vier Unternehmer aus der Provinz Drenthe kauften das Gebiet Compascuum. Ein ‚Plan van aanpak‘ wurde aufgestellt, um zunächst das Gebiet zu entwässern. Es wurden Hauptkanäle, Stichkanäle und Wieken ‚Sietwieken‘ geplant. Die rührigen Geschäftsleute wollten Torf produzieren, diesen dann vermarkten und das entstehende Ackerland  nutzen oder weiter verkaufen.

Andere Moorgebiete in den Niederlanden wurden aufgekauft von Amsterdamer Unternehmern  (Nieuw Amsterdam) oder Geldgebern aus Dordrecht (Nieuw Dordrecht). Also: Nicht der Staat baute hier die Infrastruktur einer Fehnkolonie mit Kanälen und Wieken auf, es waren reiche Kaufleute und private Unternehmer,  die Geld verdienen wollten.

In den ersten Jahren wurde weiter nur Buchweizen angebaut und Schaf- und Bienenzucht betrieben, darauf verstanden sich die deutschen Siedler besser, die ab 1866 aus den benachbarten emsländischen Moorsiedlungen verstärkt nach Barger Compascuum gezogen waren.

Compascuum ist erst ab 1910 abgetorft worden. In den  anderen  Gebieten wie Schoonebeek, Nieuw Amsterdam, Erica, Stadskanaal, Musselkanaal und Ter Apel wurde schon eher mit dem Abbau begonnen.

Das ganze Gebiet wurde systematisch abgegraben – nicht nur stellenweise. Alles war gut vorbereitet auf Papier in Konstruktionsbüros, alles war genau ausgemessen, berechnet und beschrieben. Es war bestens organisiert in sog. Waterschappen.

Die eingerichteten Plaatzen wurden später weiter verhandelt. Einige ansässige Bauern, aber auch viele Groninger Landwirte erwarben diese Plaatzen. Nach der Abtorfung entstanden große „Veenkoloniale boerderijen“.

Mit dem Beginn des Torfanbaus konnte ein reger Handel mit den Städten entstehen. Mit Schiffen auf den Fehnkanälen wurde der Torf dorthin transportiert. Auf der Rückfahrt wurden Fäkalien von dort entsorgt, die dann aber ein hervorragender Dünger auf den frisch angelegten Äckern bildeten. Diese Felder waren nun hervorragend geeignet  zum Anbau von Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide.

Damit konnte gutes Geld verdient werden.

Unter den deutschen Siedler auf holländischem Gebiet waren einige Unternehmer, die an diesem Boom teilnahmen. Viele blieben in der Regel Kleinbauern, wurden Torfarbeiter und gingen in die entstehenden Fabriken arbeiten. Einige zogen weg zu den Minen in Limburg, in die Textilindustrie  in Twente oder zu Philips in Eindhoven.

 

„Pickmäijers“ – ein Gedicht von Carl van der Linde

Im Jahre 1861wurde Carl van der Linde in Veldhausen geboren. Nach dem Schulbesuch  absolvierte er eine Buchdrucker- und Schriftsetzerlehre im benachbarten Neuenhaus. Es folgten Wanderjahre durch Deutschland und Südeuropa. 1884  fand er eine Anstellung bei einer Zeitung in Hamburg. Nebenbei veröffentlichte er satirische Gedichte Zeitschriften.

1911 kehrte er in die Grafschaft zurück, wo er bis zu seinem Tode (1930) blieb.

Er veröffentlichte zahlreiche denkwürdige Gedichte und Geschichten in plattdeutscher Sprache.

 

Pickmäijers

 

In Holland, wo´t de groten Moaten giff,

De Buur völl Kohne up de Wäide driff,

Dor gaff´t in frog´re Tied nich Lö genog,

Dat Größ te mäijen, wenn et dicht en hoch,

De Hollanders betaalden grote Summen

En löten Mäijers sick ut Dütschland kummen.

 

To de Tied was hier de Verdeenst men knapp,

En vake was gin dröäge Broat in´t Schapp;

Dorüm ok, kwamp de Sommertied heran,

Günk geern noa Holland ieder steew´ge Mann,

Uem met de blanken nederlandschen Güllen

Den lögen Tück sick düchtig wer to füllen.

 

In grote Koppeln löpen´s hen te Foot,

Den linnen Büül up Siet, van Stroah den lichten Hoot,

Dat kläine Piepien kregel in den Beck,

De Swaa up´d Rügge, günk de grote Treck. —

En kwammen´s an, begünnt dor foort dat Mäijen,

Froh günk´t all loß, fönk an de Hahn te kräijen.

 

De Sünne schiende heet ehr wall up´t Liew,

De starke Sweet mök ehr de Bütte stiew. —

Dorüm was altied heel grot dat Pleseer,

Kwamm´n se gesund en sunder Fiebers wer.

Geld in´n Tück, vörby was all dat Quällen,

By Frau´en Kind günk nu et an´t Vertellen.

 

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Wat heff´t sick andert in de lange Tied!

De dütschen Mäijers lopt nich mehr soa wiet,

De groten Moaten seht de Swaa nich mehr,

En Dagwark mäiht wot nu in een Kateer, —

Maschinen hebbt de Welt heel ümmekrempelt,

En Menschen ok sind to Maschinen stempelt.

 

Carl van der Linde

 

Quelle: Der Grafschafter. 6. Jg., Nr. 1 vom Mai 1926.

 

Die Borkumer stellten die Kapitäne… 1

… und die niederländischen Reeder die Schiffe!

Die norddeutschen Heuerleute bildeten die Besatzung!

In diesem Buch sind die Hintergründe erläutert:

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Warum waren so viele Heuerleute (vor allem aus dem Oldenburger Münsterland)

als Walfänger unterwegs?

 

„https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Als-die-Norddeutschen-auf-Walfang-gingen,walfangimnorden101.html

Die Jagd auf den Wal war äußerst lohnend.

Schon in einem Jahr konnte ein Schiff die Kosten für seinen Bau und seine Ausrüstung wieder einfahren.

Kein Wunder, daß ein Wettlauf aller europäischen Nationen in die Fanggebiete einsetzte. Die arktischen Gewässer wurden zu den „Goldminen des Nordens“.

In dieser Zeit konnte man die Wale in Menge und Überfluss in den Baien (Buchten) Jan Mayens und Spitzbergens erbeuten, sie an das Land bugsieren, um sie dort abzuspecken und die Baden herauszuschlagen.

Die „Baienfischerei“ war eine Zeit, daß „man nicht allein an den Fisch hinrudern konnte, sondern auch, wenn er geschossen war, vielmals die anderen Fische wegscheuen oder mit dem Riemen auf den Leib schlagen und aus dem Wege jagen mußte, damit man dem festgemachtem Fisch beikommen konnte.

Es war sodann nichts seltsames, dass an einem Ort viele Fische, weil sie einfältig waren, gefangen wurden“.

Teerling, Hans: Aus Borkums Vergangenheit. Geschichtliche, kulturgeschichtliche und volkskundliche Betrachtungen. Berichte und Bilder zur Walfängerzeit, Borkum 1980.

Dieser Bauernsohn will kein Heuerling werden

Er heiratet eine holländische Witwe.los-kaldenbach

Nach Aussagen des niederländischen Fachforschers Jos Kaldenbach ist das viel häufiger geschehen, als man bisher angenommen hat.

Foto: Archiv Robben

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Diese Kopie stammt aus dem Archiv von Lübbert zur Borg aus Menslage – Borg

Von Heilkünstlern und Ärzten

Die Versorgung von Kranken lag damals vornehmlich in der Hand der Familienangehörigen. Gerade die Heuerleute hatten in der Regel nicht das Geld, einen „Medicus“zu bestellen.

Insbesondere vor diesem Hintergrund ist der Aufsatz von Heiko Bockstiegel über die früheren Verhältnisse im Bersenbrücker Land sicherlich von Interesse.

aus: Am heimischen Herd, Nummer 1, 60. Jahrgang, Bersenbrück 2009, Seite 43/44

 

Ein Krankenhaus im heutigen Sinne hat es zu jener Zeit in der Stadt noch nicht gegeben. Immer wieder ist aber von Ärzten die Rede. Im Jahre 1546 wird zum ersten Male in Quakenbrück ein Arzt erwähnt, ein Meister Hinrich, der damals übrigens gerade „gefänglich eingezogen“ war. 1560 erwarb dann der Arzt Christoffer Olgeschlager die Bürgerrechte; der 1630 erwähnte Arzt Meister Christoffer ist vermutlich sein Sohn oder Enkel gewesen. 1802 verzeichnete man hier vier Ärzte und einen Chirurgus. Im Einwohnerverzeichnis von 1807 (im Archiv des Stadtmuseums) erscheinen „Doct. de Ruyter“ und Dr. Hettling als „medicus“ sowie H. Lahrmann als „chirurgus“.

Die früheren „Meister“ betätigten sich ursprünglich auch als Apotheker, die „‚Unke und Salben selbst anfertigten.

Zwischen 1830 und 1840 soll es in Quakenbrück einen Mann gegeben haben, der das „kalte Fieber“ vertreiben konnte und großen Zuspruch hatte. Die Kranken mussten sich vor Sonnenaufgang mit einem Gefäß Urin an das Haseufer begeben und diesen über den Kopf hinweg in die Hase gießen. Am Haseufer hätte man, so die Saga, oft eine größere Menge vermummter Gestalten mit großen Mänteln, unter denen die Geschirre verborgen waren, sehen können, die ängstlich besorgt waren, bei ihrem „Geschäfte“ nicht erkannt zu werden. Der Heilkünstler erkrankte später selber am „kalten Fieber“, ließ sich aber von dem Quakenbrücker Arzt Dr. Eymann behandeln, weil er für seinen Fall nicht an die Wirkung des Mittels glaubte.

Anfang der 1860er Jahre gründeten Bürger beider Kirchengemeinden einen „Verein zur Verbesserung der Krankenpflege“, aus dem sich später das Evangelische Krankenhaus an der Grünen Straße entwickelte. Die Führung hatten die Geistlichen sowie der damalige Arzt, der „Königliche Kreisphysikus“         und „Geheime Sanitäthsrath“ Dr. Carl Gabriel de Ruyter (* 25. April 1818 in Quakenbrück). Dieser versprach 1884, sein Möglichstes zu tun, das Verpflegungsgeld im Krankenhaus von 1 Mark auf 90 Pfennig zu ermäßigen. Schon der Vater de Ruyters, dessen Familie aus Holland stammte, Franz Heinrich de Ruyter (1772-1841), hatte in Quakenbrück über ein halbes Jahrhundert hinweg als Arzt und Amtsphysikus gewirkt.

Nach den Lebenserinnerungen seines Verwandten, des Justitiars Dr. Friedrich Wilhelm Andre, war Medizinalrat Dr. Carl Gabriel de Ruyter „ein sehr liebenswürdiger Mensch und tüchtiger Arzt“. Nach dem Medizinstudium in Göttingen und Berlin, seiner Promotion und Ablegung des Staatsexamens wurde de Ruyter am 28. August 1840 in Quakenbrück als Arzt angestellt. 1853 erfolgte seine Ernennung zum Landphysikus, 1864 zum „Geheimen Sanitätsrat“ und  schließlich 1875 zum „Königlichen Kreisphysikus“. Der Großherzog von Oldenburg nehmen, ihn als langjährigen Bahnarzt mit dem Ritterkreuz erster Klasse des Oldenburgischen Haus- und Verdienstordens auszuzeichnen.

Wohnhaus und Arztpraxis de Ruyters befanden sich im Haus Kleine Mühlenstraße 9, wo bereits sein Vater tätig gewesen war. Das urtümliche Fachwerkhaus wurde später von der Familie Robert Kleinert bewohnt und 1972 abgebrochen. In jungen Jahren hatte de Ruyter aufgrund der schlechten Wegeverhältnisse die Landpraxis zu Pferde auszuführen und deshalb an der Straßenseite des Hauses einen Pferdestall eingerichtet. Dieser Stall ist später in ein Wohnzimmer umgewandelt worden, jedoch so weit zur Straße vorgeschoben, dass man durch ein Seitenfenster die Straße überblicken konnte. für Quakenbrück typische sogenannte „Utlucht“ hatte eine bedeutende Verschmälerung des Bürgersteiges zur Folge, der zuletzt nur noch eine Breite von wenigen Zentimetern hatte.

In einer Petition Quakenbrücker Bürger vom 25. März 1884 heißt es über de Ruyter: „Ehe ein neuer Arzt hierher kommt, sind die Bewohner Quakenbrücks allein auf den Herrn Sanitätsrat Dr. de Ruyter  angewiesen, der Chirurgie und Geburtshilfe nicht ausübt … Herr Sanitätsrat Dr. de Ruyter, aus einer alten, seit vielen Jahren wohlangesehenen Familie eines Arztes stammend und mit vielen Familien in Stadt und Land durch seine lange Thätigkeit sehr bekannt, hat eine große Stadtpraxis und eine nicht unbedeutende Landpraxis … Herr Dr. de Ruyter hat als Kreisphysikus ein Fixum und bezieht aus seinen amtlichen Reisen und den Impfgeldern noch eine nicht unbedeutende Nebeneinnahme. Dazu kommt, dass er auch Arzt für die oldenburg. und rhein. Bahn ist und außerdem das Krankenhaus sowie die Gesellen-Kasse unter sich hat“.

Geheimrat Dr. Carl Gabriel de Ruyter starb am 29. März 1899 und wurde im heute noch bestehenden Familiengrab auf dem evangelischen Friedhof beigesetzt. Der an der Mauer zur Badberger Straße befindliche Grabstein trägt die Aufschrift „Die Liebe höret nimmer auf“. Sein Sohn, der Privatdozent Gustav de Ruyter, wurde dirigierender Arzt des Paul-Gerhardt-Hospitals in Berlin-Kreuzberg. Von ihm stammt das 1917 in zehnter Auflage erschienene „Kompendium der speziellen Chirurgie. Für Studierende u. Ärzte“.

 

Jürgen Hellweg HV Borgholzhausen

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betätigt sich im Heimatverein Borgholzhausen e.V. als Kassenwart und „Archivar“. Derzeit inventarisiert und digitalisiert er dort über 40.000 historische  Fotos des Heimatvereins. Seit vier Jahren ist er Rentner (Jahrgang 1948). Davor war er als Sparkassenbetriebswirt in verantwortlicher Stelle bei der Kreissparkasse Halle (Westf.) tätig.

Herr Hellweg bereichert www.heuerleute.de mit Fotos und Texten aus dem Ravensberger Land.