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Leider habe ich erst nach meinem 104. Vortrag damit begonnen, die Gunst der Stunde direkt zu nutzen, um die jeweils anwesenden Zeitzeugen in einem Video – Interview über ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen zum Heuerlingswesen und seinen Begleiterscheinungen zu befragen.
Das geschah zum ersten Mal bei dem Vortrag in Leeden.
Es gab zu den Ausführungen von Bernd Robben viel Erstaunen und Applaus. Im Anschluss nahm er Video-Interviews mit einigen Interessierten auf, die aus ihrer Vergangenheit als Heuerleute berichteten. So erzählte Andreas Finke aus Leeden, dass er im Heuerhaus des Ritterguts Rehorst in Leeden mit der Familie gewohnt habe, Schmiedemeister geworden sei und später bei Amazone-Dreyer gearbeitet habe, um bei der Montage von Landmaschinen für Bauern mitzuwirken. Ein klassischer Fall. Robben bringt alle Interviews mit Einverständnis ins Internet. Er hat derzeit noch rund 800 Seiten Material, das er für die Nachwelt zu bearbeiten habe.
Leider habe ich erst nach meinem 100. Vortrag damit begonnen, die Gunst der Stunde direkt zu nutzen, um die jeweils anwesenden Zeitzeugen in einem Video – Interview über ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen zum Heuerlingswesen und seinen Begleiterscheinungen zu befragen.
Das geschah zum ersten Mal bei dem Vortrag in Leeden.
Es gab zu den Ausführungen von Bernd Robben viel Erstaunen und Applaus. Im Anschluss nahm er Video-Interviews mit einigen Interessierten auf, die aus ihrer Vergangenheit als Heuerleute berichteten. So erzählte Andreas Finke aus Leeden, dass er im Heuerhaus des Ritterguts Rehorst in Leeden mit der Familie gewohnt habe, Schmiedemeister geworden sei und später bei Amazone-Dreyer gearbeitet habe, um bei der Montage von Landmaschinen für Bauern mitzuwirken. Ein klassischer Fall. Robben bringt alle Interviews mit Einverständnis ins Internet. Er hat derzeit noch rund 800 Seiten Material, das er für die Nachwelt zu bearbeiten habe.
Hochdeutscher Text zur nachfolgenden Videoaufzeichnung (Archiv Robben)Ich heiße Johannes Westerhoff, bin in Ossenbeck bei Damme geboren und in einem Heuerhaus aufgewachsen.
1960 konnten wir das Heuerhaus vom Landwirt Niebur in Ossenberg kaufen.
Damals ging es mit der Landwirtschaft in den Heuerstellen in der Umgebung hier zu Ende.
Wir haben jedoch noch bis 1980 so weiter gewirtschaftet. In der Zeit war auch noch ein wenig Geld in der Landwirtschaft zu verdienen mit Schweinen und Milchkühen.
Mein Vater war beschäftigt bei der Firma Leiber ab 1961 und ich fand 1964 bei der Straßenmeisterei in Vechta eine Anstellung. Dort habe ich 40 Jahre gearbeitet.
Alles, was so an Arbeiten in der Landwirtschaft anfiel, haben wir gemeinsam erledigt.
Wir hatten auch noch die Möglichkeit, Torf als Brennmaterial zu graben und zwar so viel wir wollten. Aber wenn man eine Woche Torf gegraben hatte, dann war man das wirklich leid. Das musste man genau kennen, damit man nicht im Wasser stand.
Interessant war, dass wir das Heuerhaus kaufen konnten. Das kam sonst selten vor, weil die Bauern diese Häuser nicht abgeben wollten. Bei uns war es so, dass es dem Bauern finanziell wohl nicht so sehr gut ging: Der Bauer wollte heiraten und sein Bruder musste zeitgleich auch eine Ehe eingehen, dabei fiel die Aussteuer an und so wurde Geld gebraucht. Das war für uns die Gelegenheit.
Allerdings war es dann noch schwierig für mich, dort eine Baugenehmigung zu erhalten.
Aber das hat dann mit dem Wohlwollen der beteiligten Behörden doch geklappt.
Dr. Christian Westerhoff ist der Sohn von Johannes Westerhoff und seiner Ehefrau (rechts neben ihm)
In dieser Videoaufzeichnung gibt er weitere Auskünfte….
Erich Knemöller wurde 1931 im Raum Lengerich /Westfalen in einem Heuerhaus geboren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er einen eigenen Gärtnereibetrieb auf.
Er war darüber hinaus unermüdlich auch für die Allgemeinheit im Einsatz, so über Jahrzehnte im Rat der Stadt, in den Gremien der Kirche und des Heimatvereins, dessen Vorsitzender er 14 Jahre lang war. „Meine Frau hat mich dabei immer unterstützt!“
Sein Engagement wurde mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes geehrt.
Nach einem Vortrag zum Heuerlingswesen in Leeden im März 2018 war er mit anderen Zeitzeugen bereit, über seine Erfahrungen aus seiner Jugendzeit auch auf Plattdeutsch zu berichten, das er von Kindheit an beherrscht, nun aber lange nicht mehr gesprochen hat.
Bernadette berichtet von ihrer Mutter, die von einem Bauernhof stammt, auf dem es noch Heuerleute gab.
Immer wieder – so auch hier – wird davon erzählt, dass heranwachsende Bauernkinder von ihren Vätern zu den Heuerleuten geschickt wurden, um diese insbesondere bei gutem Erntewetter kurzfristig zu Arbeiten auf dem Bauernhof einzubestellen. Das wurde von den Betroffenen durchweg als belastende Situation empfunden, zumal gerade dann auch die gleichen Tätigkeiten auf ihrem Heuerbetrieb dringend verrichtet werden mussten.
Auf dem elterlichen Hof von Bernadette Wachelau wurde dagegen zuerst die Ernte der Heuerleute geborgen, damit diese dann ohne Groll auf dem Bauernhof mithelfen konnten.
Außerdem hatten diese Heuerleute schon einen Fernseher….
Hubert Hesselfeldt in der Lohner Runde (Dritter von links)
Er berichtet über sein Leben.
Geboren bin ich am 15 November 1936 als viertes von fünf Sonntagskindern der Eheleute Heinrich Hesselfeld und Josefa geb. Westerhoff in Moorkamp bei Lohne. Geboren bin ich morgens um sieben Uhr. Nach dem Hochamt wußte ganz Lohne, dass bei Hesselfelds ein kleiner Foss (Rothaariger) angekommen war. Das war wohl schon etwas Besonderes , meine älteren Geschwister hatten andere Haarfarben.
Mein Vater war Fleischbeschauer in der Gemeinde Lohne.
Nach meiner Grundschulzeit an der Knabenschule Lohne besuchte ich die Lohner Mittelschule. Nach drei Jahren wechselte ich zum Gymnasium Antonianum Vechta. Dort bestand ich 1956 mein Abitur. Bis 1959 studierte ich an der Pädagogischen Hochschule Vechta.
Von 1959 bis 1966 war ich Lehrer an der Katholischen Volksschule in Jever.
Von 1966 bis 1971 unterrichte ich an der Stegemannschule Lohne. (Haupschule)
1971 wurde ich dann Schulleiter an der Ketteler-Schule (Grundschule) Lohne, die 1976 einen Neubau bezog, an dem Weg, an dem ich auch geboren bin. Im Jahre 2000 wurde ich pensioniert.
Meine Nebenämter u.a.:
20 Jahre lang Vorsitzender des Lohner Ludgeruswerks (Volkshochschule )
12 Jahre lang Vorsitznder des Pfarrgemeinderats St. Gertrud
Seit 1966 Vizepräses der Kolpingsfamilie St. Gertrud
Bei uns im Hause wurde nur Plattdeutsch gesprochen. Heute schreibe ich noch Plattdeutsche Kolumnen für die Oldenburgische Volkszeitung. Außerdem arbeite ich im Plattdeutschen Arbeitskreis der Universität Vechta mit, der von Prof. Kürschner geleitet wird.
Vier Geschichten zum obigen Video:
Meine Mutter war ein Heuerleutemädchen, wie man früher die Töchter von Heuerleuten nannte.
Sie lebte von 1903 bis zum Jahre 2000.
Im Jahre 1927 heiratete sie Heinrich Hesselfeld, Sohn eines Eigners aus Lohne.
Als die Schwester meines Vaters erfuhr, dass er beabsichtigte, die Josefa Westerhoff zu heiraten, schrieb sie ihm einen Brief nach Augsburg. Dort war mein Vater zu der Zeit als Gerber tätig.
In dem Brief stand: … Du willst doch wohl nicht die Josefa heiraten. Sie ist ein Heuerleutemädchen. Heute noch macht sie dir schöne Augen, aber bald verlangt sie dir Kleider und Schuhe ab…
Meine Mutter hat den Brief noch lange aufbewahrt. Meine Tante, das ist noch zu erwähnen, hat nie geheiratet.
Den Tod ihrer Mutter nannte meine Mutter immer als die schlimmste Zeit ihres Lebens. Im Heuerhaus Westerhoff lebten acht Kinder, der jüngste war gerade 7 Jahre alt. Die Mutter starb im Alter von 50 Jahren.
Bevor sie beerdigt wurde, mußte das gesamte Heu vom Boden der Diehle in die Scheune getragen werden. Die Tote war auf der Diehle aufgebahrt. Und nun durfte doch kein Heu auf die Tote in dem Sarg fallen. Die Diehlen an der Decke hatten viele Lücken und Zwischenräume. Nach der Beerdigung mußte das gesamte Heu dann wieder nach oben befördert werden.
Unsere Mutter hat oft gesagt, dass diese Arbeit für die Kinder zu dem Zeitpunkt fast noch schlimmer gewesen sei als der Tod der Mutter.
Als Kind hatte meine Mutter einmal drei Äpfel aus Heitmanns Garten gegessen, die am Straßenrand gelegen hatten. Sie hatte aber Heitmanns nicht gefragt, und deshalb mußte sie das dann ja wohl auch beichten. Nach der Beichte, so erzählte meine Mutter, habe sie das auch wieder gutmachen wollen.
Deshalb sei sie in den Garten ihres Bauern Tinnemann in Lohne gegangen, habe drei Äpfel in ihre Schürze getan und diese dann in Heitmanns Garten befördert. „Diese Äpfel gehörten ja unserm Bauern und Frau Tinnenmanns war auch noch meine Taufpatin .“
Als meine Mutter ihre Grundschulzeit beendet hatte, sollte sie auf Betreiben ihrer Lehrerin Frau Klövekorn die Höhere Schwesternschule in Vechta besuchen. Sie fuhr nach Vechta und meldete sich an der Schule an. Als sie wieder zu Hause ankam, berichtete sie alles ihrem Vater.
„Da bekam ich,“ erzählte meine Mutter, „erst einmal Prügel“. Und der Vater habe dann noch gesagt:
„Ick will doch kiene Klitzen von jau häbben. Gi schäölt arbeiten.“ (Ich will doch keine feinen Damen von euch haben. Ihr sollt arbeiten).
Auch nach dem Vortrag up Platt in Andrup bei Haselünne bildete sich spontan eine Gesprächsrunde, es sprudelten Erinnerungen an die auslaufende Zeit des Heuerlingswesens mit Siedlungsbewegungen etc.
Von links: Bernadette Wachelan, Werner Janning, Helmut Dulle, Ewald Thiering, Christa Berens, Annemarie Schlangen und W. Sabelhaus.
Die Nachfrage nach Vorträgen zum Heuerlingswesen hat sich durch die weitere Buchveröffentlichung „Heuerhäuser im Wandel“ noch verstärkt, so dass es zu ersten Absagen kommen musste.
Das hat auch den Grund, dass mit An- und Abreise, Aufbau, Referat und (zumeist umfangreicher) Diskussion etwa fünf Zeitstunden vergehen, so dass einschließlich der Fahrtkosten nicht einmal ein Mindestlohn …
Foto: Heuerhaus im Münsterland aus dem Archiv Skibicki
Eine solche Pressemeldung des Heimatvereins ist dann doch zusätzlicher Lohn, obwohl man sich als Referent nach so vielen Einsätzen selbst nicht mehr hören mag!
„Heuerlinge“, ein heute fast unbekannter Begriff, umfasste noch vor gar nicht langer Zeit eine große Bevölkerungsgruppe des Münsterlandes. Bernd Robben aus Emsbüren hielt am Dienstagabend im Borchorster Hof in Horstmar einen sehr lebendigen Vortrag über diese bäuerliche Schicht. Robben erwies sich nicht nur als Experte für dieses von der Geschichtsschreibung stiefmütterlich behandelte Thema, sondern auch als sehr geschickter Erzähler. Gespickt mit Anekdoten und Details von den Lebensumständen der Heuerlinge und Kötter fesselte er die Zuhörerschaft, die der Einladung des Heimatvereins gefolgt war. Das Heuerlingswesen bestand 400 Jahre bis nach dem 2. Weltkrieg in Nordwestdeutschland. Die Heuerlinge lebten fast ausnahmslos am Rande des Existenzminimums. Sie mussten neben ihrer schweren Arbeit auf den ihnen zur Verfügung gestellten kleinen Ackerflächen und den unentgeltlichen Hilfeleistungen auf dem Hof „ihres Bauern“ durch Hollandgängerei oder andere Nebentätigkeiten das Überleben ihrer Familie sichern. Deshalb verschwand dieser Berufsstand auch vollständig, nachdem sich andere Verdienstmöglichkeiten in der Industrie auftaten. Am Ende seines Vortrags zeigte Robben noch Bilder von Heuerlingshäusern, die früher in der Regel klein und sehr einfach gebaut nur unzureichenden Schutz vor Wind und Wetter boten. Die Heimatfreunde erfuhren viel Neues über die Geschichte dieser bäuerlichen Schicht. „Diesem Referenten könnte ich stundenlang zuhören“, meinte am Schluss einer der Zuhörer.