Mettingen – Töddenort

DREI (verwobene) FACHWERKHÄUSER im Zentrum von Mettingen als Museum

Ein im Heuerlingsgebiet wohl einmaliges  Ensemble von renovierten Fachwerkhäusern findet sich im Innenhof des Restaurants Telsemeyer. Hier sind drei ehemalige Kotten im hinteren Hof zu einem beachtenswerten Museum zur Darstellung des Töddentums in den Jahren 1964 bis 1969 entstanden.

Welchen Ursprung haben nun diese drei in ihrem musealen Charakter  ineinander verwobenen Fachwerkhäuser?

  • In Teilen wieder errichtet wurde ein Heuerhaus des Brenninckhofes von 1854 aus Mettingen-Wiehe, es zeigt einen tief gezogenen Walm.
  • Rechts ist das Haus Herkenhoff in Mettingen-Wiehe von 1807, 1964 wieder aufgebaut.
  • Das mittlere Gebäude stand früher dem historischen Gasthaus Telsemeyer gegenüber. Es ist ein ehemaliges Ackerbürgerhaus. Nach alten Plänen wurde es 1968 originalgetreu wieder errichtet.

Die drei miteinander verbundenen Fachwerkhäuser sind mit historischem Inventar und Hausrat ausgestattet und zeigen die Arbeits- und Wohnkultur eines alten Tüöttendorfes aus der Zeit vor mehr als 100 Jahren

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Hier das Ackerbürgerhaus mit der ehemals großen Einfahrt…dsc_0080

Fotos: Archiv Robben

Ein Heuerhaus wird „Heimathaus“

 

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Das Foto zeigt die beiden Vorstandsmitglieder des Heimatvereins Manfred Aßmann und Bruno Pielage (rechts).

Die nachfolgenden Textbeiträge stammen von Bernhard Norde und Franz Tombrink.

Die Erlaubnis zur Wiedergabe hier stammt vom Vorstandsmitglied Bruno Pielage vom 07. September 2016 in Mettingen.

Am Wendepunkt einer überwiegend agrarisch bestimmten Kultur zu einer vorwiegend technisch-industriell begründeten Kultur stellte sich bereits zwischen den beiden Weltkriegen eine Entwicklung des ländlichen Bauwesens ein, die letztlich dazu führte, daß es auch in unserer Heimat zu großräumigen Abbruch-und Neubauaktivitäten kam, die ¬privat und staatlich gefördert – im Ergebnis dazu führten, den letzten Bestand an alten Bauernhäusern auszuräumen. Bis auf wenige Ausnahmen stürzten unwiederholbare Leistungen des ländlichen Bauhandwerks.

Glücklicherweise gab es auch in Mettingen Personen, denen die Erhaltung der alten Bauernkultur am Herzen lag. Zu ihnen zählte der unvergessene Förderer des Heimatgedankens und Ehrenbürger unserer Gemeinde Franz Brenninkmeyer, der sich vermutlich auch aus familiengeschichtlicher Verbundenheit veranlaßt sah, aus dem Stammhof der heute weltweit tätigen Handelsfirma C & A Brenninkmeyer das Heuerhaus aus dem 17. Jahrhundert der Nachwelt zu erhalten. Mit großer Besorgnis beobachtete er Ende der 60er Jahre den unaufhaltbaren Verfall des zu diesem Zeitpunkt wohl ältesten noch bestehenden Heuerhauses Mettingens. Mit seiner schon sprichwörtlichen Beharrlichkeit und Zähigkeit nahm er mit dem Hofbesitzer Fritz Brenningmeyer Kaufverhandlungen auf, die 1968 zum Ziel führten.

Sein Bestreben war es zunächst. das Haus der Nachwelt möglichst im Originalzustand zu erhalten und einer heimatgeschichtlichen Nutzung als Museum der bäuerlichen Geschichte Mettingens zuzuführen. Nach Verhandlungen mit der Denkmalbehörde, dem Landschaftverband Westfalen-Lippe als Straßen-bauträger der vorbeiführenden Landstraße sowie der Bauaufsicht des Kreises Tecklenburg wurde das Haus sorgfältig abgebrochen und nach vorhandenen Inventurplänen des 19. Jahrhundert auf dem glei¬chen Grundstück wiedererrichtet. Aufgrund des Grundstückschnitts und der Nähe der L 796 wurde der Baukörper ca. 12 m nach Westen verlegt und um 90 Grad gedreht. Franz Brenninkmeyer stellte den Bauantrag am 07.09.1970. Am 30.06.1971 erfolgte die Baugenehmigung. Ende August verstarb der Bauherr Franz Brenninckmeyer.

Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude in seiner äußeren Hülle, d. h. mit Reetdach, Fachwerk, Fenster und Türen fertiggestellt.

Im Innenraum fehlte jeglicher Aus­bau. In der Deele war lediglich ein Fußboden aus Sandsteinplatten ein­gebaut.

Die von Franz Brenninkmeyer ange­strebte Nutzung des Gebäudes als Museum der bäuerlichen
Geschichte des Mettinger Raumes, die eng mit der Entwicklung des Tüöttenwesens in Verbindung steht und als Ergänzung des von ihm ebenfalls initiierten „Tüöttenmuseum“ im Hause Telsemeyer gedacht war, wurde von seinen Nachfolgern nicht weiter verfolgt, zumal konkrete Pläne und Exponate fehlten. Hinzu kam die Lage des Hauses im Außenbereich Mettingens, die sicherlich Probleme bei Einrichtung und Betrieb eines sol­chen Museums unter einer noch nicht bekannten Trägerschaft mit sich gebracht hätte. Zu diesem Zeit­punkt trat der im März 1971 gegrün­dete Heimat- und Verkehrsverein Mettingen e.V. „auf den Plan“. Ani­miert durch den Ballonclub Teuto e.V., der das alte Heuerhaus „Krypken“ als Vereinshaus nutzte, beschloß der Heimatverein, das Gebäude für Zwecke des Vereins zu nutzen. 

Foto: Archiv Robben

Geschichte des Brenninckhofes

Die nachfolgenden Seiten sind entnommen dieser Schrift:

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Die Textbeiträge stammen von Bernhard Norde und Franz Tombrink

Die ausdrückliche Erlaubnis zur Wiedergabe hier stammt vom Vorstandsmitglied Bruno Pielag vom 07. September 2016.

Das Gebäude, wohl noch im 17. Jahrhundert errichtet, ist eng mit der Geschichte des „Brenninckhofes“ verbunden, dem Urhof der Mettinger Bauerschaft Wiehe. die ihre Namensbezeichnung dieser Hofstelle verdankt.

Die ältesten Nachrichten bzw. Urkunden stammen vom 25. Oktober 1462. An diesem Tage belehnt Graf Claes von Tecklenburg Lampen to Wede mit dem Haus zu Wede (Wiehe) in Dienstmannsstatt mit allem Zubehör.

Dieses Lehen wird am 18. Mai 1488 durch Graf Claus von Tecklenburg auf Johann to Wede übertragen, der im Rahmen des Sattelgutsrechtes auf dem Hof ein Pferd mit allen Unkosten (Heu und Hafer) zu Diensten des Tecklenburger Grafen zu halten bzw. bei Bedarf (Feldzüge usw.) mit dem Pferd als Dienstmann des Grafen zur Verfügung zu stehen hatte.

Im Jahre 1568 belehnt König Philipp II. von Spanien als Herr der Grafschaft Lingen, zu der Mettingen gehörte, Hermann to Wede mit dem Lehen to Wede.

Am 5. Oktober 1600 belehnt das Oranische Herrscherhaus über seinen Statthalter in Lingen, Albrecht von Ittersum, Johann toe Twee, genannt Brenninckmeyer then Brenninckhove, mit dem Lehen in Wiehe. Durch politischen Wechsel in Lingen wird der Erzherzog von Österreich Lehnsherr des Brenninckhofes und erneuert am 13. Dezember 1616 das Lehen für Johann Brenninckmeyer.

 Am 11. Juli 1639 wird der Prinz von Oranien wieder Lehnsherr des Hofes, der im Jahre des Westfälischen Friedens, und zwar am 17. Dezember 1648 erneut Johann Brenninckmeyer belehnt. In diesem Jahr wird Mettingen als Teil der Obergrafschaft Lingen durch den Friedensvertrag endgültig dem holländischen Staatsgebiet zugeschlagen. Am 25. März 1702 gelangt sie in den Besitz des Königs von Preußen.

Der Begründer der Stammlinie der Familie C & A Brenninkmeyer, Johann Gerhard Brenninkmeyer (1635 – 1691), wird 1664 mit dem Hof belehnt und heiratet Catharina. geb. Wische aus Hopsten. Er überträgt am 24. Dezember 1671 aus freien Stücken das Erbrecht an dem Hof auf die Gebrüder Jörgen und Hermann Brenninkmeyer, um sich fortan nur noch dem Handel zu widmen.

Deutsche Siedler im niederländischen Grenzraum

http://www.achterdebreedesloot.nl/het_geslacht_geilink.htm

Besuch in Barger Compascuum (u. a. am 04. September 2016)

Die Grabsteine des Friedhofes (eigentlich zwei Friedhöfe, dazu später) im niederländischen Barger Compascuum weisen zu einem überwiegenden Teil deutsche Namen der Verstorbenen aus.
Dieses Phänomen soll genauer untersucht werden mit Unterstützung des niederländischen regionalen Geschichtsforschers Gerard Steenhuis.

Friedhof Barger 1

Vieles deutet darauf hin, dass hier abgehende Bauernkinder und Nachfahren von Heuerleuten eine Arbeits- oder sogar eine Siedlerstelle gefunden haben.

http://www.achterdebreedesloot.nl/de_schuur_pagina1.htm

Vortrag in Lotte

Evangelische Kirchengemeinde Lotte

http://www.ev-kirchengemeinde-lotte.de/

Am Dienstag (06. September 2016) wird um 19.00 Uhr zum „Talk am Dienstag“ in die Arche eingeladen. Referent des Abends ist Herr Bernd Robben aus Emsbüren zum Thema: 400 Jahre Heuerlingswesen – „Wenn der Bauer pfeift…“ Bis nach dem 2. Weltkrieg stellten die Heuerleute in den meisten Dörfern Norddeutschlands die größte Bevölkerungsgruppe dar. Sie mieteten vom Bauern ein Haus und ein Stück Land. Dafür bezahlten sie Teile der Pacht mit ihrer Arbeitskraft bei den Hofbesitzern. Das erforderte dauernde Einsatz-bereitschaft: „Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleute kommen.“ Neben der eigenen kleinen Landwirtschaft mussten sie zusätzlich die Arbeitskontingente auf dem Hof ihres Bauern bewältigen. Der Referent berichtet über das Heuerlingswesen in unserm Raum.

Konkurrenz unter den Heuerleuten

Als die Markengründe unter den Bauern aufgeteilt wurden, fehlten den Heuerleuten wichtige Weidegründe für ihr Vieh. So mussten sie zwangsläufig den Viehbestand verringern, weil sie ohnehin nur kleine Weiden vom Bauern gestellt bekamen, die sie für die Heuernte als Wintervorrat nutzen mussten. So waren sie auf Gedeih und Verderb auf die Wegeränder angewiesen, die sie nun auch noch mit anderen Heuerleuten teilen mussten.

Konkurrenz

Foto: Archiv Beermann

Vortrag beim Historischen Nachmittag

    Historischer Nachmittag begeistert Zuhörer

so überschrieb  die Oldenburger Volkszeitung vom 26. Mai 2015 einen Bericht über den 305. Historischen Nachmittag in Scherbrings  Museumscafé Dinklage-Wulfenau.

Weiter heißt es in dem Artikel:

Ehemaliger Schulleiter berichtet ausführlich über das Heuerlingswesen in Norddeutschland

Als äußerst spannend und explosiv bezeichnete  Bernd Robben seine Beschäftigung mit dem Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland. Manchmal sei er sich bei seinen Befragung von Zeitzeugen und dem Sammeln von Dokumenten vorgekommen wie in einem Krimi, berichtete der pensionierte Schulleiter aus Emsbüren auf dem 305. Historischen Nachmittag des Heimatbund – Geschichtsausschusses.

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                                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Hirschfeld

Erst allmählich, so sein Eindruck, würde das Schweigen über ein jahrzehntelanges Tabuthema gebrochen und über die Heuerleute offen gesprochen. Wie groß der Nachholbedarf in Sachen Information über diese große soziale Gruppe ist, die sowohl in Süd – Oldenburg und im Emsland als auch im Osnabrücker Land und im Münsterland bis in die 1960er Jahre hinein anzutreffen war, zeigte die enorme Resonanz auf Robbens Vortrag.

Mehr als 80 Geschichtsinteressierte aus der Region konnte Professor Dr. Michael Hirschfeld als Vorsitzender des Geschichtsausschusses auf dem Hof Scherbring in Wulfenau begrüßen.

Das idyllisch gelegene Anwesen bildete einen stimmigen Rahmen für die Veranstaltung, gehörten zu ihm doch früher auch einige Heuerhäuser mit ihren Familien.

Für diese brachte, so der Referent, das „schlechte“ 19. Jahrhundert mit seinen Markenteilungen heute unvorstellbare soziale Not, die sich in einer Massenauswanderung in die USA auswirkte.

Im Vergleich zu anderen deutschen Regionen, etwa Bayern, sei die Lage der unterbäuerlichen Schichten hierzulande aber im Wesentlichen erträglich gewesen, resümierte Robben mit Blick auf seine inzwischen auch auf Süddeutschland ausgedehnten Forschungen

 

Holzschuhe

Von Heuerleuten für Heuerleute: HolzscNeuenkirchen-Holzschuhmacherhuhe

Dieses Denkmal aus Bronze zeigt auf dem Marktplatz in Neunkirchen bei Rheine einen Heuermann bei der Arbeit.

Dieses Nebengewerbe übten in ganz Nordwestdeutschland etliche Heuerleute aus.

Da die Heuerleute in aller Regel kein Werkstattgebäude auf ihrer Pachtstelle bauen durften, zogen sie mit ihren Werkzeugen von Hof zu Hof – ähnlich wie die Zimmerleute.

Holzschuhe waren deutlich billiger als zu Schuhwerk aus Leder. Sie hatten aber auch weitere Vorteile.

Sie boten dem Fuß bei den täglichen schweren Arbeiten auf dem Lande deutlich mehr Sicherheit.

Außerdem waren sie im Moor und auf dem Acker ein besserer Schutz gegen Feuchtigkeit im Boden.

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Foto oben: Wikipedia commons

Foto unten: Archiv Robben – aufgenommen im Fehnmuseum Barger Compascuum