HV Dreierwalde dokumentiert Heuerlingswesen

Einmalige Dokumentation des Heuerlingswesens in Dreierwalder auf mehreren Ebenen

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Eine Arbeitsgruppe Heuerlingswesen des Heimatvereins Dreierwalde hat in monatelanger gemeinsamer Forschungsarbeit diese Sozialisationsform in ihrem Dorf untersucht.

Dabei sind beeindruckende Ergebnisse herausgekommen.

Da ist eine Wandmalerei, die von Bernd Löchte sehr anschaulich mit leicht nachvollziehbaren Symbolen gestaltet wurde. Sofort erkennt man die Standorte der einzelnen Höfe und die Lage der Heuerhäuser dazu.

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Der Arbeitskreis Heuerlingswesen in Dreierwalde:

von links: Gerhard Möller, Bernd Löchte, Bernd Terbeck und Josef Hermes

Im Mittelpunkt: Der Buchordner, in dem die Forschungsergebnisse zu Heuerlingswesens in Dreierwalde abgeheftet sind.

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Weitere Mitglieder des Heimatvereins im Archivraum – im oberen Geschoss einer Wassermühle…

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In einem weiteren Treffen am 19. September 2016 soll über eine mögliche weitere Zusammenarbeit gesprochen werden.

Auf dem Rückweg in Spelle:

Zufällige Begegnung mit Dr. Bernhard Krone, der durch eine großzügige Spende aus seiner Stiftung das Heuerbuch erst möglich machte…

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Heinrich Weltring: statt Bauer – Künstler

 

Sein Leben nahm eine ganz andere Bahn: Er würde Künstler!

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https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Weltring am 09. 11. 2015

Heinrich Weltring (* 18. April 1847 in Baccum bei Lingen (Ems); † 24. Mai 1917 in Thuine) war ein deutscher Bildhauer, der mit sehr unterschiedlichen Materialien arbeitete und insbesondere bei Frauengestalten Werke von eindrucksvoller Schönheit und Anmut geschaffen hat

Heinrich Weltring wuchs als Ältestes von fünf Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf dem kleinen Bauernhof Varelmann in Baccum auf. Der aus Messingen stammende Vater Hermann Martin Weltring, geborener Wobbe, heiratete in Baccum am 11. August 1846 Anna Maria Weltring, die Besitzerin des Hofes in Baccum war. Der Vater starb bereits mit 42 Jahren und die Mutter bewirtschaftete den Hof mit ihren unmündigen Kindern alleine weiter. Heinrich war zu diesem Zeitpunkt gerade acht Jahre alt. Um etwas Geld für die Familie zu verdienen, verdingte er sich nach der Schulzeit als Knecht auf dem Hof seines Onkels Clemens Sentker, geb. Weltring, im Ortsteil Ramsel. Als auch die Mutter 1868 im Alter von 42 Jahren verstarb, versuchte der damals 21-Jährige zunächst, den Hof mit seinen vier Geschwistern weiter zu bewirtschaften.

Der ältere Weltring:

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“Hirtenmädchen” (Hadumoth), 1902 von Heinrich Weltring im Stadtgarten Karlsruhe

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Dieses Kunstwerk “Gänseliesel” befindet sich in unserem Familienbesitz Robben Gleesen.

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Viele Heuerleute waren zunächst Knechte und Mägde

http://www.lwl.org/voko-download/BilderNEU/422_001Sauermann_MU.pdf

Dieses Buch beschäftigt sich intensiv mit dem Arbeiten und Leben der besitzlosen Landbevölkerung in deren jüngeren Jahren.

Prof. Dr . Dieter Sauermann (Münster) hat durch eine Fülle an Recherchen “vor Ort” noch zur rechten Zeit passende Zeugnisse eingefangen.

Dieses Druckwerk steht  als PDF Datei zum kostenlosen Download zur Verfügung.

 

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Daraus sollen nach und nach besonders aussagekräftige Textstellen auf dieser Website den jeweiligen Themen als Zitate zugeordnet werden.

Weitere Entwicklungsmöglichkeiten (Stand 1963)

Wenn auch Hebelermeer nunmehr vorbildliche Entwäs­serungsanlagen mit Rohrdränung aus Staatszuschüssen erhalten hat, so ist das nur eine Teillösung, die Konkur­renzfähigkeit zu erhalten. Es besteht hier die Möglichkeit, das ehemalige Meer, die „Meergründe”, desser Moortiefe um 1,50 m liegt, umzukuhlen, wie man es zur Zeit in Fehndorf und in den Staatssiedlungen macht. Wenn hier dieselben Zuschüsse wie dort zur Verfügung ständen, könnten unsere Bauern aus dem schlechtesten Boden der Gemeinde, aus einer sogenannten Halbkultur, beste Fehnkultur schaffen. Für die restlichen abgewirt­schafteten Hochmoorböden des Ortes könnte eine 15 cm hohe Besandung mit voraufgegangener Untergrundlockerung in Frage kommen, wie man sie in Einzelfällen im benachbarten Holland bereits durchgeführt hat. Dadurch würde auch dieser Boden den Sand-Moor-Mischkulturen auf abgetorften Böden gleichwertig.

Die Entwicklung des Dorfes Hebelermeer zeigt sich in den Einwohnerzahlen seit 1821:

1821 = 143 Einw. 1925 = 400 Einw.
1848 = 378 Einw. 1933 = 415 Einw.
1871 = 434 Einw. 1939 = 439 Einw.
1885 = 414 Einw. 1949 = 577 Einw.
1905 = 355 Einw. 1960 = 452 Einw.
1963 = 439 Einw.

 

Blick über die Grenze

Schaut man über die Grenze nach Holland, so sieht man, gleich an unsere Äcker angrenzend, bestens aufgebaute Höfe mit vorzüglichen Sand-Moor-Mischkulturen atif abgetorftem ehemaligen Hochmoor. Die deutsche Nach­bargemeinde Fehndorf ist auf dem besten Wege, es mit Staatszuschüssen den Holländern in der Sand-Moor-Mischkultur gleichzutun. Schöninghsdorf als südlicher Nachbar ist etwa hundert Jahre jünger und besitzt noch eine mehr als 1 m hohe Weißtorfschicht auf den Feldern. Außerdem hat das Dorf eine gute Torfindustrie und in absehbarer Zeit die Möglichkeit, sehr große abgetorfte Flächen in der eben gepannten Kulturart anzulegen. Die ehemaligen Moorgemeinden Rütenbrcck, Lindloh und Altenberge haben ihre relativ dünne Moorschicht durch Brandkultur und Entwässerung längst verloren. Fast alle Äcker sind dort kaum vom Sandboden zu unter­scheiden. Auch die Moorgemeinde Twist besitzt von Na­tur aus wertvolle Rasenerzböden und erlebt jetzt durch die Erdölfunde einen unvergleichlichen Auftrieb. Auch weit besser sind in bodenmäßiger Hinsicht unsere neuen Staatssiedlungen in der Nachbarschaft gestellt. Der tief­gepflügte Niederungsmoorboden ist der holländischen Fehnkultur gleichzustellen und bringt Erträge, die hier im Ort bei mehr Arbeit und gleichem Einsatz an Kunst­dünger und Stallmist im abgebauten Hochmoor niemals mehr zu erreichen sind.

 

 

Blick über die Grenze

Schaut man über die Grenze nach Holland, so sieht man, gleich an unsere Äcker angrenzend, bestens aufgebaute Höfe mit vorzüglichen Sand-Moor-Mischkulturen atif abgetorftem ehemaligen Hochmoor. Die deutsche Nach­bargemeinde Fehndorf ist auf dem besten Wege, es mit Staatszuschüssen den Holländern in der Sand-Moor-Mischkultur gleichzutun. Schöninghsdorf als südlicher Nachbar ist etwa hundert Jahre jünger und besitzt noch eine mehr als 1 m hohe Weißtorfschicht auf den Feldern. Außerdem hat das Dorf eine gute Torfindustrie und in absehbarer Zeit die Möglichkeit, sehr große abgetorfte Flächen in der eben gepannten Kulturart anzulegen. Die ehemaligen Moorgemeinden Rütenbrcck, Lindloh und Altenberge haben ihre relativ dünne Moorschicht durch Brandkultur und Entwässerung längst verloren. Fast alle Äcker sind dort kaum vom Sandboden zu unter­scheiden. Auch die Moorgemeinde Twist besitzt von Na­tur aus wertvolle Rasenerzböden und erlebt jetzt durch die Erdölfunde einen unvergleichlichen Auftrieb. Auch weit besser sind in bodenmäßiger Hinsicht unsere neuen Staatssiedlungen in der Nachbarschaft gestellt. Der tief­gepflügte Niederungsmoorboden ist der holländischen Fehnkultur gleichzustellen und bringt Erträge, die hier im Ort bei mehr Arbeit und gleichem Einsatz an Kunst­dünger und Stallmist im abgebauten Hochmoor niemals mehr zu erreichen sind.

 

 

Bauen auf festem Grund

So ist es auch zu erklären, daß die Bauern seit der Jahr­hundertwende darauf bedacht waren, große, feste, auf Sanduntergrund gebaute friesische Wohn- und Wirt­schaftsgebäude zu errichten. Das in dieser Art wohl einzig dastehende Hochmoordorf Hebelermeer, ohne fremde Hilfe im wilden Moor aufgebaut, ohne Fehnkultur, ohne Mineralboden und ohne Industrie, macht mit seinen Eichenhöfen heute einen ganz gesunden Eindruck.

Jedoch sieht die Zukunft des Dorfes etwas düster aus im Vergleich mit der Entwicklungsfähigkeit der Nachbarsiedlung. Die für die Hochmoorkultur so wichtige und günstige Weißtorfschicht ist fast gänzlich durch die in­tensive Bewirtschaftung und Entwässerung abgebaut und verbraucht. Die jetzt anstehende Schwarztorfschicht ist weniger ertragreich und trotz günstiger Entwäsderung; durch Dränung und Vorfluter fast wasserundurchlässig. In feuchten Jahren wird die Ackerkrume zu Moorbrei und verschlammt. In trockenen Jahren besteht der Acker nur aus harten Moorstücken. Die Krümelstruktur und die Bakterienlebewelt des Bodens ist durch diese Um­stände scheinbar gestört; die Erträge sinken.

 

Der Kunstdünger hält Einzug

Einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Einzug des Kunstdüngers in Hebelermeer. Nachdem den Einwohnern auf Versuchsflächen durch Landwirtschafts­lehrer und Moorfachleute der Bremer Moorversuchsstation gezeigt wurde, wie man ohne Moorbrandkultur mit Kalk, Kunstdünger und Leguminosenvorfrucht Roggen, Hafer, Kartoffeln und Kleegras anbaut, ging es hier berg­auf. Die ersten Siedler hatten nur den Tod, die zweite Generation hatte die Not, jetzt hatten die Hebelermeerer wirklich das Brot, ein mäßiges Auskommen. Zu diesem „Kunstdüngerglauben” wurden die Einwohner damals gewissermaßen aus der Not heraus gezwungen, um nicht unterzugehen. Wie schon vorher erwähnt, hatten die an­deren Moordörfer zusätzlich Mineralböden als Weide­flächen, die hier gänzlich fehlten. Dieser Nachteil wurde von nun an durch intensive und richtige Düngung mit Kunstdünger wettgemacht.

 

 

 

Fortschritte durch Bau des Süd-Nord-Kanals

In wirtschaftlicher Hinsicht mehr aufgeschlossen wurde das Moorgebiet durch den Bau des Süd-Nord-Kanals in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Zunächst ver­dienten die Einwohner bei den Erd-, Schleusen- und Brückenarbeiten nebenbei Geld und bekamen Entwäs­serung und feste Sandwege zu den Nachbardörfern. Das Schiff wurde nunmehr zum wichtigsten Transportmittel. Schon einige Jahre später war der große Moorkolk, das eigentliche Hebeler Meer, trocken gelegt. Der dadurch gewonnene Boden wurde nach Besitzgrößen mitgeteilt und hat bis heute noch den Namen „Meergründe” bei­behalten. Der gesamte Boden des Dorfes schrumpfte von dieser Zeit an zusammen. Die ursprüngliche Moorhöhe dürfte mit der jetzigen Höhe der Hebelermeerer Kanal­brücke übereingestimmt haben, die heute als hohe Brücke mit Auffahrtsrampen versehen ist. Dränrohre, die auf dem Versuchsgelände des Herzogs von Arenberg 1898 un­mittelbar an der Dorfgrenze von Hebelermeer in 1,20 m Tiefe verlegt worden waren, konnte man schon in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts 7nit dem Ackerpflug aus-pflügen. Das bedeutet, daß unsere ursprüngliche Moor­schicht von 3-5 m Höhe zusammenschrumpft, und man braucht kein Prophet zu sein, wenn man annimmt, daß in ca. 200 — 300 Jahren das gesamte Moor ohne Abtorfung auch hier verschwunden ist.

 

 

Schmuggel brachte Abwechselung in das eintönige Leben

Das harte und eintönige Leben der ersten Siedler zu Hebelermeer hatte aber auch noch eine recht abenteuer­liche Seite, die ebenfalls dazu beigetragen haben dürfte, neue Einwohner nach hier zu locken. Genau hundert Jahre war unser Dorf, das in unmittelbarer Nähe der deutsch-holländischen Staatsgrenze liegt, ohne Zollbe­amte. Das hatte hier zur Folge, daß der Schmuggel un­behindert betrieben werden konnte. Wie noch aus münd­licher Überlieferung bekannt ist, wurde in den ersten hundert Jahren des Bestehens unseres Ortes hauptsächlich Salz nach Holland geschafft und nach Deutschland Schafherden oder je nach Preislage auch umgekehrt. Ebenso wurde der Handel über die „Grüne Grenze” mit den Holländern auf Bienenstöcke, Honig, Wachs, Groß­vieh und sonstige Handelsprodukte ausgedehnt. Seit Be­setzung der Grenze mit Zollbeamten (1888) war nun die­ser „Handel” mit mehr Risiko und Romantik verbunden. Unsere „Händler”, die ihr Gewerbe mehr aus Not als aus reiner Gewinnsucht betrieben, waren erfinderisch genug, immer wieder die Zollbeamten, die größtenteils das trügerische Moor nicht genau kannten, an der Nase herumzuführen. Den Schmugglern war das Fußprofil jedes einzelnen Zöllners sowie der Reifenabdruck ihrer Fahrräder bekannt, so daß sie genau wußten, ob Gefahr im Verzuge war. Auch damals schon eingesetzte Spür­hunde konnten nichts ausrichten, da die Füße der illega­len Grenzgänger mit Lappen’ umwickelt waren, die man mit Riechstoffen getränkt hatte, und so den Geruchssinn der Tiere vollständig ausschalteten. Des weiteren fing man die Spürhunde während ihres Einsatzes nach Tier-fängerart mit der nackten Hand und setzte sie außer Gefecht. Zum Wegtransport des Schmuggelgutes bedien­te man sich des öfteren leerer Bienenkörbe, in denen man die Ware verstaute und vor dem Flugloch eine Schachtel mit ca. 30 Bienen anbrachte. Bei Kontrollen konnte der „Imker” seinen mobilen Bienenstand dann einwandfrei ausweisen. Großviehherden schmuggelte man auf folgende Art: Ein besitzloser Knecht, der mit Geld bestochen wurde, nahm eine minderwertige Kuh am Halfter und führte diese über die Grenze in Rich­tung auf den diensthabenden Zöllner, der ihn mit der Kuh festnahm und zur nächsten Zollaufsichtsstelle brachte. Die Grenze war jetzt entblößt, und die Tiere konnten ungehindert herübergeschafft werden. Außerordentlich interessant wäre es, die einzelnen Tricks der Schmuggler zu verfolgen; das würde aber an dieser Stelle zu weit führen