Sohn zieht mit Mutter ins Backhaus

Herm Bernd Gürdekamp wollte offensichtlich kein Heuermann werden.

Er zieht mit seiner Mutter 1774 in das Backhaus des Hofes,

So hatte er wenigstens ein wenig Eigenständigkeit vor der Hofherrschaft seines älteren Bruders.

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Dieses Backhaus steht heute auf dem Heimathof in Emsbüren.

Vom Heuermann zum Pachtbauer

Freud und Leid auf dem Lande

von Anna Gerke

in: Der heimatliche Herd, Band 32, Bersenbrück 2011, Seite 400

Am 7.10.1921 wurde ich in Grönloh geboren. Meine Eltern, Dietrich Kramer und seine Frau Hermine geb. Kettler, wohnten mit den Eltern meiner Mutter, Hermann Kettler und Catherine geb. Haferkamp, in einem Mietshaus (eindeutig ein Heuerhaus s. u., Anm. des Einstellers) von Otto Brake-Middelkamp. Sie bewirtschafteten etwa 5 Hektar, sie hatten drei bis vier Milchkühe, einige Schweine und Hühner, und der Opa hatte auch Gänse. Sie hatten auch ein Pferd, das war nicht immer so bei den Heuerleuten, meistens wurde es vom Bauern ausgeliehen gegen Geld oder Hilfe.

Mein Bruder Hermann wurde am 7.2.1926 geboren, der ist leider im zweiten Weltkrieg in Russland vermisst. Wir hatten eine schöne Kindheit mit den Nachbarkindern.

Arbeiten beim Bauern

Oft waren wir mit den Großeltern allein, da die Eltern beim Bauern viel Hilfe leisten mussten. Unsere Mutter musste dort auch bei der großen Wäsche helfen und beim Schlachten. Der Vater half beim Ausmisten und beim Kartoffel pflanzen. In der Heuernte, Getreideernte, Kartoffel- und Rübenernte mussten die Eltern beide helfen.

Zum Stoppelrüben ziehen musste auch immer einer helfen. Der Vater hatte noch die Gräben sauber zu machen und die Wege auszubessern, Holz fällen, sägen und spalten. Die großen Bauern hatten meistens zwei Knechte und zwei Mägde. Bei den großen Bauern wurden im Winter meistens drei Schweine und ein Bulle oder Rind geschlachtet. Das musste alles verarbeitet werden, es dauerte meist drei Tage.

Mündlicher Zeitzeugenbericht

Die Bauern hatten es besser

Der Bauer und seine Frau hatten es früher besser, sie brauchten nicht so hart zu arbeiten, hatten viel „Visite“ und fuhren „auf Visite“ im frisch gewaschenen Kutschwagen mit zwei blank geputzten Pferden davor. Das musste natürlich der kleine Knecht vorbereiten, beim Ausspannen half auch ein Knecht des anderen Hofes, und der musste so lange aufbleiben und wieder einspannen, wenn es nach Hause gehen sollte. Dafür gab es dann eine Reichsmark. Die Magd blieb auch so lange auf und musste das Geschirr abtragen und abwaschen, dafür gab es auch ein kleines „Trinkgeld“.

Schöne Kinderjahre – aber Pflichten

Mein Bruder und ich hatten schöne Kinderjahre. Wir besaßen etliche Spielsachen, ich hatte einen Puppenwagen mit zwei Puppen, eine kleine Puppenstube, einen kleinen Kaufmannsladen und ein kleines Kaffeeservice. Mein Bruder hatte ein Schaukelpferd, einen Handwagen, an dem sein Name stand. Dann hatte er noch kleine Schimmel auf Rädern mit einem Wagen dahinter, eine kleine Eisenbahn, eine Dampfmaschine und einen Stabilbaukasten.

Wir hatten schon früh Pflichten: Holz reinholen, Hühner füttern und Eier su-chen. In den Heuerhäusern war ein offenes Flett, der Herd stand oben auf der Diele, daneben der Viehkessel, so dass der Rauch zur Diele ging. Oben im Haus war ein „Wiemen“, wo Würste, Speck und Schinken geräuchert wurden. Wir mussten auch für den Bauern mit räuchern.

aus persönlichen Berichten 

Bauliche Situation

Die Bauernhäuser hatten einen Schornstein, die Heuerhäuser nicht. Wir hatten schon zwei kleine Stuben und zwei Schlafstuben. Rechts und links war eine kleine Stube, dazwischen eine Schlafstube, wo meine Großeltern schliefen. Daran war ein Zimmer mit Flachdach angebaut, dort schliefen meine Eltern und wir Kinder. Die Großeltern hatten eine kleine Scheune und einen Wagenschuppen, darin war auch der Gänsestall. Unser großer Garten war an zwei Seiten mit einer Lebensbaumhecke und an den anderen Seiten mit Johannisbeersträuchern umgeb

Schulische Situation

Im Frühjahr 1929 kam ich zur Volksschule nach Grönloh zu Lehrer Frasch. Es war eine einklassige Schule für alle 8 Schuljahre. Die besuchte ich bis Ostern 1932, dann kam ich zur Privatschule nach Badbergen. Das war eine Mittelschule, sie kostete in den ersten Jahren monatlich 25 Reichsmark Schulgeld.  was teurer. Wir hatten Französisch und Englisch. Mein Bruder kam Ostern 1932 nach Wehdel zur einklassigen Volksschule zu Lehrer Schmidt. Er blieb acht Jahre dort, mochte nicht so gern lernen, er half lieber in der LandwirAls Heuerleute einen Bauernhof gepachtet.

Als Heuerleute einen Bauernhof gepachtet

Inzwischen hatten meine Eltern in Wehdel einen Bauernhof gepachtet, und wir waren im Herbst 1932 dort hingezogen.

Es war der Hof Kahmann, dort war der Bauer früh gestorben. Wir bewirtschafteten dort 37 Hektar. Es war ein großes Bauernhaus. Frau Kahmann geb. Enders blieb mit den beiden Kindern und den Schwiegereltern dort wohnen. Die beiden Kinder waren so alt wie wir, und so konnten wir nachmittags zusammen spielen.

Jetzt hatten wir „eigene“ Heuerleute

Meine Eltern hatten es anfangs sehr schwer. Da der Hof größer war, musste allmählich mehr Vieh angeschafft werden, wir brauchten Wagen und Ackergeräte und auch eine Hilfskraft.

Zu dem Haus gehörten drei Heuerhäuser und ein Doppelheuerhaus. Vier Heuerleute mussten bei uns Hilfe leisten.

Kahmanns hatten einen sehr großen Garten mit sehr vielen großen Alpenrosen und vielen fremden Bäumen. Das war Opa Kahmanns Lebenswerk, er wusste, woher jeder Baum kam und kannte auch alle botanischen Namen der Bäume und Pflanzen. Im Frühjahr kamen viele Besucher, um sich die Blütenpracht anzusehen. Opa Kahmann freute sich und zeigte den Besuchern alle Pflanzen und erzählte dazu. Im Bauernhaus gab es auch viele alte Möbel und eine Schmetterlingssammlung.

Das schlimme Moorbrennen 2

Abgebrannt wurde nur eine Schicht des zuoberst liegenden, sogenannten »Weißen« Torfs, wenn das Feuer aufmerksam gewartet wurde. Bei unsachgemäßer Vorbereitung der Moor­stücke oder wenn man leichtfertig das Abbrennen sich selbst überließ, konnte es geschehen, daß es zu einem Tiefenbrand kam, der dann nur sehr schwer gelöscht werden konnte; oft flackerte das Feuer tagelang wieder auf.

Nach dem Abbrennen war das Moorstück von einer gleich­mäßigen Schicht Asche bedeckt, in die nach dem Auskühlen Buchweizen eingesät werden konnte. Versuche, auch schon Roggen oder Hafer einzusäen, waren in der Regel nur dann erfolgreich, wenn die Asche mit Torfmull und vor allem Sand gründlich vermischt wurde. Ohne Sand hätte der oberfläch­lich schnell austrocknende Torf alle Feuchtigkeit abgegeben und das Saatkorn nicht zum Keimen kommen lassen.

Ohne die Brandkultur wäre die Kolonisierung des Teufels­moores im 18. Jahrhundert kaum möglich gewesen. Wie sonst hätten die Neusiedler sich in den ersten Jahren über­haupt ernähren sollen? An Geld, Nahrungsmittel einzukau­fen, fehlte es doch den allermeisten. Findorff schrieb in sei­nem »Moorkatechismus«: »Für einen Anfänger im Moore kann es keine glücklichere Erfindung geben, als daß er sofort eine Strecke Moors ohne den gewöhnlichen Stalldünger be­stellen und davon ernten kann«.

Je nach Beschaffenheit des Moorteils konnte das Abbrennen wiederholt werden, bei besonders dicker Schicht von Wei­ßem Torf bis zu zehnmal. Danach mußte das Land in her­kömmlicher Weise mit Stallmist gedüngt werden; den Wei­ßen Torf durfte der Moorbauer nicht restlos abbrennen, dann hätte er das Moor »totgebrannt«.

 

Aber es regte sich kap4-bild-9-moorrauch-verbreitung-1848-1857-1863Widerstand gegen das Moorbrennen. Verdrossenheit und Ärger bereitete der Moorrauch, der aus­gerechnet an den schönsten Frühlingstagen den Himmel überzog, die Luft »verpestete«. Es wurde behauptet, dieser stinkende Rauch sei für Menschen, Tiere und Pflanzen schäd­lich. Und es bildete sich eine Art »Bürgerinitiative«, der »Nordwestdeutsche Verein wider das Moorbrennen«. Die­sem Verein ging es zunächst um die Einschränkung des Moorbrennens, im weiteren um Einführung anderer Kultivie-rungsmethoden. Aufgrund der Anregungen dieses und des »Naturwissenschaftlichen Vereins« wurde 1877 in Bremen die »Moorversuchsstation« gegründet. Die Erkenntnisse ei­nes Justus Liebig auf dem Gebiet der Agrikulturchemie soll­ten auch im Moor Eingang finden: der »Kunstdünger« erüb­rigte nicht nur das Moorbrennen, sondern trug wesentlich da­zu bei, die ärmliche Lage vieler Moorbauern zu bessern.