Heuerhäuser im Museum: Der Tecklenburger Kotten

29. September 2016                                                                                          Seite 563

… ein Augenschmaus:

Der Tecklenburger Kotten im Freilichtmuseum in Detmold

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Leider konnten beim Besuch im Juli 2016 keine Innenaufnahmen gemacht werden – geschlossen.

Fotos: Archiv Robben

Mühsame Wege, ,,um daselbst den Sommer zu arbeiten” (Dr. Sautmann S. 1)

29. September 2016                                                                                                    Seite 565

Ein Bericht über Ravensberger Hollandgänger von

Dr. Richard Sautmann (1)

Mühsame Wege, ,,um daselbst den Sommer zu arbeiten”

Hollandgänger im 19. Jh.

Dieser Aufsatz erschien im Heimatjahrbuch des Kreises Gütersloh, Jahrgang 2009

Hier eingestellt mit freundlicher Genehmigung des Autors vom 28. September 2016

 

 Am 19. Mai des Jahres 1827 machte sich der in Versmold Nr. 99 wohnhafte Johann Henrich Kroeger auf den Weg zum Amtmann Friedrich Wilhelm Eduard Körner.  Kroeger gab an, in den nächsten Tagen von Versmold über Milte — Greven — Gronau nach Amsterdam reisen zu wollen, „ um daselbst den Sommer zu arbeiten”, und beantragte hierfür einen Pass.’  Dann machte er sich auf den beschwerlichen Weg. Mit seinen 61 Jahren musste ihm die Reise schwer fallen, aber er kam noch in Holland an und arbeitete dort für mehrere Monate, bis er sich im Oktober desselben Jahres auf den Rückweg machte.

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Johann Henrich Krögers Anliegen war nicht ungewöhnlich. Tatsächlich gehörte der Hollandgang zu den tradierten Erwerbsformen, die in Westfalen seit Ende des 30jährigen Krieges schon geübt wurden. Denn während die eigenständig gewordenen Niederlande mit Ende dieses Krieges einen wahren Wirtschaftsboom erlebten, litten die westfälischen Länder noch lange unter den Kriegsfolgen. Die Niederlande hingegen stiegen im 17. und 18. Jahrhundert zu einer der führenden Seemächte Europas auf. Zugleich wurden die „Generalstaaten” auch eine Kolonialmacht, und die Kolonien wiederum zogen als attraktive Ansiedlungsorte viele junge Holländer an.

Foto: Emslandmuseum Lingen

Fehlende Arbeitskräfte in den Niederlanden (Dr. Sautmann S. 2)

 

So fehlten gerade auf dem „platten Land” Arbeitskräfte, die man aus den deutschen Nachbarländern anwerben musste. Hier wiederum wurde händeringend nach Arbeit gesucht. Steigende Bevölkerungszahlen, schwindende Erwerbschancen und eine stetig knapper werdende Ernährungsbasis sollten das frühe 18. Jahrhundert auch in Versmold kennzeichnen. Garnspinner und Leineweber litten mehr und mehr unter dem Preisverfall für ihre Waren. Und auch die Heuerstellen, die in früherer Zeit noch ein einigermaßen stabiles Auskommen geboten hatten, reichten zum Leben längst nicht mehr aus. So suchten die Menschen nach neuen Einkommensquellen.

„Die für deutsche Verhältnisse überaus günstigen Verdienstmöglichkeiten in Holland und Friesland wirkten für über 200 Jahre wie ein Magnet insbesondere für landlose Heuerlinge, denen es durch mehrjährige Gastarbeit möglich wurde, sich mit Haus und Hof eine bescheidene Existenz zu erwerben. Man schätzt, dass auf diese Weise jährlich etwa 100.000 Taler ins Land flossen, weshalb die saisonalen Wanderungen behördlicherseits durchaus erwünscht waren. Noch im Jahre 1828 überschritten aus dem Regierungsbezirk Minden 1.750 Männer während des Sommers die Grenze. Die Wanderarbeit war damit auch im ravensbergischen Raum ein bedeutender Wirtschaftsfaktor”, heißt es in dem Buch „Versmold — Eine Stadt auf dem Weg ins 20. Jahrhundert” von Rolf Westheider.

Ein Bericht des Versmolder Beigeordneten und Kämmerers Haßfordt vom 28. Februar des Jahres 1817 beschreibt die Bedingungen und den Verlauf des Hollandganges „Es mögen ohngefähr Acht bis zehn Mannspersohnen aus hiesigen Bezirk nach Holland auf Arbeit gehen”, notierte er. „Die zum Torfmachen gehen Ende März vom Hause, und kommen Ende Juni zurück, mithin sind diese drey Monate von Haus abwesend. Die Hin und Her Reise wird gewöhnlich in Vierzehn Tagen zurückgelegt; es bleiben ihnen also nach Abzug der Sonn- und Feiertage ohngefähr sechzig ArbeitsTage übrig”.3) Rund 120 Gulden brutto waren in diesen Tagen beim Torfstich zu verdienen; für Kost und sonstige Bedürfnisse gingen allerdings rund 67 Gulden wieder ab, so dass die Hollandgänger etwa 52 Gulden oder 28 Taler mit nach Hause bringen konnten.

Dr. Richard Sautmann

Mühsame Wege, ,,um daselbst den Sommer zu arbeiten"

Hollandgänger im 19. Jh.

Dieser Aufsatz erschien im Heimatjahrbuch des Kreises Gütersloh, Jahrgang 2009

Hier eingestellt mit freundlicher Genehmigung des Autors vom 28. September 2016

Torfstich und Grasmahd (Dr. Sautmann S. 3)

 

Neben dem Torfstich war auch die Arbeit als Grasmäher in den Niederlanden möglich. „Die zum Grasmähen gehen ohngefähr medio May von Haus und kommen Ende July zurück. Diese können, wenn die Arbeit gut geht, täglich 2 Gulden und darüber auch ohne Kost verdienen; es bleiben nach Abzug der Reisen, Sonn- und Feiertage 48 Arbeitstage “. Netto ließen sich so etwa 21 Taler mit nach Hause schaffen. Die Bedeutung des Hollandganges wird im Vergleich Versmold wären im selben Zeitraum nur rund 9 Taler Verdienst möglich gewesen. Kein Wunder also, dass sich Jahr für Jahr einige Versmolder den Strapazen des Hollandganges unterzogen.

So überlebenswichtig die Einkünfte aus dem Hollandgang auch waren, so stieß die Sache beim sparsamen Versmolder Kämmerer dennoch auf Kritik: „Zudem lernt mancher dort eine Lebensweise besonders in vielen Essen und Trinken, welches eine natürliche Folge des dortigen Clima und der vielen sauren Arbeit ist, welche ohne Nachtheil in der Heymath nicht fortgesetzt werden darf Was übrigens die Abwesenheit des Haus Vaters von seiner Familie in der Regel für Nachtheile bringt, wird jedem der selbst Familie hat, zur genüge bekannt seyn”. Trotz aller Kritik: Zu ersetzen war die Arbeitsmigration nicht. Denn Westfalen konnte seine eigene Bevölkerung nicht ernähren. So setzte sich der Hollandgang auch in den folgenden Jahren fort, allerdings nur zögerlich.

Denn in der nachnapoleonischen Ära konsolidierte sich das niederländische Wirtschaftswachstum auf eher niedrigem Niveau. Weite Teile des Überseehandels lagen mittlerweile in britischer Hand. Zudem sorgte ein stabiles Bevölkerungswachstum in den Niederlanden für eine rege Arbeitsplatznachfrage, so dass sich der Bedarf nach Gastarbeitern stetig verringerte. Für die unterbäuerlichen Schichten hat-te der Rückgang an Arbeitsgelegenheit in den Niederlanden eine fundamentale Konsequenz. Denn in dem Maße, in dem die Gelegenheiten zur temporären Arbeitsmigration abnahmen, geriet die Perspektive einer dauerhaften Auswanderung in die USA ins Blickfeld.

Dr. Richard Sautmann 

Mühsame Wege, ,,um daselbst den Sommer zu arbeiten"

Hollandgänger im 19. Jh.

Dieser Aufsatz erschien im Heimatjahrbuch des Kreises Gütersloh, Jahrgang 2009

Hier eingestellt mit freundlicher Genehmigung des Autors vom 28. September 2016

Harte Bedingungen! (Dr. Sautmann S. 4)

 

Bis zu den frühen 30er Jahren jedoch blieb der Hollandgang eine durchaus attraktive Einkommensquelle. Arbeit und Leben in den Niederlanden waren allerdings hart und unerbittlich. „Ziel aller Hollandgänger war, in kurzer Zeit ein Maximum an Geld zu verdienen. Um die Ausgaben im Gastland möglichst niedrig zu halten, deckten sich die Arbeiter mit so viel Proviant ein, wie sie eben tragen konnten. Die Arbeitsgeräte, zumeist Sensen, wurden ebenfalls mitgebracht. Am Einsatzort angelangt, brachten die Auftraggeber sie in notdürftig deutlich: Als Tagelöhner in Schilf gedeckten Hüben, so genannten „Tenten” unter, die in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz errichtet worden waren. Es durfte keine Zeit verloren gehen, ging es doch darum, Schwerstarbeit überwiegend im Akkord und praktisch während der Dauer des ganzen Lichttages zu verrichten.

Dabei verlangte ihnen ihr Ziel, möglichst viel Geld für die Familie zu verdienen, alles ab. In einem Brief eines Graßmähers, der aus dem Hümmling kommend Frühjahr und Sommer in den Niederlanden verbrachte, heißt es: „Das mähen begann morgens um zwei, später um drei Uhr; denn solange Tau im Grase war; mähte es sich leichter Das Gras war immer sehr dick. Gemäht wurde den ganzen Tag bis in den sinkenden Abend hinein. Kurze Essens-pausen; nur mittags wurde eine halbe oder ganze Stunde geschlafen. Die Regel war; dass jeder so lange mähte, einen Tag nach dem anderen, bis ,der Grund vor ihm emporstieg’, das soll heißen: bis er Sinnestäuschungen bekam und ungefähr so weit war; dass er ohnmächtig zusammenzubrechen drohte. Dann musste er aufhören, denn wenn die Erde vor seinem Blick aufzusteigen schien, dann führte er keinen sicheren Schnitt mehr, sondern stach mit der Sense in den Erdboden “.

So schufteten die Hollandgänger tagein tagaus. Sie waren Grasmäher und Torfstecher, huben Kanäle und Gräben aus, wurden in der Hochseefischerei und wenn nötig, auch im Walfang eingesetzt, um zum Ende der Saison wieder heim zu kehren.

Dr. Richard Sautmann 

Mühsame Wege, ,,um daselbst den Sommer zu arbeiten"

Hollandgänger im 19. Jh.

Dieser Aufsatz erschien im Heimatjahrbuch des Kreises Gütersloh, Jahrgang 2009

Hier eingestellt mit freundlicher Genehmigung des Autors vom 28. September 2016

Nur für junge Männer… (Dr. Sautmann S. 5)

Letztlich waren nur junge, kräftige Männer den Mühen und Plagen des Hollandganges gewachsen, nicht aber der schon über 60jährige Johann Heinrich Kröger, der im Mai 1827 nach Holland auf Arbeit gewandert war. Von den Strapazen des Sommers gezeichnet, machte er sich im Oktober auf den Rückweg. Doch als er am 20. Oktober in Greven eintraf, war er bereits schwer erkrankt. Die dortige Amtsbehörde brachte ihn in einem Wirtshaus unter, denn Kröger hatte immerhin noch 15 ‘/2 Taler in der Tasche, so dass er für Kost und Logis würde aufkommen können. Nur einen Tag später, am Nachmittag des 21. Oktober, verstarb der Hollandgänger. Vielleicht hatten die harte Arbeit in den Niederlanden und die mühselige Rückreise seine letzten Reserven aufgebraucht.

 Dr. Richard Sautmann:
Mühsame Wege, ,,um daselbst den Sommer zu arbeiten"

Hollandgänger im 19. Jh.

Dieser Aufsatz erschien im Heimatjahrbuch des Kreises Gütersloh, Jahrgang 2009

Hier eingestellt mit freundlicher Genehmigung des Autors vom 28. September 2016

Der Autor und Pädagoge Josef Hugenberg

29. September 2016                                                                                  Seite 557

Der im Jahre 1900 geborene Pädagoge und Autor Josef Hugenberg stammt aus dem Osnabrücker Nordland.

Aus seiner Feder ist die umfangreiche Chronik eines Heuerhauses

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Er wuchs auf in der Bauerschaft Hastrup nahe der früheren Kreisstadt Bersenbrück. Im Alter von 27 Jahren kam er in das benachbarte Emsland. Dort war er Lehrer in Bückelte, später dann in Harrenstätte auf dem Hümmling, danach kurz in Papenburg. Ab 1937 war in  Meppen an der Ludmillenschule (Altstadtschule) tätig, deren Leitung er 1945 übernahm bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1963.

Schon als Schüler verfasste er erste Zeitungsmeldungen. Als Student und Junglehrer schrieb er Berichte, u. a. Theaterkritiken für Osnabrücker Tageszeitungen. Da er in der Inflationszeit zwischen 1920 und 1924 keine Anstellung als Lehrer erhielt, schrieb er unter dem Pseudonym „Feri Walter“ die 2 Romane „Der Junglehrer“ und „Gerta Werken“, später, danach folgten „Narren des Lichtes“, „Schauspieler Mensch“ und „Hülsekrabben“. Ab 1925 wurde er Herausgeber der in Bramsche bei Osnabrück erscheinenden Kulturzeitschrift „Der Spielmann“.josefhugenberg_full

Josef Hugenberg machte früh mit engagierter kultureller Arbeit auf sich aufmerksam. In späteren Jahren war intensiv und erfolgreich bemüht um das plattdeutsche Theater.

Im Alter von 83 Jahren starb er im April 1983 in Meppen. Nach ihm wurde dort eine Straße benannt.

Sein Sohn Gerhard hat sich in der Region ebenfalls einen Namen gemacht als  Geschäftsführer der Emsland-GmbH von 1971 bis 1989.

Insbesondere auf seine Initiative kam die Magnetschwebebahn ins Emsland.

Foto: Gerhard Hugenberg

Der Dielenbereich des Rauchhauses

 

Ganz so hell war es damals nicht: Die Fenster waren klein, das elektrische Licht fehlte…

Rauch und Dunkelheit waren beständige Größen!

 

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rauchhaus-011-011Fotos zum Rauchhaus Varrel: Archiv Skibicki

Wohnbereich des Rauchhauses in Varrel

Im damaligen Alltagsgebrauch sah die Inneneinrichtung wohl etwas “mitgenommener” aus.

Es handelte sich schließlich um ein Rauchhaus

Rauchhaus

Rauchhaus

Rauchhaus

Fotos: Archiv Skibicki