Wichtige Viehhändler

Zuchterfolge bei Heuerleuten

Da ich als ältester Sohn und damit Hoferbe auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im südlichen Emsland aufgewachsen und sehr früh in die anfallenden Arbeiten hineingewachsen bin, erlebte ich auch schon als Kind die herausragende Stellung der Viehhändler sowohl bei uns als auch bei  „unserer“ direkt benachbarten Heuerlingsfamilie.

So verhandelte man in der Regel mit zwei verschiedenen Viehkaufleuten, um einen Preisvergleich zu bekommen.

Bei uns und nebenan war allerdings „Pöttker ut Bürn“ der Handelsmann der Wahl.

Seine besondere Art, seine Klugheit und Menschkenntnis haben mich auch noch während meines Studiums und später begleitet.

Pöttker (eigentlich heißt er Heinrich Levelink) ist zwar 10 Jahre älter als ich, aber ich habe weiterhin häufig das Gespräch mit ihm gesucht und daraus ist auch mein zweites Buch entstanden, in dem er als Protagonist eine  tragende Rolle übernommen hat.

Ein häufiges Gesprächsthema war und ist die besondere Rolle der jüdischen Viehhändler vor dem 2. Weltkrieg und ihr unsäglich tragisches Schicksal in der Nazizeit.

Jüdische Viehhändler in Nordwestdeutschland

Besonderen Aufschluss darüber gibt das Buch von Werner Teuber Jüdische Viehhändler in Ostfriesland und im nördlichen Emsland 1871 – 1942 (Cloppenburg 1995)

Zusammenfassend erfährt man dort:

Die  Juden übten diesen Beruf oft über Generationen in Familientradition aus. Sie brauchten dafür keine geregelte Ausbildung. Die jungen Viehhändler lernten bei ihren Vätern oder Verwandten die Beurteilung der Tiere und den Handel mit ihnen. Als Jungen begleiteten sie ihre Väter zu Märkten und auf die Bauernhöfe. Hier lernten sie schon sehr früh, worauf sie als eigenständiger Viehhändler achten mussten. Und so findet sich in der Fachliteratur mehrfach der Hinweis, dass jüdische Händler in ihrem Beruf als fachlich qualifizierter galten als nichtjüdische Kollegen. Gerne nahmen Bauern auch die Fähigkeiten der jüdischen Händler in Anspruch, wenn sie Vieh kaufen oder verkaufen wollten.

Als mit der Reichsgründung 1871 die Juden endlich, zumindest formal, völlig gleichberechtigt wurden, gingen viele von ihnen vom Lande in die Stadt, wo sie sich bessere Verdienstmöglichkeiten suchten. Immer wieder hatte es in den zurückliegenden Jahrhunderten, vor allen in schlechten Zeiten, Anfeindungen gegen die Juden gegeben. Allerdings blieben im Norden Deutschlands insbesondere in Ostfriesland viele Juden in Schlachtereien und im Viehhandel tätig. So gab es etwa um die Jahrhundertwende 20 Schlachtereien in Aurich, von denen 14 von Juden betrieben wurden, die alle noch nebenbei als Viehhändler tätig waren.

Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, versuchten diese, die jüdischen Händler möglichst rasch auszuschalten, was aber viele Bauern in der Praxis nicht nachvollzogen haben.

Darüber wird noch in einem Beispiel eines Viehhändlers aus Werlte berichtet….

Jüdische Viehhändler hatten besonderes Vertrauensverhältnis

Gerade in Nordwestdeutschland waren die allermeisten Landwirte (und damit auch die Heuerleute) auf Viehwirtschaft und Verkaufserlösen daraus dringend angewiesen, anders als etwa in der südlicheren Soester Börde. Dort konnten die Bauern auch wegen der besonders guten Böden nur vom Feldfruchtbau leben.

Die  Möglichkeiten der lohnenden Eigenvermarktung besonders des Rindviehs waren dabei sehr begrenzt.

Dafür waren größere Viehmärkte wichtig, die für die Landbevölkerung wegen der noch schlechten Verkehrsverbindungen nur schwer erreichbar waren.

So war man auf Viehkaufleute angewiesen.

 

Insbesondere nach dem 1. Weltkrieg entwickelte sich der Viehmarkt in Lingen zum größten Handelsplatz dieser Art in Deutschland. Auch aus den benachbarten Benelux-Ländern reisten Händler an.

Darunter hatten jüdische Viehkaufleute an hohen Anteil. Durch ihre ausgezeichneten Handelsbeziehungen zu ihren Glaubensbrüdern in den Handelskontoren der Ballungszentren konnten sie bessere Preise zahlen als viele christliche Händler, die nur von Ort zu Ort auf- und verkauften.

So entwickelten sich schon vom 19. Jahrhundert her gerade in Nordwestdeutschland nachweislich enge und vertraute Geschäftsbeziehungen beim Schlacht – und auch beim Rinderzuchtviehhandel.

Diese Geschäfte  wurden durch die Nationalsozialisten von 1933 bis 1938  völlig zerstört.

Darüber wird an anderer Stelle eindrucksvoll berichtet werden.

Fotos: Stadtarchiv Lingen

Vortrag zum Heuerlingswesen (Power Point Präsentation)

Auf mehrfachen Wunsch soll hier in einer Kurzzusammenfassung das Heuerlingswesen insbesondere für die Nachfahren der Auswanderer aus Nordwestdeutschland im 19. Jahrhundert mit englischen Begleitkommentaren vorgestellt werden.

Herzlichen Dank für die Übersetzung an Nancy Myers (Unna)

Vortrag englisch

Teil 1 (Der zweite Teil folgt)

Dieses Referat wurde gehalten in Melle

 

 

 

Ende Teil 1

Einmalig:  Der „Lanz Landbaumotor“ im neuen Museum des Krone-Konzerns

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Dieses Ungetüm wurde 1917 bei Lanz in Mannheim gebaut.

Nach über 50 Jahren konnte es in nur 15 Monaten in einer Gemeinschaftsaktion von niederländischen und deutschen Fachleuten des Treckerclubs Nordhorn mit Hilfe der Firma Krone betriebsfähig aufgearbeitet werden.

Dieser monströse Schlepper ist in diesem Zustand einmalig auf der Welt. Nun ist „er“ zu besichtigen im KRONE -Museum in Spelle.

Für die landwirtschaftlichen Verhältnisse im Heuerlingsgebiet Nordwestdeutschlands war dieser „Koloss“  kaum geeignet.

 

Foto: Archiv KRONE

9. Auflage des Heuerlingsbuches erscheint Mitte November 2019

Dr. Helmut Lensing berichtet:

Leicht erweitert und mit etlichen neuen Illustrationen… 

Das hätten wir uns 2014 nicht vorstellen können!

Unser Buch über das Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland von seinen Anfängen bis zur Auflösung in den 1950er und 1960er Jahren, das erste Werk seit Jahrzehnten, das sich mit dem Heuerlingswesen in seinem gesamten Verbreitungsgebiet und von den Anfängen bis zur Auflösung beschäftigt, ist auch fünf Jahre später immer noch stark gefragt. Nicht nur im Emsland und in der Grafschaft Bentheim, woher wir Autoren stammen, sondern auch im Oldenburger Münsterland, dem Ammerland, dem Osnabrücker Land, den Kreisen Diepholz und Nienburg sowie im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe waren viele Menschen fasziniert von der Schilderung des Lebens der ländlichen Unterschichten, aus denen ein beachtlicher Teil der heute hier ansässigen alteingesessenen Bevölkerung stammt.

Das Alltagsleben der Heuerlinge und der vielfach aus ihren Familien stammenden Knechte und Mägde, deren Wohnsituation sowie ihr Bemühen, eine eigenen Existenz in Moor, Heide oder im Ausland aufzubauen, spielten in den allermeisten Bücher über das Leben auf dem Land keine oder kaum eine Rolle – hier steht es im Mittelpunkt eines Buches, in dem zahlreiche Illustrationen das Leben der ländlichen Unterschicht im Nordwesten Deutschlands veranschaulichen. Vor allem thematisieren wir immer wieder auch das Leben der Frauen aus den ländlichen Unterschichten, in bisherigen Publikationen – wenn überhaupt – nur ein Randthema.

Nachdem die 7. und 8. Auflage, die beide nicht ganz so hoch waren, jeweils innerhalb von wenigen Wochen vergriffen waren, haben wir uns entschlossen, jetzt eine höhere 9. Auflage drucken zu lassen. Wir haben etliche Illustrationen durch qualitativ bessere Bilder ersetzt. Deutlich erweitert worden sind die beiden letzten Kapitel. Über die Zeit nach 1945 mit der Auslösung der Heuerlingswesens, der Modernisierung und Technisierung der Landwirtschaft ist nun mehr zu lesen. Dazu zählt etwa ein Zeitzeugeninterview mit einem Sohn einer Heuerlingsfamilie aus Billerbeck im Kreis Coesfeld, der schildert, wie seine Eltern mit Mühen und gegen den Widerstand des Bauern zu Wohneigentum gekommen sind oder wie Landfrauen etwa im Kreis Tecklenburg forderten, nach der Technisierung der Landarbeit auch ihre mühsame Hausarbeit zu vereinfachen, etwa das äußerst anstrengende Wäschewaschen, wozu gerade in den Außenbereichen ohne Anschluss an das öffentliche Wassernetz viel Wasser zu schleppen war oder noch in Bächen oder Flüssen per Hand gewaschen werden musste. Im letzten Kapitel wird nun ein kleiner Überblick gegeben, was es seit dem Erscheinen der ersten Auflage an neuen Publikationen zum Heuerlingswesen gegeben hat und wo Anstöße aus unserem Buch aufgegriffen worden sind. Daher ist die Literaturliste erweitert und aktualisiert worden.

Das Buch (ISBN 978-3-9818393-1-9) ist im Buchhandel unter dem alten Preis von 24,90 Euro bestellbar oder kann online bestellt werden unter kontakt@emslandgeschichte.de (zzgl. 4,00 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands für ein Buch).

https://www.emslandgeschichte.de/index.php/sonstige-publikationen/heuerlingswesen/97-9-auflage-des-heuerlingsbuches-erscheint

 

„Der Niedergang der Tödden um 1830 und dessen Hintergründe“

Unter diesem Titel  schrieb Christel Lindenschmidt im Jahre 1973 ihre schriftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund – und Hauptschulen (Pädagogische Hochschule Westfalen – Lippe, Abteilung Münster).

 

Inhalt folgt….

Tiere hüten – schwere Kinderarbeit 1

Kinder hüten Kühe

https://www.youtube.com/watch?v=LqC2wDD-bAU&t=4s

Sowohl Bernhard Dorer als auch Julia Heinecke wurden bei der Recherchetour im Südwesten (September 2019) besucht und interviewt. Spezielle Berichte werden folgen.

 

Fotos: Archiv Robben