Hollandgängerei

Der für seine Zeit und darüber hinaus bedeutende Justus Möser stellte fest:

„Unser Stift hat seine Bevölkerung blos der Arbeit in Holland zu danken. Dies ist das Capital, wovon sich die Menge von Nebenwohnern ernähret; und wenn man ihnen dieses entzöge: so müßten sie den Boden und 72px-Justus-moeser_1die darauf stehende Hütte bald verlaufen. Spinnen und Weben allein ernährt eine Familie nicht.“

Mehr dazu in dem Aufsatz von Siemsen

 

Foto: Wikimedia Commons

Besiedlung von Mooren

Der ungemeine Drang der besitzlosen Landbevölkerung ließ den Schrecken vor dem wirklich menschenfeindlichen Moor erblassen

Hier dokumentiert am

  • Bourtanger Moor (Deutschland/Niederlande)
  • Teufelsmoor (nordöstlich von Bremen)

Noch im Jahre 1895,  einhundertfünfzig  Jahre nach Beginn der Besiedlung des Moores, schrieb Fritz Oberbeck, einer der ersten Worpsweder Maler: Diesen Leuten ist fürwahr der Kampf ums Dasein schwer genug gemacht. Denn härter noch als die Arbeit des Landmannes ist dieses Torfbauern. Vor allen Dingen weit einförmiger ja geistestötend möchte ich sagen, denn er kennt nicht den Wechsel zwischen Hoffnung und Furcht, ob die Ernte gerate, nicht die Freude am Wachsen, Gedeihen und endlichen Reifen der Saaten, nur damit beschäftigt, die Notdurft des Lebens zu stillen lernt er dessen edlere Genüsse niemals kennen.

aus: Rabenstein, Jan im Moor, Bremen 1982, Seite 4
Foto: Sammlung Werner Deermann aus Archiv Hanekamp

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Bernd Robben
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Wohnen und Leben der Heuerlinge

Diese Grundrisszeichnungen sagen auch etwas aus über den jeweiligen wirtschaftlichen und sozialen Status der Hausbewohner.

3 Grundrisse a

Bedrückende Enge

Die Häuser, in denen die Heuerlinge lebten, waren im Vergleich zu denen der besitzenden Bauern klein. Die Grundfläche betrug in der Regel 1/5 zur Größe des Hofgebäudes. Wenn man dann bedenkt, dass über etliche Jahrzehnte etwa bis zur Auswanderung Mitte des 19. Jahrhunderts etliche Heuerhäuser angesichts der starken Bevölkerungswachstums mit zwei Familien belegt waren, dann kann man nur von überaus beengten Wohnverhältnissen sprechen. Aber auch bei Familien mit 5 bis 10 Kindern und mehr, zwei bis drei Kühen und mehreren Schweinen war auf diesem kleinen Raum kein Platz mehr frei.
Alte Frau im Bett

             Alte Frau in einem Wandschrank als Bett   Foto: Kreisheimatmuseum Bersenbrück (Robben)

Dennoch: Die ersten  Heuerhäuser waren Ein – Raum –Bauten, bevor ein Kammerfach angebaut wurde. So fehlte der Keller, der später unter der Upkammer angelegt wurde. So mussten viele Lebensmittel, welche leicht einfroren, in der Durk (Butze) unterhalb des Bettes oder unter den Kissen, in den provisorischen  Schränken und in den Ecken  aufbewahrt werden. Alles, was die Familie während des Winters an Nahrungsbedarf hatte, musste so auf einem kleinen Raum zusammengedrängt gelagert werden.

Lieber im Mief ersticken als erfrieren

Der Dunst davon musste oft monatelang  ertragen werden. Dazu kam noch der Staub der Spinnräder, die Ausdünstung der Menschen und der Tiere bei Tage und bei Nacht. Man muss sich heute wundern,  wenn die Bewohner in einem solchen Raum noch gesund blieben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Sterblichkeit unter diesen misslichen Umständen sehr hoch war. So musste damals durch eine Verordnung durchgesetzt werden, dass in jedem Zimmer wenigstens ein Fenster sein musste, welches geöffnet werden konnte.Kap1-Bild-7-NeudersumBd.1-0005-Heuerhaus-Schulte-Feuerstelle

Außentemperatur – fast gleich Innentemperatur

Die dünnen Lehmwände boten keinen ausreichenden Schutz gegen die eindringende Kälte im Winter. Zwar gab am Kopfende der Diele im Winter das Feuer der offenen Herdstelle eine gewisse Strahlungswärme ab, aber dafür zog es auch überall im Haus.

Hermann Kaiser beschreibt in seinem Buch Herdfeuer und Herz Gerät im Rauchhaus wohnen damals (Cloppenburg 1980), dass nach einer wissenschaftlichen Untersuchung in einem landwirtschaftlichen Gebäude in Visbek 1974 unter Originalumständen nachgewiesen werden konnte, dass trotz der Feuerung und der Abwärme der Tiere die Außentemperatur dadurch lediglich  um vier bis sechs Grad Celsius angehoben werden konnte. Das bedeutete dann,  dass bei -10 Grad Celsius  außen lediglich eine Raumtemperatur von -4 Grad im Inneren herrschte. Wie sollten dort Neugeborene und kleine Kinder,  aber auch alte Menschen den Winter überstehen?

Leben im Qualm – Rauchhaus

Für uns heute unvorstellbar ist es auch, dass diese Katen über keinen Schornstein verfügten. Der Rauch musste sich seinen Weg selbst suchen und so zog er dann über die lose Dielendecke irgendwo zum Dach hinaus (Jacobi/Ledeburg S. 8). Das bedeutete aber gleichzeitig, dass über den umgekehrten Weg der Wind ins Haus blasen konnte. Bei widrigem Wetter zog es also kräftig im Heuerlingshaus.

Erste schornsteinähnliche Rauchabzüge wurden aus einem Lehmgeflecht hergestellt. Als dann später die Schornsteine richtig gemauert wurden, entstand der Bosen. Das war ein zusätzlicher Rauchfang, der unter der Decke angebracht war. In diesem Bereich konnten Würste und Schinken zum Räuchern aufgehängt werden.

Über der Feuerstelle lag ein dicker Eichenbaum. Er wurde Hohlboom oder Hahl genannt. Hieran war eine Kette mit einer Klinke befestigt, die man hoch und niedrig stellen konnte. Daran hing der kupferne Wasserkessel oder ein Kochtopf aus Gusseisen mit Henkel. Neben dem Feuer befand sich auch ein dickes eisernes Gestänge, dass man nach allen Richtungen drehen konnte. Diese Kochmöglichkeit ließ natürlich nur Eintopfgerichte zu.

Rauchhaus Detmold

Warum hat sich das für den Menschen so ungesunde Rauchhaus teilweise bis zum Beginn 20. Jahrhunderts gehalten?

Denn einen Schornstein konnte man längst bauen.

Das hatte offensichtlich mehrere Gründe:

  • So konnte das Fleisch aus der Tierschlachtung durch den Rauch haltbar gemacht werden.
  • Das oben eingelagerte Heu und ungedroschene Getreide wurde auf diese Weise nachgetrocknet. Damit konnte eine Selbstentzündung durch eine gefährliche Eigenerhitzung weitgehend verhindert werden.
  • Der ständige Rauch war auch eine wirksame Waffe gegen Getreideschädlinge wie den Kornkäfer, der in wenigen Wochen den gesamten Lagervorrat hätte vernichten können.
  • Aber auch der vernichtende Holzkäfer konnte so erfolgreich bekämpft werden. Seine zerstörerische Art kann an dieser Dachlatte gezeigt werden: Hier wurde das Mehl (der Kot) ausgeklopft und die ganze Instabilität wird deutlich.
    Holzbock 2

Holzbock 1

                                                                       Fotos: Archiv Robben

                       Hier ist das Mehl noch eingelagert und täuscht eine gewisse Stabilität vor.120px-Hylotrupes_bajulus_(huisboktor)_(1)

                                                                     Foto: Wikimedia Commons

Und das ist er: Der Holzbock, der im Rauchhaus keine Chance hatte für sein zerstörerisches Werk…

Kaum zu glauben – Das Trinkwasser

Unsere moderne regionale Trinkwasserversorgung ist seit mehreren Jahrzehnten Standard. Ältere Zeitzeugen erinnern sich aber noch daran, wie unterschiedlich die Wasserqualitäten waren, als jeder auf die Wassergewinnung direkt vor der eigenen Haustür angewiesen war. Dort gab es vielfach große Probleme.

Dieser unhaltbare Zustand war auch nach dem 2. Weltkrieg noch anzutreffen, wie ihn  der Mediziner Carl-Heinz Conrad über die Trinkwasserversorgung in den ländlichen Bezirken des Bentheimer Landes 1934 beschrieb. Seit Jahrhunderten hatte sich da kaum geändert:

Der größte Teil, vor allem die ländliche Bevölkerung, bedient sich der Ziehbrunnen, die oft mit primitiven Schöpfmitteln versehen sind. Hier herrschen jedoch teilweise die schlimmsten Zustände und die unhygienischsten Verhältnisse. Nur die wenigsten Brunnen sind mit Zementreifen eingefasst und abgedeckt. In den allermeisten Fällen, und da eben bei der ländlichen Bevölkerung, finden wir alte verfaulte Holzeinfassungen. Der Brunnenschacht ist entweder gar nicht oder mit Torf ausgekleidet. Das Wasser ist häufig verschmutzt und verdreckt und sieht stellenweise tee- bis kaffeebraun aus. Oft genug sind die Brunnen verhaucht, da sie in der Nähe der Misthaufen liegen (Conrad S. 22).

Der Filmautor Hans Weiszbach kam Anfang der 1950er Jahre in die Region, um die Veränderung der Landschaft und des Lebens in Nordwestdeutschland durch das Wirken der Emsland GmbH zu dokumentieren. Er berichtete darüber in drastischen Worten:

Ich war Gast in einer abgelegenen Moorkate, die keinen Rauchabzug hatte, einer Kate, in der das Torffeuer auf dem blanken Boden der Wohn- und Schlafstube brennt – drei Schritte entfernt von Stall und Heuboden im selben Raum. Unter dem Eisenkessel schwelte das Torffeuer und ließ seinen seltsam würzigen Rauch im Raume stehen, Wände und Dachbalken im Laufe der Jahrhunderte in die Härte des Eisens verwandelnd. Die Zeit stand still.

Ich mußte Tee trinken mit der Uralten und der Jungen, die sie versorgte. Ich sage: ich mußte. Die Gastlichkeit durfte ich nicht verletzten – aber! Das Wasser – es gibt da Wasser, blankes Moorwasser, das aus dem Sloot gehoben wird – braunes Wasser, bei dessen Anblick es einen schaudert (Weiszbach S. 10-11).

Licht – Im Winter trostlose Mangelware

In Erzählungen von früheren Zeiten kristallisiert sich immer wieder heraus, dass die Sommerzeit nicht nur wegen der Wärme so geschätzt war.  Man verbrachte auch die Abendstunden gerne draußen, so wurde diese Zeit genutzt, um insbesondere Flachs zu verarbeiten. Im Winter dagegen fehlte etwas sehr Wichtiges: die nötige Beleuchtung.

Der Adel und die reichere Stadtbevölkerung konnten hier auf Wachskerzen zurückgreifen. Die ärmere Landbevölkerung musste sich in aller Regel begnügen mit dem spärlichen Licht, dass das offene Herdfeuer bot.

In den Jahren ab 1860 kam aus Amerika das ungereinigte Petroleum auf. Das war ein enormer Fortschritt in der abendlichen Beleuchtung der dunklen Tageszeit. Allerdings hatte die Verwendung von Petroleums nicht nur Vorteile: Es entstanden beim Leuchten eine Menge unverbrannter Stoffe, die sich überall im Raum als unangenehmer Staub niederließ. Selbst die Menschen im Raum wurden eingeschwärzt. Bevor sie ins Bett gingen,  mussten sie sich waschen und das gleich mehrmals,  sonst war das Bettzeug am nächsten Morgen deutlich gekennzeichnet von dem Ruß. Erst als dann gereinigtes Petroleum auf dem  Markt war, erledigte sich das Problem mit der Beleuchtung in den Augen vieler Menschen damals weitgehend. Als jedoch dann zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg und teilweise erst danach das elektrische Licht eingeführt wurde,  wusste man gerade die besondere leuchtende Errungenschaft  der hellen Lampenbirne besonders zu schätzen