Über die gegenwärtige Lage der Heuerleute im Fürstenthume Osnabrück, mit besonderer Beziehung auf die Ursachen ihres Verfalls und mit Hinblick auf die Mittel zu ihrer Erhebung.
Der Einfluß der Bodencultur auf die Lage der Heuerleute
Der Verfall der häuslichen Industrie in Flachs, Hanf und Wolle
Die Verringerung des Verdienstes in Holland
Die Nachtheile der Markentheilung für die Heuerleute
Die unbestimmten Dienste oder die Haushülfe
Die Schul-, Kirchen-, Communal- und Staatslasten der Heuerleute
Der Luxus und die Vergnügungssucht besonders bei den Dienstboten
Die Stimmung der Heuerleute
Zweiter Abschnitt
Mittel zur Verbesserung der Lage der Heuerleute
Die Einwirkung der Auswanderung nach Amerika auf den Zustand der Heuerleute
Die Vergrößerung der Heuern und die Verbesserung der Landwirthschaft durch Wiesencultur, vermehrte und sorgfältigere Düngung und durch besseren Fruchtwechsel
Die Hebung der Industrie
Schluß
[1] „Colon“ war zu der Zeit die allgemeine Bezeichnung für die Hofbesitzer.
Aus: Lübbert zur Borg, 1847 - Pastor Funkes Buch über Probleme des Heuerleutesystems, in: Menslager Hefte 9. Menslage 1997, Seite 18 - 29
Das Amt Vörden ist zwar an der Hase wohl angebaut, doch gibt es hier weite Heidestriche ( das Wittefeld) und Moore (das große Moor zwischen Vörden und Hunteburg); Am fruchtbarsten ist, wiewohl nicht durchweg, das Kirchspiel Bramsche. Das Amt zählt 2649 Einw. auf die Quadratmeile. Der größte Theil der Population kommt auf die Hasegegend, welche deßhalb sehr bevölkert ist, weil hier gute Wiesen eine erhöhte Agricultur möglich machen. Für die Anlage künstlicher Wiesen ist hier schon Vieles geschehen und wird noch unendlich viel mehr geschehen können. Freilich ist der Boden hier besonders im sog. Wittenfelde sandig, aber doch nicht der Cultur wiederstrebend; bei der niedrigen Lage würde wenigstens für einen Theil desselben wohl eine Bewässerung möglich sein.
aus: Lübbert zur Borg 1847 - Pastors Funkes Buch über Probleme des Heuerleutesystems in: Menslager Hefte 9, Seite 18 - 29
Die Heuerlingsfamilie Tegeder wanderte nach Amerika aus
Sie stammte aus dem südlichen Emsland, aus der kleinen Bauerschaft Bernte nördlich von Emsbüren.
Ein Vorfahre des Heuermanns Tegeder war ein abgehender Sohn von einem großen Bauernhof im Nachbardorf Mehringen, der heute den Namen Mönch-Tegeder trägt.
Ein Nachfahre in Amerika,
Robert W. Tegeder,
verfasste 1990 diese Geschichte in drei Büchern.
So heißt es bei ihm:
Laßt uns jetzt in die Zeit des Frühjahrs 1874 zurückkehren, als sich Johann und Euphemia, unsere Urgroßeltern, darauf vorbereiteten, ihr Heimatland zu verlassen.
Sie vervollständigten den Antrag auf die notwendige Reiseerlaubnis, suchten aus, welche wenigen Dinge sie mitnehmen wollten und verkauften ihr kleines Stück Land, um sich die Geldmittel für die Reise zu beschaffen.
Nun, mehr als 116 Jahre später, können wir nur ihren Mut und die Entschlusskraft bewundern, für sich und ihre Kinder ein neues Leben zu beginnen.
Johann war 50 Jahre alt und Euphemia 57 – schon ziemlich alt, um ein solches neues Projekt zu beginnen. Die Lebenserwartung war damals ungefähr 60 Jahre und hier stellen wir die beiden mutigen Leute vor, die eine Reise über Tausende von Kilometern über den Ozean in ein unbekanntes und weit entferntes Land planten.
Sie waren wirklich tapfere Abenteurer und das ist ein Grund, warum wir ihre Geschichte erzählen (Tegeder S. 6)
Der Konsens musste her
Wer sich zur Auswanderung entschlossen hatte, musste bei der zuständigen Ortsbehörde eine Auswanderungsgenehmigung – einen Konsens der Regierung – und einen Pass beantragen, die für ältere, gediente männliche Personen und für weibliche Personen jeden Lebensalters verhältnismäßig leicht zu erhalten war.
Beijüngeren männlichen Personen, die ihren Wehrdienst noch nicht abgeleistet hatten, war es kaum möglich, einen Auswanderungskonsens zu bekommen.
Diesen jungen Männern blieb meistens nichts anderes übrig, als heimlich alle Reisevorbereitungen zu treffen und bei Nacht und Nebel illegal aus der Heimat zu verschwinden.
Dazu heißt es in Tegeders Chronik (S. 9):
Die preußische Reiseerlaubnis wurde als „Entlassungsurkunde“ bezeichnet und von den preußischen Behörden am 24. März 1874 ausgestellt. Ohne dieses Dokument war die Ausreise aus dem Land unmöglich und es verlangte, daß der Empfänger alle Ansprüche auf die preußische Staatsangehörigkeit aufgaben.
Für Johann musste die Aufgabe der preußischen Staatsangehörigkeit und der Verzicht auf seine Rechte eine willkommene Angelegenheit gewesen sein. Es waren die verhassten Preußen, die sein hannoversches Königreich zerstört hatten, den Tod seines ältesten Sohnes verursachten und sein Leben mit harten Verordnungen und dauernden Ungerechtigkeiten überzogen (Tegeder S. 14). Die Tegeders verließen ihre angestammte Heimat endgültig.
In der Tegeder-Chronik heißt es weiter (S. 18):
Die Abreise, obwohl sie sich mit Ungeduld und Hoffnungen darauf freuten, hatte auch ihre traurigen Seiten.
Da waren die endgültigen Abschiede von Freunden und Verwandten, der traurige Abschied von der Pruent Familie in Bardel, der Besuch des St. Andreas Friedhofes zu einem letzten herzzerreißendem Gruß an die verstorbenen Mitglieder ihrer Familie und der tränenreiche und traurige Abschied von ihrer Tochter Anna Elisabeth, ihrem Mann Heinrich Puent und Familie, die in Deutschland blieben.
Sie würden ihren Weg nach Amerika 19 Jahre später im Jahr 1893 machen.
Ohne Zweifel nahmen sie zum letzten Mal an der Messe in der St. Andreas Kirche teil und empfingen den Segen des Pastors für eine sichere Reise. Johann, dessen sind wir sicher, traf sich zum letzten Mal mit einigen seiner Heuermannsfreunden im Ratskeller des Hotels Möller an der Langen Straße in Emsbüren zu einem oder mehreren Prosit auf die alte Zeit und auf die neuen Abenteuer.
Die Überfahrt dauerte sechs bis acht Wochen
Um nun möglichst große Gewinne erzielen zu können, waren die Schiffe mit jeweils einem umgebauten Zwischendeck ausgestattet, in dem die Übersiedler auf engstem Raum zusammengepfercht waren.
Unter diesen Bedingungen starben bereits einige Menschen, bevor sie die neue Heimat erreichten. Immer wieder brachen unterwegs – besonders im Frühjahr – Epidemien aus, die etliche Mitreisende nicht überstanden. Als später durch die aufkommenden Dampfschiffe sich die Fahrzeit auf zwei Wochen verkürzte und die Unterbringung besser wurde, war dieser anfängliche Übelstand abgestellt.
Es berichtet die Chronik der Familie Tegeder aus Bernte über die Fahrt in die neue Welt (S. 24):
Bei der kleinen Gruppe, die sich von zuhause aufmachte, waren Johann und seine Frau, ihre verheiratete Tochter Susanna Marie mit ihrem Mann Hermann und ihr einjähriger Sohn Johann sowie die drei übrigen Söhne Bernhard, Heinrich und Albert. Albert war mit 17 Jahren der jüngste. Hermann Heinrich war 19 und Bernard, mein Großvater, war 20 Jahre alt.
Wie alle Häfen dieser Zeit war Bremen eine geschäftige Stadt, vollgestopft mit vielen Auswanderern, die alle auf die Einschiffung nach Amerika warteten.
Unsere Vorfahren mussten, wie die anderen, ihre Habseligkeiten in förmigen Bündeln tragen. Man erlaubte ihnen einen oder zwei Koffer für die anderen Dinge.
Die Reeder verlangten 30 $ pro Person für die Überfahrt in die vereinigten Staaten – das war wahrlich 1874 ein Vermögen.
Bei dem Gepäck war etwas, das immer noch in unserem Besitz ist, ein alter Bierkrug mit deutschen Verzierungen und Beschriftungen, ein kostbares Familienerinnerungsstück.
Das Leben im Zwischendeck an Bord solcher Schiffe war entsetzlich, wenn man die vielen Berichte dieser Überfahrten liest. Keine Vergnügungsreise – es war eine Reise in Angst, Gefahr und drängender Enge.
Die Reeder waren eine geldgierige Gesellschaft und die Schiffe waren klein.
Deutsche Auswanderung, Auswanderer nach Amerika, Inneres des Auswandererschiffes „Samuel Hop“
Viele waren nicht einmal sicher genug für so eine Überfahrt und dazu kam, dass viele zu vollgestopft waren.
Viele der Passagiere, besonders Kinder und die Eltern starben während der langen Reise an Krankheiten und weitere unzählige Tausende verschwanden jedes Jahr, wenn die Schiffe scheiterten oder sanken.
Außerdem starben viele bald nach der Ankunft in Amerika an Krankheiten, die sie sich zugezogen hatten, während sie sich an Bord der Schiffe befanden.
Die neue wirtschaftliche Lage in Amerika
Von den Tegeders erfahren wir weiter:
Nachdem unsere Vorfahren in New York angekommen waren, durchliefen sie die Aufnahmeprozedur der Einwanderung in Castle Garden und reisten dann mit dem Zug nach Cincinnati.
Dort am Ohio mußten sich unsere Vorfahren wie zuhause fühlen. Es war damals das bevorzugte Ziel für die meisten Deutschen nach ihrer Ankunft in Amerika. Die Stadt war in der Tat als Klein-Rheinland bekannt und war der Ausgangspunkt für viele Deutsche, bevor sie weiter nach Westen reisten. Hier konnten sie bei Verwandten oder Freunden bleiben, die bereits seßhaft geworden waren und sicherten sich eine Anstellung, um ihre schwindenden Vorräte aufzustocken.
Hier waren auch ihre gewohnten deutschen Lebensgewohnheiten, ihre Kirchen und Schulen und deutsche Zeitungen, um sie auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen über Entwicklungen und Gelegenheiten sesshaft zu werden oder Anlagen zu erwerben Johann und seiner Frau blieben nicht sehr lange in Cincinnati, weil sie ein bestimmtes Ziel im Auge hatten: das fruchtbare Ackerland um die Stadt Oldenburg im Landkreis Franklin in Indiana. Hier hatten sich ihre Cousins aus Emsbüren schon früher 52 Meilen (83 km) von Cincinnati entfernt angesiedelt. Schon bald nach ihrer Ankunft und Begrüßung durch ihre Verwandten wurden sie in Mietquartieren untergebracht, um ihr neues Leben zu beginnen. Hier würden sie die nächsten zehn Jahre ihres Lebens verbringen (Tegeder S. 26).
Die Familie Tegeder kam 1874 in Cincinnati an. Zu dem Zeitpunkt waren dort schon viele ehemalige deutsche Aussiedler, etwa aus dem Grafschafter katholischen Dorf Wietmarschen, sesshaft geworden und konnten den Neuankömmlingen mit einer vorübergehenden Bleibe und vielen Informationen helfen.
Die Auswandererfamilie Tegeder siedelte sich mehr im städtischen Bereich an.
In der dritten Generation wird der älteste Sohn George katholischer Geistlicher – Father Victor
Diese Aufzeichnungen in englischer Sprache befinden sich im Eigentum des Hofes Tegeder in Mehringen bei Emsbüren
Heuerlingsvertrag zwischen Colon Elting zu Vehs und Heuermann Schiering, Badbergen-Vehs 1884
Zwischen dem unterschriebenen Col.[on] H. Elting zu Vehs als Vermiether und dem Heuermann Hein. Schiering und dessen Ehefrau Chatharina Schiering geb. Sieveringhaus als Miether, ist nachstehender Mieth-Contract mit steter stillschweigender weitergehender Miethe, jedoch behufs Auf sagens unter einer beiderseits freistehenden jährlichen Kündigung, sowie Verboth der Afterverpachtung abgeschlossen als:
der Col. Elting zu Vehs vermiethet an Hein. Schiering und seine Ehefrau, das sog. Hofhaus nebst Garten und den daran befindlichen Wiesengrund unter jährlicher Kündigung, Verboth der Afterverpachtung und stillschweigende weitergehende Miethe, und zwar vom 1. Mai 1885 ab
Das Haus jährlich zu 13 Mk. 50 Pf., alles in guten und wohnbaren Zustande nebst guten Fenstern und Wänden womit dasselbe auch wie erhalten wieder abgegeben werden muß; außerdem wird der am Wohnhause angebaute Schweinestall und die hinterm Hause ausgebaute Sch[H]olz- schoppen dem Miether zur Benutzung überlassen, desgleichen kann Miether die Frucht der Obstbäume, welche sämmtlich Eigenthum des Vermiethers sind, verwenden und ist nur auf spezielles Verlangen einen Theil desselben am Vermiether abzugeben.
den Stall vor dem Haus, welcher vom Vermiether neu zu errichten ist, zahlt Miether jährlich für Nutzung des- selben 3 Mk. und ist vom Letzteren zu unterhalten im guten Zustande wieder zurück zu geben.
Erhalten dieselben den Garten und den darin liegenden Wiesengrund den Scheffels. Acker resp. Gartenland zur Größe von 8,73 1/3 Qmtr. berechnet zu 6 Mk. jährlich, den Wiesengrund gleichfalls für 8,73 1/3 Qmtr. zu 2 Mk. jährlich, desgleichen erhält Miether das Holz und die Anpflanzung am Garten, welches an Roehsmanns Wege nördlich des Gartens steht bis zu dem Wiesengrunde, für die Unterhaltung und Reinigung des Graben daselbst, alle übrigen Anpflanzungen und Bestand am Garten oder in demselben bleibt Eigenthum des Vermiethers, die Hecke am Garten ist vom Miether zu scheeren und zu pflegen.
An Feld-Ackerland erhält Miether:
das s.g. Kirchschewenland hinterm Kampe auf dem eine Stück frei Wenderecht von Middendorf u. Roehsmann beansprucht wird, pro 8,73 1/3 Qmtr. zu 6 Mk. jährlich
Zwei Stücke Land auf dem Wallskampe ebenfalls für
8,73 1/3 Qmtr. zu 6 Mk. jährlich, hierüber beansprucht der Col. Wübbelmann Wegegerechtigkeit zu seiner Anwende.
drei Stücke Land auf der gr. Seelhorst genannt Geest- land, nächst Roehsmanns s.g. Plasse auf dem eine Stück, Letzterer das Wenderecht besitzt, sowie auch die s.g. Brormanns Anwende, auf welcher der Col. Brormann freie Wendung hat, ebenfalls zu 8,73 1/3 Qmtr. Größe zu 6 Mk. jährlich, hier hat jedoch Miether für den evtl. Schaden, welcher durch diese genannten Wendungen ihm entstehen von der Summe der hier für zu zahlenden Pachte 4 Mk. jährlich abzurechnen; Außerdem hat Miether behufs Entwässerung dieser Fläche, die Wasserlöse aus der gr. Seelhorst kommend, am vorderen Lomathe entlang, zur Hälfte der Länge nach, ohnentgeldlich mit zu reinigen.
Sollen diese in den § 3 und 2 angegebenen Flächen, ohne weitere Vermessung, nach der letzten im Güter auszuge verzeichneten Größen berechnet und hiernach die Miethsumme festgestellt werden .
Als Wiesengrund erhalte ferner der Miether zur Benutzung
den halben Theil im Bernzuschlage, jährlich zu 15 Mk.
den Grasplacken hinterm Kampe an der Kirchschewen jährlich zu 2 Mk.
Beim erforderlichen Dachdecken und Stopfen,überhaupt Reparatur am Dache, hat Miethe[r] die erforderlichen Handdienste ohnentgeldlich zu leisten
Zum Plaggenstich erhält Miether einen angewiesenen Theil im großen Zuschlage am Vehser Damme
Die Miethe von den Feld-Ackerlands geht an Michaeli 1884 und endigt sich nach vorher geschehener jährlichen Kündigung gleich nach Aberndtung der Hauptfrucht.
Verpflichtet sich Miether die gepachteten Ackergrundstücke in gutem reinlichen Zustand zu erhalten und nach evtl. Kündigung dieselbe auch so, wie erhalten, an den Vermiether wieder zurück zu
Die Pachtsumme bezahlt der Miether jährlich in drei Terminen nämlich: für Haus und Garten mit den darin liegenden Wiesen grund jährlich den 1Mai, und für das Feld-Ackerland jährlich am
Novbr. und für den Wiesengrund jährlich um Weihnachten
übernehmen die Eheleute Schiering an Hülfeleistungen alle Hülfe und Arbeiten, wie sie von den Vermiether auf billigen Wege verlangt werden, und zwar vier Tage in der Woche, jedoch für ein festgesetztes Tagelohn, als von Mai bis Michaeli von Morgens 6 Uhr bis ende des Tages nebst freier Kost, jedoch des Morgens wird die Kost oder das Essen nicht gegeben, für die Mannsperson 5O Pf.
für die Frauensperson 35 Pf. für Getraide mähen täglich Mannsperson 75 Pf.
desgl. für binden die Frauensperson 75 Pf.
Von Michaeli bis Mai a Mannperson täglich 50 Pf.
und für die Frauensperson,täglich 25 Pf.
Für Gras mähen a Morgen die Mannsperson 50 Pf
Für jäten, Kohlpf[l]anzen, Kartoffelsuchen und für die Zubereitung des Flachses wird kein Tagelohn angegeben, sondern dafür das Getreide zum Beuteln mit zur Mühle genommen und zurück gebracht wird, das Schroten kann auf Wunsch beim Vermiether erfolgen und zwar einmal im Monat, wenn es am 1. Freitag im Monat gebracht wird, und hierfür ist dann 7,50 Mk. jährlich dem Vermiether zu vergüten, welches Gleich zu rechnen ist wie den sonst abzugebenden Zoll. Sollte Miether das Schroten nicht beim Vermiether fertig machen lassen, so hat derselbe diese dafür berechneten 7,50 Mk. alljährlich abzuziehen.
Und hier nachträglich die zeilengetreue Abschrift von Dr. Andreas Eiynck, Emslandmuseum Lingen, 2016
Jürgen Schlumbohm: Lebensläufe, Familien, Höfe: Die Bauern und Heuerleute des Osnabrückischen Kirchspiels Belm in proto-industrieller Zeit, 1650-1860, Göttingen 1994; 2. Auflage 1997
Dazu findet sich eine mögliche Antwort auf einer Schautafel im Kreismuseum Bersenbrück:
Durch den Wandel zum Industriestaat und das damit verbundene Riesenwachstum der Städte entstand ein ungeheurer Bauboom. Benötigt wurden vor allem Wohnungen für Arbeiter. Die innerhalb kürzester Zeit errichteten Mietskasernen enthielten ungesunde Kleinstwohnungen, davon rund 10 % als Kellerwohnungen. Berlin (826.341 Einwohner 1871) wurde zum größten Mietskasernenstadt der Welt. Zwei Drittel der Bewohner aus den kleinen Wohnungen mit höchstens zwei beheizbaren Stuben. 162.000 von ihnen hausten in kleinen Wohnungen, bestehend aus Stube und Küche, durchschnittlich mit sieben Personen belegt. Geringer Lohn ohne soziale Absicherung verschärfte das soziale Klima. Vom 17. Juni bis 28. Juli 1872 streikten im Ruhrgebiet 20.000 Arbeiter für höheren Lohn und Achtstundenschicht. Aus Aktionen gegen das Wohnungselend entwickelten sich vom 26. bis 28. Juli 1872 in Berlin Straßenschlachten mit der Polizei. Spontanes Aufbegehren gegen die Notlage führte in Nürnberg und Braunschweig (1871) zu „Brotkrawallen“, zum „Butterkrawall“ (1872) in Halberstadt und zum „Bierkrawall“ (1872/1873) in Würzburg und Frankfurt am Main.
Die Erfolge der Arbeitnehmerbewegung beunruhigte die Reichsregierung zunehmend. Der Stimmenanteil der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands betrug bei den Reichstagswahlen 1877 bereits 9,2%. Gegen die „rote Gefahr“ trat 1818 das „Sozialistengesetz“ (“Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“) in Kraft. Durch dieses Gesetz wurden die Partei – und Gewerkschaftsorganisationen sowie deren Zeitungen und Druckschriften verboten, die polizeilichen Vollmachten wesentlich erweitert. Unmittelbar danach brachte Bismarck, um die Arbeiterschaft auf seine Seite zu ziehen, die Sozialgesetzgebung auf den Weg. Das wurde ihm jedoch als „kollektive Massenbestechung“ ausgelegt.
1890 war mit über 1000 Streiks das Jahr mit den größten Streikaktivitäten in Deutschland. Vom 4. Mai bis 6. Juni streiken im Ruhrgebiet 150.000 Bergarbeiter. Nach Beschwichtigungsversuchen der preußischen Regierung wurde Militär eingesetzt. Der starke politische Druck führte dazu, dass der Reichstag eine Verlängerung der „Sozialistengesetze“ am 25. Januar 1890 mit 169 gegen 98 Stimmen ablehnte.
Der Moloch Staat zerstörte die Sehnsucht nach bürgerlicher Harmonie. Die Stadt wurde zum Kriegsschauplatz, in der die Gegensätze zwischen Bürgertum und Proletariat mit Gewalt aufeinanderprallten. Die Großstadt wurde zum Feind bürgerlicher Großstädter.