Heuerleute im Emsland forderten nach dem 1. Weltkrieg zunehmend Siedlungsmöglichkeiten

In dieser Schrift wird in einem Aufsatz von Dr. Christof Haverkamp (Seite 17) über die Siedlungsbemühungen im Emsland berichtet:

 

 

Fleißige Heuerlinge

Die erfolgreiche Arbeit der Siedlungsgenossenschaft Emsland

Mit den bestehenden Siedlungsorganisationen – vor allem der Hannoverschen Siedlungsgesellschaft – waren die Heuerlinge im Emsland nicht zufrieden: Sie arbeiteten nach ihrer Ansicht zu langsam und zu bürokratisch und verlangten zu hohe Preise. Als Alternative gründeten daher über hundert Siedler am 9. Dezember 1926 die Siedlungsgenossenschaft Emsland e.GmbH. Die Initiative für diese Selbsthilfeorganisation hatte der “Verband christlicher Heuerleute, Pächter und Kleinbauern” ergriffen, der politisch eng mit der Zentrumspartei verbunden war. Die Siedlungsgenossenschaft kaufte ab Anfang 1927 Ödlandgrundstücke auf, ließ sie entwässern und dann mit einem Dampfpflug oder dem Motorpflug umbrechen. Die Genossenschaft vermittelte auch Darlehen an die Mitglieder, die den Boden kauften. Die Ansiedlung geschah im ganzen Emsland, der Schwerpunkt lag in den Kreisen Aschendorf, Hümmling und Meppen. Durch die Siedlungstätigkeit entstanden unter anderem die Gemeinden Osterbrock im Kreis Meppen und Renkenberge im Kreis Aschendorf. Im Sommer übernahmen die Siedler selbst die Planierung und Kultivierung. Während Frauen und Kinder noch auf der Pachtstelle blieben, wohnten sie zunächst sehr behelfsmäßig in Notunterkünften, zum Teil in Erdbunkern oder Plaggenhütten. Die Siedler sollten sich so weit wie möglich selbst an der Errichtung ihrer Stelle beteiligen, denn die Genossenschaft legte Wert auf möglichst geringe Verwaltungskosten. Bis 1933 steigerte sich die Mitgliederzahl der Siedlungsgenossenschaft Emsland auf 550. Bis dahin wurden 361 Interessenten angesetzt, davon über 300 in Bauernstellen. Damit war die Siedlungsgenossenschaft wesentlich erfolgreicher als die Hannoversche Siedlungsgenossenschaft, die nach dem Ersten Weltkrieg im Emsland 179 Stellen anlegte und 25 bestehende vergrößerte. Die Nationalsozialisten beendeten die Arbeit der meisten privaten Siedlungsgenossenschaften, und so mußte auch die Siedlungsgenossenschaft Emsland liquidieren, da sie kein neues Land mehr kauften durfte. Ende 1933 wurden die Verhandlungen zur Auflösung eingeleitet.

40 Jahre Emsland GmbH 1951 - 1991 Erschienen im Eigenverlag der Emsland GmbH, Meppen 1991
Herausgeber: Gerd Hugenberg