Besitzlose Landbevölkerung in Schleswig-Holstein Teil 1

Das Gut Hagen in der Nähe von Kiel

Die historisch interessierte Forschungsgruppe Spurensucher Propsteierhagen hat mittlerweile mehrere Veröffentlichungen herausgebracht, die die  Geschichte der Region auch für Laien lesenswert und verständlich macht.

Ausführlicher Bericht dazu folgt...
Fotos: Archiv Robben

Die Trecker kamen – die Heuerleute gingen

Deshalb brauchte man keine Heuerleute mehr

Die Landmaschinenindustrie konnte sich nach dem 2. Weltkrieg insbesondere deshalb so enorm entwickeln, weil die nun zunehmend in größeren Stückzahlen auf den Markt kommenden Ackerschlepper Anbaumöglichkeiten z. B. für die Rüben -, Kartoffel- und Getreideernte boten.

Dazu kamen die Miststreuer und Ladewagen… und sie wurden nicht selten von ehemaligen Heuerleuten gebaut!

Dieses Buch  haben Marion Wilk und Ernst Matthiesen 2018 im Landwirtschaftsverlag GmbH Münster herausgegeben.

Foto: Archiv Robben

 

 

 

 

 

Hermann Dieck ist einer der drei Protagonisten mit landwirtschaftlichen Erfahrungen, die in diesem Buch zu Wort kommen.

 

Am 07. April 2019 hat er sich in einem Video – Interview im Museum Kiekeberg auch dazu geäußert. Das folgt später….

Foto: Privatbesitz Hermann Dieck

Holzdiebstahl mit dem Leben bezahlt

Ein Heuerling wird erschossen

Am 21. September 1849 wird nach Mitternacht der Amtmann Stoppenbrink von Gendarmen Woldmann, dem Polizeidiener Röseler und dem Rendanten Starke dem Schlaf geweckt mit der Meldung: ..Gestern abend gegen halb acht Uhr ist Heuerling Jacob Barelmeyer vom Lieneken Bach zu Westerbeck, verheiratet von sechs Kindern: im Liener Berg oberhalb Kolon Meyer erschossen und zu gleicherZeit der Tagelöhner Ernst Suhre zu Westerbeck durch einen Schuß mit Schrot am Bein verwundet worde“.

Die Tat wurde durch den aus Beckerode gebürtigen Kohlenbrenner Heinrich Schmidt verübt. Er war bei dem Hüttenbesitzer Meyer in Hagen beschäftigt und bei dem Kolon Christoffer in Holperdorp in Kost und Logis. Schmidt beaufsichtigte zusammen mit dem Kohlenbrenner Fischer das Holz, das der Hüttenbesitzer Meyer von Christoffer gekauft hatte, von dem immer wieder größere Mengen entwendet worden waren. Das Holz wurde bei Tage in den Büschen versteckt und bei anbrechender Dunkelheit weggeschafft.

Bei einem solchen versteckten Holzhaufen hat Schmidt aufgepaßt. Als Barelmeyer und Suhre damit beschäftigt waren, das Holz auf Schiebkarren zu laden, hat Barelmeyer in gebückter Stellung den Schuß bekommen, in dessen Folge er nach einer Viertelstunde verstarb. Der Leichnam wurde in das vom Berghüter Schowe bewohnte Berghaus des Kolon Lieneke gebracht. Die Kohlenbrenner Schmidt und Fischer waren dabei behilflich, entfernten sich jedoch darauf.

Der Amtmann reagierte auf der Stelle mit drei Weisungen: der Täter sei festzunehmen, umgehende Anzeige beim Kreisgericht in Tecklenburg und beim Staatsanwalt in Steinfurt zu erstatten. Das geschah durch Boten. Der Amtmann begab sich mit dem Gendarm und dem Polizeidiener umgehend zu Christoffers Haus Holperdorp 2. Sie trafen dort jedoch Schmidt nicht an. So wurden Gendarm und Polizeidiener angewiesen, sich nach Hagen zu begeben und unter Mitwirkung der dortigen Behör-den den Schmidt nach Möglichkeit zu verhaften. Tatsächlich konnte der Haftbefehl umgesetzt werden. Schmidt wurde an das Amt lburg abgeliefert und dort nach abgeschlossener Ermittlung zu sechs Monaten Arbeitshaus verurteilt.

Die nötigen Ermittlungen wurden schon damals peinlich genau durchgeführt. Die bei Christoffer sichergestellte Tatwaffe wurde untersucht. Ein Lauf war noch mit Schrot geladen. Die Waffe wurde dem Amt Iburg überstellt. Auch kam es am Nachmittag des 22. September 1849 im Hause Schowe zur Sektion und gerichtlichen Untersuchung des Leichnams. Die Leiche blieb bis zur Beerdigung im Haus. Das war durchaus üblich. Eine Leichenhalle gab es ja noch nicht. Vom Pfarrer und vom Amtmann wurde auch ein Leumundszeugnis angefordert. Darin wird gesagt. daß Barelmeyer bisher nicht auffällig geworden sei, daß er Frau und sechs Kinder im Alter von drei bis vierundzwanzig Jahren hinterlasse und die Familie ..in großer Dürftigkeit“ lebe. Die Familie Barelmeyer stand darin nicht allein. So manche Heuerfamilie lebte damals in Armut und Not. Nicht umsonst wanderten so viele Menschen nach Amerika aus. Der Schuß auf Barelmeyer war umso verwerflicher, weil er und Suhre bereits in Verdacht standen,Holz zu entwenden. Denn sie waren als Tagelöhner im Holz beschäftigt. So brauchte man sie nur auf frischer Tat zu ertappen.

Eberhard Jacob Barelmeyer (Bardelrner) war der Sohn des Eberhard Jörgen Domann. der in I. Ehe Anna Cathanna Bardelmeyer (1814) in Westerbeck Nr. 20 heiratete und in 2. Ehe Cathanna Sophie Brockmann. Eberhard Jacob Bardelmeyer stammt aus der zweiten Ehe. Er heiratete 1824 Anna Mono Horstmeyer. Die Hochzeit wurde auf der Bardelmeyer-Stätte gefeiert. Doch dann waren die beiden jungen Leute in ein ärmliches Leben entlassen. Denn Erbin des Hofes war die Tochter aus erster Ehe.

aus: Wilhelm Wilkens, Lienen - Das Dorf und seine Bauerschaften Von der Sachsenzeit bis zur Gegenwart. Norderstedt 2004   Seite 214 - 216

 

Kotten im Bereich Horstmar konnte erhalten werden

Kotten im Bereich Horstmar sollte (musste) abgerissen werden

Alt und Neu noch nebeneinander – bald nicht mehr?

Unter diesem Titel wurde im Buch Heuerhäuser im Wandel nachfolgender Beitrag auf Seite 172 abgedruckt:

Im Münsterland spricht man von einem Kotten, wenn ein Heuerhaus gemeint ist. Ein solches Anwesen ha­ben sich Kristin und Markus Voß vor acht Jahren in Horstmar gekauft, allerdings nicht mit dem Ziel, das weit über hundert Jahre alte Gebäude vollständig zu restaurieren, sondern um nebenan ein neues Fach­werkhaus zu errichten. Der Neubau besteht nicht aus Kalksandstein mit einer Fachwerkhülle als äußeres Schmuckwerk, sondern hier handelt es sich um tragen­des massives Eichenfachwerk nach alter Bauart. Die Gefache des Neubaus wurden aufwändig mit Stampflehm gefüllt und die Innenwände sind mit Lehm ver­putzt – ökologisch und mit bestem Wohnklima. Doch gemäß den Vorgaben des zuständigen Bauamtes muss das Ehepaar Voß das alte Haus abreißen. Noch können bei der Betrachtung „Heuerhäuser im Wandel“ Alt und Neu auf einem Grundstück dokumentiert werden. Es stellt sich jedoch an dieser Stelle die Frage, ob nicht beide Gebäude nebeneinander als Zeugnis für Wohn­kultur in früherer und heutiger Zeit dienen könnten.

Hier folgt ein schriftliches Kurzinterview mit Herrn Voß vom Januar 2019:

Baujahr:

Dazu gibt es keine Unterlagen mehr.  Man geht von ca. 1850 bis 1900 aus.

 Kauf:

Oktober 2008

 Renovierung:

November 2008 – März 2009.

Zuerst wurden diverse Wände herausgebrochen, Türstürze und Decken erhöht, ein neuer Bodenbelag verlegt, alle Stromleitungen erneuert und geprüft. Auch neue Türen wurden eingebaut.  Dabei wurde der Umbau möglichst günstig gestaltet, da wir von Anfang an davon ausgingen, nach einem möglichen Neubau das alte Haus abreißen zu müssen. Aber es wurde durchaus so ordentlich renoviert, dass wir ein paar Jahre gut darin wohnen konnten.

 Bezug:

März 2009

 Grund für die Entscheidung zu einem sehr viel größeren Fachwerkhaus:

Da wir schon sehr lange über ein Fachwerkhaus nachgedacht und uns auch des Öfteren darüber informiert hatten, hielten wir, nachdem wir den alten Kotten gekauft hatten, erst recht an dem Plan eines Neubaus  fest!

 Das anschließende Genehmigungverfahren:

Nach einem ersten Entwurf  durch unseren Architekten wurde eine Bauvoranfrage gestellt. Danach  dauerte es von der endgültigen Beantragung  ca. 4 Monate bis zur Genehmigung.

 Neubaubeginn:

Im August 2013 starteten wir mit dem Entfernen des Gartenzaunes, dem Fällen einiger  Bäume und dem Ausschachten der Fundamente. Das neue Haus wurde überwiegend in Eigenleistung erbaut und Ende März 2017 bezogen.

 Komplikationen mit den beteiligten Behörden:

Mit den Behörden gab es eigentlich keine Komplikation, nachdem alle Unterlagen – und das waren nicht wenige – vorlagen!

 Termin für den Abriss des alten Hauses:

Wir hatten lediglich davon gehört, dass ein solches Haus ein halbes Jahr nach Umzug abgerissen sein müsse – aber dazu kam es ja erfreulicherweise nie!

 Anstoß für die Anfrage bei der Behörde gegen die Abrissverfügung:

Gespräche rund um die Recherchen zum Buchprojekt  „Heuerhäuser im Wandel“ und der nachfolgende Einsatz in dieser Angelegenheit  von Herrn Rechtsanwalt Dr. Bernd Schulte

 Zeitraum der Verhandlungen in dieser Angelegenheit:

Am 27.07.2017 fand der Besichtigungstermin des alten Hauses statt. Ende 2017 empfahl der Landesverband Westfalen Lippe (LWL) der Stadt Horstmar den Erhalt des Hauses. Im April 2018 entschied der Rat der Stadt zu unseren Gunsten und unser Heuerhaus wurde am 12.04.2018 in die Denkmalliste eingetragen. Am 15.12.2018 erhielten wir das offizielle Schreiben über die Unterschutzstellung!

Begründung der Denkmaleigenschaft:

Das kleine Wohn- und Wirtschaftsgebäude gehört zu den Kleinsthäusern im bäuerlichen Bereich. Das Gebäude wurde in einem Plan von 1909 eingezeichnet. Als Entstehungszeit ist die 2. Hälfte d. 19. Jhd. anzunehmen. Der Hauskasten ist 7 Gefache (8 Ständer) lang und 4 Gefache hoch. Die Giebelseiten sind 6 Gefache breit. Die Giebeldreiecke sind neu verbrettert worden. Die Eckständer sind mit gebogenen Kopfstreben in den 2 oberen Gefachen ausgesteift. Das flach geneigte Satteldach ist mit rötlichen Falzziegeln gedeckt. Darunter befindet sich ein einfaches Kehlbalkendach aus grob behauenen Rundhölzern. Die Lage des ehemaligen Tennentores ist im Fachwerk zu erkennen. Im Wohnteil befinden sich kleine Zimmer, die um den Keller mit Upkammer gruppiert sind. Auf der gartenseitigen Traufseite lassen die Fensteröffnungen einen Rückschluss auf die dahinterliegenden Räume zu. Die kleinen Fenster im 2. und 3. Gefach von links geben Hinweise auf die Deckenhöhe bzw. auf das Vorhandensein von Lagerräumen. Im 4. Gefach befindet sich die Haustür aus der Zeit um 1920, sie wurde bei einem Umbau erworben. Danach kommen 2 große Wohnraumfenster.

Das Gebäude ist bedeutend für die Geschichte der Menschen und für Horstmar als Beleg für die Kleinsthäuser im bäuerlichen Bereich. Da bei diesen Gebäuden kaum hochwertige Baumaterialien eingesetzt wurden, sind sie selten gut überliefert. Das Gebäude ist bedeutend für den Beleg der Arbeits- und Produktionsverhältnisse im kleinbäuerlichen Bereich.

Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche Gründe für die Hausforschung vor. Grundriss, Materialwahl, Arbeitstechniken sind gut überliefert.

Ferienhausnutzung

Wir möchten das Heuerhaus zur Vermietung an Feriengäste nutzen, um es dauerhaft und denkmalgerecht erhalten zu können. Einen Antrag auf Genehmigung der Nutzungsänderung nach

  • 35 Abs. 4 S. 1 Nr. 4 Baugesetzbuch haben wir bei der Bauaufsichtsbehörde gestellt.
Wie kam es zu dieser Entwicklung:

Im Rahmen der Buchrecherchen stießen wir (Fotograf und Layouter Martin Skibicki und Autor Bernd Robben) auf diese beiden interessanten Bauobjekte. Uns war sofort klar, dass dieser einmalige „Alt“kotten als Denkmal erhalten werden musste.

http://www.ovg.nrw.de/behoerde/presse/pressemitteilungen/01_archiv/2000/08_000406/index.php

Da auch der ehemalige Richter und Vorsitzende beim Oberverwaltungsgericht Münster mit zu den Coautoren des Buches gehörte, nahm er als besonderer Fachmann sich der Sache – nun als Rechtsanwalt –  an.

Insbesondere auch durch seine Herkunft ist sicherlich sein Engagement in dieser Angelegenheit zu verstehen:

http://www.watt-up-platt.de/dr-bernhard-schulte/

Heuerlingsfrauen halfen nicht mehr beim Waschen – was nun?

Eine wichtige Stütze als Arbeitshilfe im Haushalt des Bauernhofes war die Heuerlingsfrau.

Insbesondere bei der Wäsche wurde sie regelmäßig gerufen.

Dieser Kurzfilm mag eine Teileinblick geben:

Als ab etwa 1955 die Heuerleute zunehmend eigenständig werden konnten, mussten die Bauern passend reagieren.

In diesem Buch wird ab Seite 125 darüber berichtet:

 

1955 – 1975 „Wer will fleißige Waschfrauen sehen …?“

Waschgeschichte in Lienen

Einrichtung einer Waschgenossenschaft in Lienen – Frauen ergreifen die Initiative –

Im Jahre 1955 trafen Landfrauen, Geschäftsfrauen, Gastwirtsfrauen und andere Berufsgruppen zusammen. Sie waren daran interessiert, ihre Wäsche außer Haus zu waschen.

Viele Gründe sprachen dafür:

  1. Die Brunnen vieler Haushalte waren nicht ergiebig genug, um den großen Wasserbedarf für die Wäsche zu decken.
  2. Die Wasserqualität vieler Hausbrunnen in Lienen war durch den Eisenanteil und hohen Härtegrad so schlecht, daß nur mit Regenwasser gewaschen werden konnte. Dieses war jedoch oft knapp.
  3. Der Anschluß an eine Waschgenossenschaft beinhaltete eine Arbeitserleichterung für jede einzelne Hausfrau. In vielen Haushalten wurde die Wäsche noch sehr mühsam gewaschen. Zuerst wurde die Wäsche im Waschkessel per Holzfeuerung erhitzt.

Die Wäschestücke mußten in der Holzmaschine bewegt, dann per Hand in Wannen gespült, ausgewrungen und auf die Leinen oder auf dem Dachboden oder im Keller zum Trocknen aufgehängt werden.

Es wurde eine Waschgenossenschaft gegründet. Die Mitglieder wählten aus ihrer Mitte einen Vorstand (1. Vorsitzender wurde W. Lührmann, der langjährige Kreislandwirt aus Meckelwege), als Geschäftsführer konnte der Leiter der örtlichen Spar- und Darlehenskasse Herr Wehrmeyer gewonnen werden. Alle Mitglieder erwarben Geschäftsanteile von 150,- DM.

Aus dem Grundkapital und einem Kredit wurde ein Haus im Zentrum von Lienen gemietet (das heutige Haus am Kirchplatz). Darin entstanden Räume für die Wäscherei und eine Wohnung für die Familie der Leiterin. Das Haus hieß nun „Haus der Landfrau“. Ein ergiebiger Brunnen wurde gebohrt und die Räume mit entsprechenden Geräten ausgestattet.

Dazu gehörten:

2 Waschmaschinen a 15 kg,

2 Waschmaschinen a 8 kg,

1 Waschmaschine a 7 kg,

1 große Schleuder

1 Trockner

1 große Heißmangel.

Wenige Minuten vom „Haus der Landfrau“ entfernt stand eine Wiese mit Wäscheleine zu Verfügung, auf der bei schönem Wetter Wäsche getrocknet werden konnte.

Auf dem Dachboden des Hauses befand sich ein Holzrahmen, in dem Baumwollgardinen – oft bis zur Zerreißprobe – gespannt werden konnten. Man fand in Frau Heiter und später in Frau Driemeyer tüchtige Leiterinnen, die die Geschicke der ganzen Waschanlage lenkten.

Dieses beinhaltete:

  1. Eine Einteilung der Waschfamilien. (5 – 6 Familien konnten etwa an einem Tag waschen. Die Spitzenleistung war 20 Maschinen pro Tag.)
  2. Das Beaufsichtigen, Beschicken und Beheizen der Maschinen. (Anfangs wurde mit Koks, später mit Öl geheizt.)
  3. Das Mangeln der Wäsche.
  4. Das Säubern und Inordnunghalten der ganzen Räumlichkeiten.

Wie lief solch ein Waschtag für die Mitglieder ab?

Der Termin mußte bei der Leiterin der Waschanlage angemeldet werden. Dabei mußte die Wäschemenge bereits angegeben werden. In der Familie kündigte sich der Tag damit an, daß alle schmutzigen Wäschestücke zusammengetragen und in Weißwäsche, Buntwäsche und stark verschmutzte Wäsche sortiert wurden.

Am Waschtag fuhr die Hausfrau, beladen mit der schmutzigen Wäsche, in die Wäscherei. Dort wurden die Maschinen beschickt. Die ersten Maschinen fingen um 6.00 Uhr morgens an zu laufen. Nach 1 Stunden konnte dann die erhitzte und gewaschene Wäsche den Maschinen entnommen und geschleudert werden.

Oft wurde die Lauge von der Kochwäsche noch für die Buntwäsche benutzt. Bei gutem Wetter bepackte man einen Handwagen mit Waschkörben voller Wäsche und zog damit zur Leine hinter dem Haus Gerlemann, um sie dort aufzuhängen und trocknen zu lassen.

Bei Regenwetter und im Winter kam die Wäsche in den großen Trockner. Die trockene Wäsche wurde auf Ständern zurechtgelegt und sofort gemangelt und gefaltet. Da immer mehrere Frauen zusammenkamen und zwischen den Wasch- und Trockengängen Zeit war, half man sich gegenseitig bei der Arbeit, z. B. beim Wäscheaufhängen, Legen und Falten und beim Mangeln.

Natürlich wurden dabei auch interessante Gespräche geführt und Neuigkeiten ausgetauscht. An Freud und Leid in der Gemeinde wurde stets Anteil genommen. Für die Frauen aus den Bauerschaften war auch manchmal Zeit für Einkäufe, denn so oft kam man damals nicht ins Dorf

Am Waschtag wurden die Frauen und Mütter zu Hause immer schon sehn¬süchtig erwartet, denn die Kinder bekamen „etwas Schönes“ mitgebracht und für die übrige Familie gab es dann mal ein Stückchen gekauften Kuchen oder frische Brötchen, und die neuesten Ereignisse aus dem Dorf und den Bauerschaften wurden berichtet.

Nun zu den Kosten:

Im „Haus der Landfrau“ kostete

eine Maschine a 12 kg ca. 5,00 DM

eine Maschine a 8 kg ca. 3,80 DM

eine Maschine a 7 kg ca. 2,50 DM

Die RWE errechnen heute folgende Kosten für den Gebrauch einer eigenen Waschmaschine ausschließlich der Abschreibung der Maschine selbst:

5 kg Kochwäsche 95° 1,55 DM

5 kg Buntwäsche 60° 1,41 DM

1 kg Feinwäsche 30° 0,86 DM

Im Waschsalon in der Stadt kostet heute die Nutzung einer 7-kg-Maschine 6,00 DM, zuzüglich der Kosten für das Waschpulver.

Wo wurde Flachs angebaut?

 

Aus der Literatur bekannte traditionelle Anbaugebiete befanden sich in Westfalen (Tödden und C&A) im Raum Mettingen, Westerkappeln, Recke und in Schlesien, insbesondere bekannt durch den Weberaufstand – beschrieben von Gerhard Hauptmann.

Weitere Schwerpunkte fanden sich in der Ober-und Niederlausitz, Thüringen, Württemberg, in Bayern und in  Thüringen   Aber auch die Gegend im  Solling rund um Uslar eignete sich besonders für den Flachsanbau.

Entscheidend für den Anbauerfolg ist die Niederschlagsmenge in passender Verteilung über die Wachstumsperiode und eine Bodenqualität aus lehmigen Sanden bzw. sandigen Lehmen.

Dabei darf der Steinanteil nur gering sein, dickere Steine müssen abgesammelt werden. Zu stark verdichtete Böden eignen sich ebenfalls nicht.

Insgesamt kann nach den mittlerweile intensiver gesichteten Regionen festgestellt werden, dass nahezu überall Flachs angebaut wurde, wo es nur eben ging, um auf diese Weise nicht nur eine Selbstversorgung bei der Kleidung zu erreichen, sondern auch zusätzliche Einnahmen aus dem Leinenverkauf zu erzielen.

Zahlreiche Flurnamen und Wege bzw. Straßennamen deuten heute noch auf den Flachsanbau hin.

So wohne ich am Linnspiek.

https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/txt/wz-6197.pdf

 

Fotos: Niederbayrisches Landwirtschaftsmuseum Regen