Viehzucht vor 200 Jahren – Beitrag von Dr. Christof Spannhoff

Der Steinfurter Landrat Bernhard Cormann verfasste um 1820 eine Beschreibung des (Alt-)Kreises Steinfurt. Da es sich um ein hauptsächlich landwirtschaftlich geprägtes Gebiet handelte, ging er selbstverständlich auch auf die Viehzucht und die Viehrassen ein:

Auf dem Klei ist das Pferd durchgehends klein, von fester durchgedrungener Bauart, kurzem Hals einwärts gebogenem Kopfe, starken Mähnen, brauner oder schwarzer Farbe, und keinem üblen Aussehen. Diese Art ist dem Boden, schwer in der Verarbeitung, ganz angepaßt und zumal, da sie nach Verrichtung der Arbeit durch Weidung sich ernähren muß. Sie wird im Kreise selbst gezogen, und zwar bloß zur Unterhaltung des Ackerbaus. (…) Auf dem Sande ist das Pferd gewöhnlich klein und schlecht und selten behufet [mit Hufeisen beschlagen]. In den nördlichen Kirchspielen nach Hannover zu giebt es eine größere Sorte, die zu Frachtfahrten gebraucht werden.

„Das ungestaltete Pferd”.

Quelle: Bruchhausen, Anton, Anweisung zur Verbesserung des Ackerbaues und der Landwirthschaft [des] Münsterlandes, Münster 1790,  Tab. 1.

Das Hornvieh fällt klein aus, ist fein von Knochen, und größtentheils von roter Farbe. Der Milch, der Butter und des Mistes wegen wird es gehalten. Etwas wird jedoch zum Schlachten theils des eigenen Hausbedarfs, theils des Verkaufens bestimmt. Jungvieh wird gezogen, nicht angekauft, wohl vertauscht. Bullenkälber nur werden verkauft.

Schweine hat man lang- und kurzohrige, von denen die ersten am schwersten und die letzten am fettesten werden. Die entbehrlichsten werden verkauft. Je wohlfeiler das Korn, desto mehr Schweine giebt es.

Das Hornvieh ist gleichfalls von kleiner Art, das sich aber in den Niederungen zwischen der Ah und Vechte merklich vergrößert. Außer dem angeführten Zweck wird dasselbe auch wohl zum Ziehen des Wagens und des Pflugs gebraucht.

 

Viehzucht vor 200 Jahren

Das Foto aus den 1920er Jahren dokumentiert das Melken der Kühe von Hand Quelle: Fotosammlung Kreisarchiv Steinfurt

Ziegen, die einzelne Bewohner in Städten und Dörfern halten, werden ebenfalls selbst gezogen und selten vom Ausland gekauft. Schafe sind wegen der mageren Heiden und Weiden sehr klein, und ihre Wolle von geringer Güte. Die Schwarzen, so sich darunter befinden, scheinen eine besondere Gattung zu seyn.

 

Hausziege, S. 139, Fig. 28 (Foto oben)

Altwestfälische Kuh, S. 101, Fig. 23, Quelle: Landois, Hermann, Westfalens Tierleben in Wort und Bild. Bd. 1, Paderborn 1883

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in: Wege in die Geschichte des Kreises Steinfurt, Steinfurt 2016, Seite 26/27