Frühere Bedeutung der Marken

Heute ist jeder Quadratmeter Grund und Boden fest vermessen und hat seinen genau festgelegten Wert. Aus dieser Erfahrung heraus ist es kaum vorstellbar, dass in früheren Jahrhunderten der größte Teil des Landes sich im Allgemeinbesitz befand. Während die Geschichtswissenschaften sich – zumindest vordergründig betrachtet – mehr mit den Mächtigen und Reichen beschäftigt hat, ist der Forschungstand rund um die Lebensumstände der Landbevölkerung, die bis in das 20. Jahrhundert die Mehrheit stellte, eher schmaler. So ist es insbesondere um die Quellenlage der Markengeschichte bestellt.

Umso erfreulicher ist es nun, dass für den Nordwestdeutschen Raum ein neues Werk zu dieser Thematik auf dem Markt ist von Silvia Dertwinkel mit dem Thema: Geschichte der Marken in Hollich, Sellen und Veltrup von den Anfängen bis zur Auflösung, erschienen in Steinfurt im Jahre 2015.

Diese neueren Erkenntnisse sollen in den folgenden Betrachtungen zur Geschichte der Marken schwerpunktmäßig mit einfließen. So heißt es dazu in der Einführung

Die vielen unterschiedlichen Aspekte, die mit der Markengeschichte verbunden sind, machten die Forschungen zu einer sehr komplexen, aber ungemein facettenreichen Arbeit. Das vorliegende Ergebnis ein erster fundierter Einblick in die Welt der Marken, aber auch ein Blick in das Leben der Vorfahren, das sich doch in wesentlichen Teilen unterscheidet von dem, was man vermutet.

Was sind Marken:
Insgesamt, so stellt Silvia Dertwinkel einleitend fest, ist die Quellenlage zu dieser Thematik nicht nur bei den Steinfurter  Marken dürftig.Heidelandschaft

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Entstehung in die Zeit der ersten Landnahme im elften Jahrhundert fällt. An das um die Höfe gelegene genutzte Ackerland schlossen sich Wald- und Heideflächen als „herrenlose Wildnis“ an, die später als Allemende oder auch als Mark bezeichnet wurden. Angesichts geringer Ernteerträge waren die damaligen Bauern  auf diesen unkultivierten Boden angewiesen. Hier konnten sie ihr Vieh weiden lassen, Torf stechen, Holz schlagen und vor allen Dingen Plaggen stechen. Diese brachte man als Einstreu in die Ställe. Mit den Kot der Tiere gemischt konnten nur so die Ackerflächen ein wenig gedüngt werden.

Die Zeichnung oben (aufgenommen im Kreismuseum in Bersenbrück) zeigt die weite Ausdehnung der Markengründe. Im Vordergrund sind auch schon Sandblößen zu sehen, die dann zu Wehsanden wurden.

Heide luftaufnahme

Diese Luftaufnahme (Archiv Robben) entstand über dem Bombenabwurfplatz Nordhorn Range. Hier sind die früheren Markenverhältnisse in der Weite der  nahezu unberührten Natur noch am ehesten erhalten.

Der enorme Anteil der Marken in Nordwestdeutschland beweist diese Übersicht:

aus: Schwerter, Seite 17

49 Bodennutzund anteil mark