Auch wenn die unterbäuerliche Schicht im Laufe der 400 -jährigen Geschichte des Heuerlingswesens deutlich gezeigt hat, dass sie immer wieder nach Ventilen gesucht hat, sich aus dieser Abhängigkeit von den Bauern zu befreien etwa durch die massenhafte Auswanderung nach Nordamerika oder durch Besiedlungsansätze der Moore, so hat diese Sozialisationsform doch bis Mitte des letzten Jahrhunderts in der stark ländlich agrarisch orientierten Gesellschaft Nordwestdeutschland ihren festen Platz gehabt.
Betrachtet man die Ausgangsposition eines späteren Heuerlings in jungen Jahren, so kann die Erwartungshaltung für das Leben sowohl aus weiblicher als auch aus männlicher Sicht nicht rosig gewesen sein. Man ging mit 14 Jahren als Knecht der Magd zu einem Bauern, möglichst in das nächste Dorf, war dort fest eingefügt in den starren Alltagsablauf. Man lebte unter einem Dach in der bäuerlichen Hausgemeinschaft
Im Gegensatz dazu war dann – nach der Partnerwahl und Heirat – die Übernahme einer Heuerstelle schon eine deutliche Verbesserung der Lebensumstände. Man hatte nun sein „eigenes“ Dach und „seinen“ Herd. Man konnte eine eigene Familie gründen. Alle anderen Begleiterscheinungen nahm man billigend in Kauf. Dazu hatte man die Gelegenheit, die Heuerstelle zu wechseln und nach einer besseren Umgebung Ausschau zu halten. Dass das durchaus praktiziert wurde, beschreibt Jürgen Schlumbohm für den Osnabrücker Bereich so:
Der soziale Status der Landlosigkeit währte für die große Mehrheit lebenslang, doch die meisten praktizierten einige Mobilität von Hof zu Hof.
Auf den Höfen, auf denen sich ein erträgliches von Zwischenmenschlichkeit getragenes Patronat – Klient Verhältnis entwickelt hatte, kam es immer wieder vor, dass das Bauernehepaar Patenschaften von Heuerlingskindern übernahmen.
Insgesamt kann man feststellen – und das müsste fachwissenschaftlich noch sehr viel intensiver untersucht werden -, dass bei der Erscheinungsform des Heuerlingswesens die enge gegenseitige Abhängigkeit zwischen Landbesitzer und Landlosen Pate gestanden hat: Der eine konnte nicht ohne den anderen.