Leben im Qualm – Rauchhaus

Für uns heute unvorstellbar ist es auch, dass diese Katen über keinen Schornstein verfügten. Der Rauch musste sich seinen Weg selbst suchen und so zog er dann über die lose Dielendecke irgendwo zum Dach hinaus (Jacobi/Ledeburg S. 8). Das bedeutete aber gleichzeitig, dass über den umgekehrten Weg der Wind ins Haus blasen konnte. Bei widrigem Wetter zog es also kräftig im Heuerlingshaus.

Warum hat sich das für den Menschen so ungesunde Rauchhaus teilweise bis zum Beginn 20. Jahrhunderts gehalten?

Denn einen Schornstein konnte man längst bauen.

Das hatte offensichtlich mehrere Gründe:

 

  • So konnte das Fleisch aus der Tierschlachtung durch den Rauch haltbar gemacht werden.
  • Das oben eingelagerte Heu und ungedroschene Getreide wurde auf diese Weise nachgetrocknet. Damit konnte eine Selbstentzündung durch eine gefährliche Eigenerhitzung weitgehend verhindert werden.
  • Der ständige Rauch war auch eine wirksame Waffe gegen Getreideschädlinge wie den Kornkäfer, der in wenigen Wochen den gesamten Lagervorrat hätte vernichten können.
  • Aber auch der vernichtende Holzkäfer konnte so erfolgreich bekämpft werden. Seine zerstörerische Art kann an dieser Dachlatte gezeigt werden:
  • Hier wurde das Mehl (der Kot) bei einer befallenen Dachlatte ausgeklopft und die ganze Instabilität wird deutlichHolzbock 2

Foto: Archiv Robben

Nur vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass die Menschen sich in ihren Häusern mit so viel Qualm umgaben.

Und das ist er: Der Holzbock, der im Rauchhaus keine Chance hatte für sein zerstörerisches Werk…

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Foto: Wikimedia Commons

Erste Schornstein ähnliche Rauchabzüge wurden aus einem Lehmgeflecht hergestellt. Als dann später die Schornsteine richtig gemauert wurden, entstand der Bosen. Das warein zusätzlicher Rauchfang, der unter der Decke angebracht war. In diesem Bereich konnten  weiterhin Würste und Schinken zum Räuchern aufgehängt werden.

Über der Feuerstelle lag ein dicker Eichenbaum. Er wurde Hohlboom oder Hahl genannt. Hieran war eine Kette mit einer Klinke befestigt, die man hoch und niedrig stellen konnte. Daran hing der kupferne Wasserkessel oder ein Kochtopf aus Gusseisen mit Henkel. Neben dem Feuer befand sich auch ein dickes eisernes Gestänge, dass man nach allen Richtungen drehen konnte. Diese Kochmöglichkeit ließ natürlich nur Eintopfgerichte zu.

rauchhaus-detmold                                             Foto: Archiv Robben