Industrieheuerlinge rund um GMHütte 1

Die Entwicklung zu Industrieheuerlingen rund um GM-Hütte im Rahmen der Entstehung des dortigen Stahlwerkes.

 Die Bauern fressen uns auf! So  schrieb es in tiefer Verzweiflung der Heuermann Johann Henrich Buhr aus Belm im Jahre 1833  an den Amtmann Stüve in Osnabrück und wanderte nach Nordamerika aus.1 In den folgenden Jahrzehnten verließen weitere Tausende von landlosen Heuerleuten Nordwestdeutschland,  um in der neuen Welt endlich auch eigenen Grundbesitz erhalten zu können.

Vier  widrige Umstände hatten das Leben der Heuerlinge in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich erschwert:

  • Der Hollandgang lohnte sich vielfach nicht mehr, weil die enorme Wirtschaftskraft der Niederlande insbesondere durch ein Erstarken der englischen Flotte und durch die industrielle Revolution in England enorm geschwunden war.
  • Die Haustextilherstellung insbesondere von Leinengewebe war über Jahrzehnte für viele Heuerleute die Haupteinnahmequelle gewesen. Billige Baumwolle aus Übersee, die nun in den mechanischen Webereien in England sehr kostengünstig zu Kleidung hergestellt werden konnte, überschwemmte auch den deutschen Markt und brachte bittere Armut über weite Bevölkerungskreise ( Grund etwa für die Weberaufstände in Schlesien)
  • Bisher durften auch die Heuerleute ihr Vieh in die Markengründe rund um die Dörfer treiben, wo die Tiere ihr Futter fanden. Mit Unterstützung des jeweiligen Landesherrn setzten die Bauern durch, dass diese Flächen nun ausschließlich unter den Grundbesitzern aufgeteilt wurden. Die Heuerleute mussten ihr Vieh teilweise um die Hälfte reduzieren und es fehlten ihnen so weitere dringende Einnahmen.
  • Mehrere drastische Hungerjahre durch Ernteausfälle ließ viele Heuerleute völlig verarmen. So sprach man selbst in den Behörden von den Zustand des Pauperismus (lat. pauper: arm)

Auf unsere Zeit übertragen muss man sich das Schicksal der damaligen landlosen Bevölkerung so vorstellen, als wenn man uns heute  etwa zwei Drittel unserer Einkünfte rigoros streichen würde….

Und nun geschah ab dem Jahre 1856 rund um das Dorf Malbergen südlich von Osnabrück etwas, das sowohl die Bauern als auch die Heuerleute in seltener Eintracht als ein großes Unglück für die ganze Umgebung 2 bezeichneten.

Malbergen selbst war nach der Volkszählung von 1848 eine kleine Bauerngemeinde mit 60 Wohnplätzen und 383 Einwohnern, im Vergleich zu anderen Ortschaften des Amtes Osnabrück eine Gemeinde mittlerer Größe. Die Häuserliste von 1858 nennt 29 Höfe und etwa 25 Heuerstellen.3

Was passierte nun rund um Malbergen und wie war es dazu gekommen?

Der Landesherr König Georg V. von Hannover sah es mit zunehmender Sorge, dass die enorme industrielle Entwicklung insbesondere  in England sein eigenes Staatsgebiet wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten ließ. Vornehmlich Eisen und Stahl mit entsprechenden Bearbeitungsbetrieben mussten her, um zunächst einmal durch einen gezielten Ausbau des Schienennetzes und weiterer Infrastrukturmaßnahmen die Entwicklung aus der reinen Agrarwelt heraus voranzutreiben. Dazu ließ er seine Fachleute Ausschau halten nach  gleichzeitigen Eisenerz- und Kohlevorkommen..

Seine Berater wurden aufmerksam auf ein kleines Hüttenberg in Beckerode südlich von Osnabrück.  König Georg V. wurde selbst aktiv, indem er eine Aktiengesellschaft gründen ließ, der er aus seiner persönlichen Schatulle 270.000 Taler zur Verfügung stellte. Das ermunterte weitere Geldgeber nach dem Motto: Wenn der König selbst einsteigt, dann sind wir auch mit unseren Geldanlagen auf der richtigen Seite.

Am 4. Juni 1956 kam es zur Gründung der Aktiengesellschaft „Georgs – Marien – Bergwerks – und Hüttenverein“, für die das hannoversche