Die Siedlung emsländischer Heuerleute ab 1928 im Osten

Das Leben der ausgewanderten emsländischen Heuerleute im deutschen Osten (1930)

 Lengerich i.H. (Ostsiedler und Heimatscholle). Im Jahre 1928 verließen 13 emsländische Heuerleutefamilien ihre alte Heimat im Kreise Lingen und Meppen, um eine neue Heimat im Osten zu suchen und auf der Siedlung Giesenbrügge zu finden. Ihnen folgten durch die Siedlungsgenossenschaft „Emsland“ im Herbst 1929 elf Familien nach einer Nachbarsiedlung Schönow (Kr. Pyritz) in Pommern und zwei Familien nach Tempelhof. Der Wunsch, eine eigene Scholle zu beackern, eine Heimat auf eigenem Grund und Boden zu finden, trieb diese Siedler aus ihrer alten Heimat, wo sich ihnen eine solche Möglichkeit nicht bot. Die Giesenbrügger Siedler haben sich inzwischen in ihrer neuen Heimat eingelebt; sie begründeten eine neue Dorfgemeinschaft innerhalb des alten Gutsbezirkes. Alle Siedler, Emsländer, Oldenburger und Westfalen, bindet dieselbe Stammesangehörigkeit, die beste Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben. Das wirtschaftliche Vorankommen erleichtert die Verwurzelung in der neuen Heimat, in die die Einwanderer ihre alten Sitten und Gebräuche mit hineingenommen haben. Schon die westdeutsche Bauart der Gebäude mit breiten behäbigen Dächern mutet heimatlich an, wie die westdeutsche Mundart, die man von flachsköpfigen Jungen und Mädchen im pommerischen Dorfe hört. Vieh und Haustiere sind mit hinübergenommen und im Hausrat fehlt in den schmucken hellen Wohnungen weder das „Stövken“ noch die alten Truhen und Schränke. Auf dem Tisch stehen die emsländischen „Beschüte“ und das westdeutsche Schwarzbrot, da die Bäcker sich auf die „emsländischen“ Bedürfnisse eingestellt haben. Auch das beliebte Schützenfest wird dort nicht vergessen. Im Siedlerwalde von Giesenbrügge wurde ein Schießstand errichtet und auf dem Schützenplatz bereits „Sr. Majestät I.“ gekrönt. Trotz der allmählich immer stärkeren Verwurzelung in der neuen Heimat wird von den Siedlern die alte nicht vergessen. Mit ihren Kollegen hier stehen die meisten Siedler in Briefwechsel; einige der Giesenbrügger haben bereits ihre früheren Dörfer besuchsweise aufgesucht. Vereinzelt geht auch Besuch und Arbeitshilfe dorthin, so daß das Band zwischen West und Ost sich nicht lockert. Auch ihre Heimatzeitung das „Fr. Volksblatt“ ist denen, die aus hiesiger Gegend stammen, nachgefolgt und gibt ihnen Kunde vom Stand der Heimat.

Quelle: Frerener Volksblatt Nr. 19 vom 12.02.1930.