Die Wichtigkeit der Gewährsleute
Die Aussagekraft der Interviews von ledigen Müttern und unehelich geborenen Kindern übersteigt deutlich den historischen Fakten, die die Historiker schriftlichen Quellen entnehmen können. Zwar können amtliche Statistiken und Taufverzeichnisse genaue Angaben vermitteln über die jeweiligen Zahlen der unehelichen Geburten in den untersuchten Orten und Regionen.
Dabei erfährt man allerdings aus solchen Quellen nicht, was eine uneheliche Geburt für die Betroffenen in der Realität bedeutete, etwa dass die ledige Mutter als Bauernmagd nicht im geringsten geschont wurde, dass sie bis 20. Jahrhundert hinein mit dem Schandzeichen der Strohkranzes am Sonntag vor der Kirchentür zu stehen hatte. Heute kaum noch vorstellbar ist, dass es als unangemessen galt, wenn die Tauffeier des unehelichen Kindes genauso feierlich gestaltet wurde wie die eines ehelichen geborenen Säuglings. So wuchs dieses Kind häufig unter sehr schlechten Bedingungen als „Ziehkind“ bei fremden Leuten auf, für das die ledige Mutter ihr schwer verdientes minimales Geld in der Regel komplett musste und damit jegliche Chance auf ein besseres Leben verpassen musste.
Die nachfolgenden Zeitzeugen als Gewährsleute wurden im Laufe des Jahres 2015 persönlich besucht.
Die Interviews wurden auf Video aufgenommen und sollen nach und verschriftlicht werden.